Petropavlovsk, Klappe die Zweite
In diesem Eintrag könnt ihr lesen, wie es mit meinem Visum weiterging und was ich in Petropavlovsk noch zu tun hatte.
Donnerstag, 18.11.2010:
Nach einer kurzen Nacht stand ich um fünf Uhr morgens auf. Nach dem Frühstück kam dann Larissa mit ihrem Gepäck zu uns, da uns Igor Anatolewitsch bei uns abholen wollte. Als Larissa sah, dass ich auch da war und mitfahren wollte, meinte sie dann, dass das nicht gehe, da Walodja, ein Parkmitarbeiter, schon mitfahren wollte. Nach einigem hin und her und mit Hilfe der Überredungskünste von Larissa stand dann aber fest, dass Walodja hier bleiben würde und erst morgen fahren würde. Mal abgesehen von einem Reifen, der noch gewechselt werden musste, stand unserer fahrt dann nichts mehr im Wege.
Gegen 7 Uhr, statt wie geplant um 6 Uhr, ließen wir dann das Ortsschild von Esso hinter uns.
Auf der Fahrt erfuhren wir dann, dass unser Chef die ganze Nacht irgendetwas gearbeitet hatte und nicht geschlafen hatte, er war also völlig übermüdet. Dazu kam noch, dass das Auto, das er sich neu gekauft hatte, ein alter Schrotthaufen war. Öl tropfte, überall zog kalte Luft rein, die Kupplung funktionierte auch nicht mehr so richtig und ein paar mal hielten wir an und Igor werkelte irgendwas im Motor rum. Nach einer Fahrt, von der wir nicht wussten, ob sie uns ans Ziel bringt, kamen wir dann aber doch noch in Jelisowo an. Dort bezogen wir unser Quartier, den Nalychevo - Naturpark. Danach ging es weiter in Richtung Stadt zum Migrationsamt. Dort trafen wir uns alle mit Anna Dawidowa. Zum Glück war ja Larissa jetzt dabei, denn Larissa kann fließend Russisch und gut Deutsch sprechen, so konnte sie auch schon Anna Dawidowa anrufen und ihr sagen, dass ich jetzt doch in der Stadt bin und zum Migrationsamt kommen könnte.
Auf dem Amt bestand meine Aufgabe eigentlich nur darin, da zu sein und meinen Pass zu zeigen. Alles andere erledigte Anna Dawidowa für mich. Auch wenn sehr viel redet und mich im Technikum auf dem Präsentierteller umher trug, so muss ich sagen, dass sie doch ein Talent dafür hat, sich durchzusetzen und sich einen Weg durch die Behörden zu bahnen.
Allerdings half auch dieses Talent nicht weiter, als man uns dann sagte, dass noch ein paar Dokumente fehlten und ich am Montag in einer Woche, also am 29.11. Wieder kommen sollte. Na klasse!! Auch noch mal nach Petropavlovsk fahren. Diese Stadt regte mich so langsam auf. Aber es kann immer noch schlimmer werden, wie ich die nächsten Tage erfahren sollte.
Nachdem der erste Behördengang erledigt war fuhren wir Volontäre, also Vera, Susan, Larissa und ich mit dem Bus zu einer Veranstaltung, von der wir dachten, dass sie zu der Ausstellung gehörte, wegen der wir hier waren. Später erfuhren wir, dass dem nicht so war. Es handelte sich hierbei um die Eröffnungszeremonie eines Filmfestivals zu Ehren der Natur. (Es nannte sich H2O und ist im Internet unter www.h2ofilmfest.ru zu finden) Wir stolperten also nichts Ahnend in die Veranstaltung. Ich erwartete, dass wir in einen Saal kommen würden, uns dort irgendwo unauffällig hinsetzen würden und ein paar Reden anhören würden.
