Normalizacja
"Darauf sollte man eigentlich stolz sein, keine drei Nächte in der Stadt und schon zu Einheimischen eingeladen." Johannson verbringt in Sofia eine aufregende Zeit mit neuen Erfahrungen.
Darauf sollte man eigentlich stolz sein, keine drei Nächte in der Stadt und schon zu Einheimischen eingeladen. Am nächsten Morgen machte die Mutter selbstverständlich Banizza. Dann trafen wir uns mit Kalina vor der Nationalgalerie im alten Zarenschloss. Die hat uns alle drei total begeistert, besonders die Bilder des bulgarischen Maestros Vladimir Dimitrov. Danach musste Margarita schon los. Aber Kalina folgte mir zu Synagoge, da sie Sofia selbst nicht wirklich gut kennt. Dort war leider schon zu, aber Kalina führte mich durch einige herrliche Orte. Ein typisch bulgarischer Süßigkeitenladen, einer Mischung aus Café und Konditorei mit besonders reichhaltigem Sortiment. Am besten war der Basar einige Straßen weiter, voller riesiger Tomaten und Zigeuner.
Kalinagrad
Zuletzt führte mich Kalina noch durch den Park 'Zar Boris III', einem weiten Areal mit See und Statuen der nationalen Dichter/Befreiungshelden. Zum Abschluss fuhren wir in Kalinas Viertel, wo mir Kalina ihr Haus, Grundschule und die Brennende Kaserne zeigte. Das wurde zu einer der interessantesten Erfahrungen, denn es zeigte mir Sofia wie es mir immer beschrieben wurde. Die Aleksievas wohnen weit südwestlich vom Zentrum in einem typischen Blockviertel mit allen notwendigen Einrichtungen, eine Stadt in der Stadt. Wer nicht will, muss da wahrscheinlich in seinem Leben nie raus.
Auf dem Rückweg war es bereits fast dunkel, gut um die Leute nach Feierabend zu beobachten. Meine primäre Überraschung ist dabei leider immer noch, dass sie genauso aussehen und das gleiche machen wie überall. Kinder mit Hiphop Klamotten und Energydrinks in der Hand, ältere Herrschaften in sauber gebügeltem Hemd und Hose. Ich denke im Moment oft, dass ich vielleicht zu sehr auf Polen fokussiert bin und mir langsam ein neues Land ansehen könnte. Und in einer Stadt, wo auf dem Heimweg im Bus Blues gespielt wird, kann man es einige Monate aushalten. Ich weiß jetzt schon, die Abreise wird wieder eine traurige Angelegenheit.