Panama
Manchmal muss man ganz weit weg fahren, um zu erkennen, dass das eigene Zuhause doch am schönsten ist. Und manchmal sucht man Panama und landet dann doch wieder in Halte.
Ob das auf mich zutrifft, weiß ich nicht genau, eigentlich war Zuhause schon immer mein Lieblingsort. Aber so gefreut wie jetzt hatte ich mich noch nie, für ein paar Tage zurückzukommen. Anlass war der Geburtstag meiner Mutter am Samstag. Eigentlich sollte es eine Überraschung werden, aber dann ist mal wieder das Leben dazwischen gekommen. Das kennt man ja.
So bin ich also am Freitagnachmittag mit Rucksack, Geschenken und Nussschokoladenwaffeln (dank der wunderbaren Basia und Ewa) bewaffnet losgefahren. Die Reise nach Hause und wieder zurück ist eigentlich recht unproblematisch, vorausgesetzt, die Deutsche Bahn tut was sie soll, was an diesem Wochenende definitiv nicht der Fall war. Das Hauptproblem liegt vor der Haustür: Die deutsche Grenze ist zwar ganz in der Nähe, aber von Żary nach Forst gibt es nur zwei Züge am Tag und mit dem zweiten ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ich in Berlin festsitze und nicht nach Hause komme. Auf dem Rückweg ist das Problem ähnlich und wegen ziemlich viel Chaos und Ausfällen hab ich den letzten Zug natürlich verpasst. Wenn man kein Auto hat, sein Führerschein in dem Land nicht mal gültig ist und die Familie hunderte Kilometer weit weg wohnt, was tut man dann?
Man zählt auf Freunde, in meinem Fall die fantastische Kasia und ihre Familie, die mich auf Hin- und Rückweg jeweils ein Stück gebracht haben. Und so hab ich es doch noch geschafft. Freitagnacht kam ich schließlich an und wurde am Bahnhof von meinen Eltern abgeholt. Auch nach über drei Monaten hatte ich das Gefühl, ich wäre nie weggewesen. Unser Haus kam mir jetzt wie der reinste Luxus vor. Und ich sag's euch, Freunde, nehmt euch mal einen Moment, um für eure Spülmaschine dankbar zu sein! Am Samstag stand die Geburtstagsfeier, also ein gemütliches Kaffeetrinken mit der einen Hälfte und dann ein Abendessen mit der anderen Hälfte der Verwandschaft.
Zum Glück ist das bei meiner kleinen Familie recht unkompliziert. Trotzdem habe ich mich sehr gefreut, alle zu sehen und es war ein richtig netter Abend. Ich hatte Schwarz-Weiß-Gebäck mitgebracht, das noch für einigen Diskussionsstoff sorgte (aber durchaus genießbar war). Vor allem habe ich mich über die Zeit mit meinen Eltern gefreut, auch wenn wir sie nicht besonders spektakulär verbracht haben. Reden, Spiele und Fotos von ihrem Frankreichurlaub angucken waren auch schöne Beschäftigungen. Sonntagabend war dann aber für meine Freundinnen reserviert.
Ich hab echt Glück, weil fast alle noch zu Hause wohnen und es so gesehen sehr leicht ist, möglichst viele zu versammeln. Treffpunkt war natürlich das örtliche McDonalds, es gibt einfach nicht viele andere Möglichkeiten. Und Chicken Nuggets gehen immer!
Es hat sich wirklich nichts geändert, Nele und ich waren mal wieder mit Abstand die Ersten. Aber es war spannend, von den anderen zu hören, von Schule, Ausbildung und Studium. Und wieder das Gefühl, als ob ich nie weggewesen wäre. Ein bisschen neidisch war ich schon, dass alle noch so viele Freunde bei sich haben und auch die Studentinnen in den Städten scheinbar keine Probleme damit haben, während wir es in Żary noch immer nicht geschafft haben.
Einmal ist da natürlich das Sprachproblem sowie die Tatsache, dass wir meines Wissens nach die einzigen Ausländer sind. Und wir sind in feste Strukturen gekommen, in denen sich alle schon kennen und ihre eigenen Freundesgruppen haben. In einer Studentenstadt wie Breslau wäre das natürlich anders. Dann kommt noch das Altersproblem dazu und die Tatsache, dass wir irgendwie zwischen den Welten schweben: Schülerinnen sind wir nicht mehr und wir wohnen auch nicht mehr zu Hause, sind aber eben auch noch keine Studentinnen und letztendlich passen auch noch alle sehr gut auf uns auf. Ein Viertel der Zeit ist jetzt beinahe vorbei, mal gucken wie sich das noch entwickelt. Immerhin habe ich Kasia und mit Jule treffen wir uns demnächst auch öfter. Ich könnte noch mehr von Zuhause erzählen, aber ihr seid ja schließlich hier, um über Polen zu lesen.
Sonja und Johanna sind Donnerstag für ein paar Tage auf ein Seminar in der Nähe von Toruń gefahren, um noch etwas über Sprachanimation zu lernen. Obwohl sie dort mit Abstand die Jüngsten waren, hat es ihnen wohl Spaß gemacht. Ihre Erzählungen waren auf jeden Fall lustig, aber ich glaube, ich könnte sie hier nicht so korrekt wiedergeben. Währenddessen bin ich jetzt sozusagen als Wichtel der Helfer des Nikolauses und bereite ganz viele Süßigkeitentüten für die Trzebieler Kinder nächste Woche vor. Außerdem hat Basia den Antrag, an dem sie seit langer Zeit arbeitet, abgeschickt. Das OKiB hofft auf eine Menge Geld für verschiedene Maßnahmen zur Tourismusförderung in Trzebiel und Bad Muskau, zum Beispiel für Spielplätze, eine Töpferwerkstatt und eine Touristeninformation. Ich habe die deutsche Übersetzung Korrektur gelesen und war ziemlich beeindruckt von allem, was sie sich ausgedacht haben. Wenn das klappt, wird es auf jeden Fall eine richtig gute Sache. Nur schade, dass ich dann nicht mehr hier bin, um das alles zu sehen. Ich wünsch euch allen ein schönes Wochenende!