Das dem nicht so war, merkten wir, als wir den Raum betraten. Es war ein kleiner Konferenzraum. Am Tisch in der Mitte saßen einige Damen und Herren in ihren besten Klamotten, am Rand ein paar Zuhörer und im Raum verteilt drei Kameras von russischen Fernsehsendern. Wir setzen uns an den Rand und hofften nicht aufzufallen. Dass dies unmöglich war, war dann schnell klar. Schließlich war der Raum sehr klein und wir fielen in unseren Alltags-Outdoorklamotten einfach auf. Diese Veranstaltung entpuppte sich dann als Pressekonferenz des Filmfestivals. Es gab ein paar Reden von verschiedenen Vertretern (UNDP, Nalychevo - Naturpark und andere Naturparks Kamtschatkas) Zu allem Übel erzählte ein Redner dann auch noch davon, dass in den Naturparks Kamtschatkas (Es gibt insgesamt, glaube ich, 5 Stück) nach viele junge Freiwillige arbeiten würden. Zuerst erzählte er von Studenten dann zeigte er auf uns sagte: “Und sitzen gerade die deutschen Freiwilligen des Bystrinskii Naturparks” Oh nein, schon wieder im Mittelpunkt, diesmal sogar mit Kameras, die natürlich dann auf uns schwenkten. Wir bemühten uns sie zu ignorieren und ganz interessiert auszusehen.
Nach den Reden wurde dann aber das Buffet eröffnet. Wir wollten natürlich nicht gleich losstürmen, auch wenn wir dass Buffet schon längst ausführlich gemustert hatten. Wir waren uns nicht mal sicher, ob es uns überhaupt zustand uns am Buffet zu bedienen. Nachdem dann aber die Veranstalter uns mehrmals aufgefordert hatten hielte wir uns nicht mehr zurück. Da viele Speisen übrig blieben, forderten uns die Veranstalter dann auch noch auf, so viel wie nur geht vom Buffet einzupacken. Wir stapelten also ein paar Teller voll verstauten sie in Plastiktüten, die uns extra dafür gegeben wurden. Wir kamen uns irgendwie dumm vor, als wir da das Buffet einpackten, aber die anderen machten es genauso. In Deutschland würde wahrscheinlich niemand auf so eine Idee kommen, das könnte ja gierig aussehen. Aber hier in Russland ist es wohl üblich die Reste des Buffets einzupacken. Wenn man bedenkt, dass die Rest sonst nur rausgeschmissen werden eine sehr sinnvolle Einstellung.
Noch immer lachend über den Ablauf der Veranstaltung fuhren wir dann im Bus zurück nach Jelisowo. Es schien also, als ob uns ein paar lustige Tage erwarten würden. Im Nachhinein muss ich sagen, dass die Tage mit den anderen Freiwilligen in Petropavlovsk durchaus ihre schönen und lustigen Seiten hatten, aber auch ganz schön nervenaufreibend waren.
Zurück in Jelisowo bereiteten wir unser Nachtlager im Nalychevo - Naturpark. Wir schliefen im Besucherzentrum des Parks auf dem Boden im Schlafsack.
Freitag, 19.11.2010:
Deshalb mussten wir am Freitagmorgen dann auch unser Nachtlager wieder abbauen und alles aufräumen, schließlich öffnete der Park um neun Uhr und dann könnte es ja sein, dass ein Besucher sich die kleine Ausstellung im Besucherzentrum anschauen wollte.
Da wir hier in einem Bürogebäude wohnten, musste wir unseren Komfortanspruch, der eh nicht mehr allzu hoch war, noch weiter senken. Denn es gab hier lediglich zwei Toiletten mit jeweils einem Waschbecken und einen Wasserkocher. Damit musste wir ca. 6 Tage leben. Es gab nicht mal eine Mikrowelle, in der man sich hätte etwas warm machen können. An eine Dusche war nicht zu denken. Warum auch immer wurde am Freitag dann auch noch das Heißwasser abgedreht. Das bedeutete, dass man sich nur notdürftig mit eiskaltem Wasser über dem Waschbecken waschen konnte, es sei denn man wärmte sich etwas Wasser mit dem Wasserkocher auf und mischte es mit kaltem bis zu einer erträglichen Temperatur.
Das war aber noch nicht alles. Denn außer uns vieren übernachteten im Park noch Nina und Sergej, die am Freitagabend ankamen und ein Mitarbeiter des Nalychevo - Parks, der anscheinend kein Zuhause hatte. Denn er saß die ganze Zeit an seinem PC, ging einmal am Tag kurz raus und blieb selbst am Wochenende da. Dass er schon lange im Park schlief merkte man an seinem Gestank. Ich schreibe hier Gestank, denn von Geruch konnte man nicht mehr sprechen. So böse dass vielleicht klingt, aber dieser Mensch hat tatsächlich die ganze obere Etage des Parks, in der sowohl sein Arbeitsplatz als auch unser Schlaf - und Essplatz war, vollgestunken. Die Toiletten verließen er und alle anderen Parkmitarbeiter auch noch in einem erbärmlichen Zustand. Alles war total verdreckt und es stank fürchterlich, obwohl wir öfters das Klo provisorisch putzen, aber kurz später sah es wieder aus wie zuvor. Vielleicht könnte man meinen, wir seien Weicheier und verwöhnte Deutsch, die nur ihr Marmorklo mit Arschmassage und Selbstreinigungsfunktion kennen. Aber immerhin sind wir nun schon einiger Zeit hier in Russland und haben viele Toiletten gesehen und viele Menschen gesehen (oder gerochen), aber das hier übertraf beinah alles. Lediglich Vera und Susan, die ja schon länger als ich hier sind, haben schlimmeres erlebt, aber dass war nicht in der Zivilisation, sondern auf einer mehrtägigen Tour in der Natur.
Dies alles trug also nicht gerade dazu bei, dass wir gute Laune hatten.
Hinzu kam noch, dass wir wie so oft keine Ahnung hatten was wir eigentlich hier tun sollten. Wir wussten lediglich, dass wir helfen sollten, die Ausstellung zum Parkjubiläum aufzubauen. Wir wussten aber weder wo noch wann und wie. Irgendwann erfuhren wir dann, dass wir um 15 Uhr im “Ausstellungszentrum Kamtschatkas” (kurz KWC vom russischen Камчатский Выставочный Центр) sein sollten. Dann hieß es plötzlich 12 Uhr. Also gingen wir sofort los, nachdem uns noch erklärt wurde, wo das KWC ist.
Wieder einmal fuhr ich mit dem Bus ins Zentrum von Petropavlovsk, bis zum KWC. Diesmal mit Vera und Susan.
Dort angekommen wussten wir immer noch nicht, was wir dort eigentlich tun sollten. Wir trafen dort auch nur ein paar Mitarbeiter des Nalychevo - Naturparks, die es nicht mal hinbekamen unseren Gruß zu erwidern, wir warteten also eine Weile, vielleicht würde ja doch unser Chef auftauchen und uns sagen, was wir tun hätten.
Nachdem wir dann gesehen hatten, was die anderen hier machten, nämlich Bilder aufhängen, dachten wir uns, helfen wir denen mal. Wir nahmen uns also auch ein paar Schnüre, die extra zugeschnitten wurden, und begannen damit ein paar Bilder an den Stellwänden im KWC aufzuhängen, an den Stellen, an die sie die Leute vom Nalychevo - Naturpark hingestellt hatten.
Als wir mit der Arbeit begonnen, wurden wir erstmal komisch angeschaut, aber es wurde nichts gesagt und wir machten also weiter. Schließlich hatte man uns hier her zum helfen geschickt. Scheinbar akzeptierten die Leute unser handeln. Die Bilder waren dann auch schnell aufgehängt und wir fragten uns schon wieder was wir tun sollten. Wir warteten halt. Irgendwann tauchte dann tatsächlich unser Chef für einen Moment auf. Wir fragten ihn, was wir tun sollten. Seine äußerst hilfreiche Antwort lautete dann: “Keine Ahnung, ich bin ja auch erst angekommen”
Wir gingen dann in ein Schnellrestaurant um die Ecke zum Mittagessen.
Nach dem Essen gingen wir wieder zurück ins KWC. Da kam dann auch bald ein Auto mit den Ausstellungsmaterialien des Bystrinkskii Naturparks. Wir halfen beim ausladen und endlich wurde uns gesagt, was wir tun sollten: Wir sollten unsere Bilder und ein Plakat an den Stellwänden aufhängen. Wir suchten uns also die besten Bilder heraus, da nicht Platz für alle war, Vera brachte sie noch in eine sinnvolle Reihenvolle und dann suchten wir Schnüre und Haken zum aufhängen. Die Haken bekamen wir noch. Die gute weiße Schnur vom Vormittag war verschwunden, jetzt gab es nur noch ein gut sichtbares Naturgarn, mit dem die Bilder zwar auch aufgehängt werden konnte, aber es sah einfach nicht so gut aus und war etwas komplizierter, da das Garn ziemlich fasrig war. Aber was uns aufgetragen wurde machten wir auch und nach etwa zwei Stunden und pünktlich zum Feierabend hingen unsere Bilder alle auf ziemlich gleicher Höhe, was bei den Umständen und Werkzeugen hier ein kleines Kunstwerk war. Einigermaßen zufrieden über unser Ergebnis fuhren wir zurück nach Jelisowo.
Im Nalychevo - Naturpark waren bereits Nina und Sergej und natürlich der übel riechende Mitarbeiter.
Den Abend verbrachten wir dann damit, die laute Musik von Boris (der übelriechende Mitarbeiter des Nalychevo - Naturparks) zu überhören und Karten zu spielen. Gegen 23 Uhr krochen wir dann nach einem dürftigen Abendessen in unsere Schlafsäcke und waren gespannt, was der morgige Tag für Überraschungen für uns parat haben würde. Immerhin wussten wir, dass wir morgen von 12 bis 16 Uhr im KWC Aufpasser sein sollten.
Samstag, 20.11.2010:
Wir, das heißt Vera, Susan, Nina, Sergej und ich, teilten uns die 4 Stunden Aufpassdienst im KWC auf. Vera, Susan und Ich nahmen die ersten beiden Stunden, Nina und Sergej die beiden letzen, da sie während unserer Schicht einen Film des H2O-Filmfestivals, welches noch immer stattfand, anschauen wollten.
Während unserer zwei Stunden Dienst mussten wir lediglich da sein und aufpassen, dass niemand die Ausstellungsgegenstände beschädigte oder Ähnliches damit machte. Das heißt also, dass wir zwei Stunden eigentlich nur da saßen und auf unsere Ablösung gewartet haben.
Danach gingen wir dann Mittagessen und ein wenig am Strand spazieren, bis wir uns um 16 Uhr ebenfalls einen Film des H2O-Filmfestivals anschauten. Es war ein kurzer Film über die ewenenischen Rentierhirten im Bystrinskii Naturpark.
Danach fuhren wir wieder zu unserer “erstklassigen” Übernachtungsstelle. Den Abend verbrachten wir dann wieder mit Kartenspielen oder Lesen. (Ich hatte leider mein Buch in Esso vergessen und musste mich dann mit einem russischen Kreuzworträtsel aus einer Zeitschrift begnügen)
Sonntag, 21.11.2010:
Den Sonntag hatte man uns frei gegeben. Wir konnten also ausschlafen.
Um die Zeit danach tot zu schlagen beschlossen Vera, Susan und ich einen Spaziergang durch Jelisowo zu machen. Zwar war die Stadt genauso hässlich und dreckig wie Petropavlovsk, aber irgendwie mussten wir uns ja beschäftigen.
Auf dem Rückweg kauften wir uns noch etwas zum Mittagessen. Auf Grund der hervorragenden Küchenausstattung gab es nur “Chinanudeln” (So nennen wir diese Nudel-Fertiggerichte aus Asien, die man nur mit Heißwasser übergießen muss und dann soll man anscheinend Nudeln mit Hühnchenfleisch haben. Wahrscheinlich haben diese Fertignudeln noch nie echtes Fleisch gesehen, wenn sie überhaupt echtes Mehl gesehen haben). Als Alternative dazu gab es Brot mit Wurst, Käse oder Ähnlichem, aber nach einigen Tagen ohne warme Mahlzeit greift man in der Verzweiflung halt doch mal nach “Chinanudeln”.
Zurück im Nalychevo - Naturpark wollten wir gerade unser Mittagessen in Ruhe verzehren, als dann die Putzfrau kam und nur meinte: “Hoffentlich seit ihr bald fertig”. Na Klasse nicht mal in Ruhe Essen kann man. Aber es half nichts, wir musste aufstehen und auch noch unsere Stühle auf den Tisch stellen und warten bis die Putzfrau fertig war mit putzen. Erst dann konnten wir zu Ende essen.
Den restlichen Tag verbrachten wir dann wieder mit den bereits erwähnten Beschäftigungsmethoden.
Montag, 22.11.2010:
Heute sollte die Ausstellung eröffnet werden. Vorher musste sie aber noch aufgebaut werden! Denn das hatten die ganzen Parkangestellten noch immer nicht hinbekommen. Wir wurden dann am Vormittag zum KWC gefahren. Dort halfen wir erst mal das Auto auszuladen. Dann wurde uns sollten wir helfen Etiketten unter die Bilder zu kleben.
Außerdem mussten wir feststellen, dass irgendjemand unsere Anordnung der Bilder verändert hatte. Schließlich war jetzt auch mehr Platz und alles sah anders aus.
Wäre am Freitag schon alles so dagestanden, hätten wir unsere Bilder vielleicht auch anders aufgehängt. Dann kam noch dazu, dass man jetzt plötzlich wieder einen weißen Faden hatte. Wir sollten also unser kunstvoll an den Bildern befestigtes Naturgarn wieder abmachen und durch das weiße ersetzen. Na toll, da war also unsere Arbeit vom Freitag komplett sinnlos gewesen.
Wir konnten es anfangs noch nicht glauben, aber pünktlich im 13 Uhr war die Ausstellung weitestgehend aufgebaut und die Eröffnungszeremonie konnte beginnen.
In deren Verlauf gab es jede Menge Reden von verschieden Leuten aus dem Naturschutz und der Politik, ein paar Ehrungen, einen musikalischen Beitrag und ein kleines Quiz.
(Ich hab von dem allem leider wenig verstanden, da die Reden natürlich auf russisch waren und mein Sprachkenntnisse nach zwei Monaten zwar besser geworden sind, aber noch lange nicht ausreichend sind)
Als wir dann nicht mehr benötigt wurden, gingen wir Mittagessen. Im Anschluss daran fuhren wir wieder zurück nach Jelisowo.
Im KWC hatte wir noch Pjotr Petrovitsch klargemacht, dass wir morgen mit ihm zurück nach Esso fahren würden. Er und seine Frau Natalia Petrowna hatten vollstes Verständnis dafür, dass wir unbedingt wieder zurück wollten. Dass klang also so, als ob wir morgen früh nach Hause fahren würden.
Am Abend rief Pjotr Petrovitsch dann aber an und teilte uns mit, dass sein Auto kaputt ist und er morgen früh erst in Werkstatt müsste. Er würde dann noch mal anrufen um uns zu sagen, ob wir dann noch gegen Mittag fahren könnten oder nicht. Wir hatten uns also zu früh gefreut. Wir befürchtete nun, dass wir noch bis Mittwoch hier bleiben müssten.
Dienstag, 23.11.2010:
Wir packten schon mal unsere ganzen Sachen zusammen und warteten dann auf einen Anruf von Pjotr Petrovitsch, der uns sagte, dass wir doch noch heute fahren könnten. Gegen Mittag war aber noch immer kein Anruf eingegangen. Wieder einmal gingen wir uns ein paar Dinge fürs Mittagessen einkaufen und verzehrten ein karges Mahl, fest davon Überzeugt, dass wir eine weitere Nacht hier verbringen müssten.
Doch dann kam der ersehnte Anruf und uns wurde mitgeteilt, dass wir um 15 Uhr abgeholt werden. Unsere Laune stieg sprunghaft an. Wir sahen uns schon in unserem Bett in Esso liegen und am nächsten Morgen ein bad nehmen.
Nach einer Verspätung von ca. 45 Minuten fuhren wir dann tatsächlich los. Auf der Fahrt bekamen wir dann sogar noch ein Abendessen spendiert. Als wir dann gegen 24 Uhr zu Hause ankamen waren wir unglaublich froh, wieder in Esso zu sein.
Kurz vor Abfahrt, kam Sergej, welcher wegen einer Konferenz noch länger in der Stadt bleiben musste, zu mir und meinte, dass in unserem Zimmer ein Fell liegen würde, vielleicht würde es ein wenig riechen, ich könnte es ja dann wo anders hinlegen, nur nicht auf die Straße.
Mit dieser Mitteilung im Kopf trat ich vor meine Zimmertür und wäre am liebsten wieder umgedreht und zurück nach Jelisowo gefahren und eine weitere Nacht im Nalychevo - Naturpark übernachtet. Dieser Sinneswandel lag nicht an meiner Zimmertür, sondern an dem, was von dahinter vorstand. Das frische Rentierfell von Sergej faulte schon ein paar Tage in meinem Zimmer vor sich hin. Ich öffnete dann die Tür und sah das Übel. Das ganze Rentierfell lag auf dem Boden, Drumherum getrocknetes Blut. Wer weiß wie verfaultes Fleisch riecht, kann ahnen, wie es dann in meinem Zimmer roch. Es war kaum auszuhalten!!
Hätte man nun eine Gedankenblase wie in einem Comic über meinen Kopf gezeichnet, so wären dort Gewitterwolken und Totenköpfe zu sehen gewesen.
Ich verbrachte die erste Nacht in einem leer stehenden Zimmer, wieder mit Isomatte und Schlafsack, denn in dem Gestank konnte ich nicht schlafen.
Was ich dann mit diesem Fell machte und wie ich wieder mal nach Petropavlovsk fuhr steht dann im nächsten Eintrag. Aber diesen schließe ich damit erstmal.
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