Noch ein Mal Touri sein
An meinem letzten vollständigen Wochenende habe ich Aarhus nochmal neu kennengelernt
Zu Weihnachten habe ich von meinem Patenonkel eine Aarhus Card geschenkt bekommen. Damit hat man Zugang zu allen möglichen Museen in und um Aarhus und vielem mehr. Bisher hatte ich es noch nicht geschafft, an drei zusammenhängenden Tagen die 72 Stunden gültige Karte einzulösen. Jetzt war das letzte vollständige Wochenende in Aarhus und ich habe eine kleine Museumstour gemacht. Am Samstag kamen das Steno Museet und das Naturhistorische Museum dran. Zum Steno Museet gehört auch ein Planetarium, ist also was für alle Astro-Fans. Außerdem gibt es verschiedenste Dauerausstellungen, unter anderem zu den Themen Weltbilder, Planeten und wie wird Wissenschaft gemacht. Es lohnt sich durchaus, für ein paar Stunden dort hinzugehen. Ich persönlich fand das Museum sehr spannend, auch wenn es in einer Ausstellung sehr viel um Physik ging, mit der ich sonst nicht so viel anfangen kann. Aber sie ist gut und anschaulich gemacht und hat selbst mich gefesselt.
Das Naturhistorische Museum liegt nur ein paar Gehminuten entfernt, ebenfalls auf dem Gelände der Aarhuser Uni. Dort gibt es mehrere Ausstellungen über die Tier- und Pflanzenwelt in Dänemark und wie sie sich über die Zeit entwickelt hat, eine Expedition in die Afrikanische Savanne und über mythische Wesen. Das hat mich am Anfang etwas irritiert, aber in der Ausstellung werden verschiedene Wesen der Mythologie, wie der Drache, das Einhorn und Pegasus oder Riesenvögel, vorgestellt und es werden Gründe genannt, warum Menschen überhaupt auf die Idee gekommen sind, dass es diese Wesen geben könnte. Meist basieren die Fabeln auf Knochenfunden, die nicht zugeordnet werden konnten und dann hat das Ganze doch wieder einen sehr naturhistorischen Bezug gehabt. Es ist auf jeden Fall auch einen Besuch wert, nur sollte man der Dänischen Sprache mächtig sein, denn in ein paar Ausstellungen sind die Tafeln nur auf Dänisch.
Der erste der drei Tage war nach den zwei Museen erst einmal vorbei, das macht dann doch etwas müde, stundenlang Infos in sich reinzulesen, auch wenn es spannend war. Und für Juli war es sehr herbstliches Wetter. Es hat geregnet, war maximal 17 Grad Celsius warm und der Wind war stark. Da hab ich den Tag doch gerne mit einer heißen Schokolade und einer Fleecejacke ausklingen lassen.
Am Sonntag war es dann etwas besser, aber immer noch schlecht genug, um auch den Tag in Museen zu verbringen. Als erstes ging es ins Køn-Museum (Geschlechtermuseum). Dort geht es, wie der Name schon verrät, viel um das Verhältnis zwischen den Geschlechtern und zu unserem Körper, aber auch, wie Kinder im letzten und vorletzten Jahrhundert aufgewachsen sind und wie sich Frauen in Dänemark und speziell Aarhus mehr Macht und Rechte erkämpft haben. Ich fand die Ausstellung ganz gut und in vielen Teilen auch sehr interaktiv, aber besser war die Sonderausstellung zu Astrid Lindgren im gleichen Gebäude. Dort habe ich viel über sie gelernt, was ich vorher noch nicht wusste. Eine sehr spannende und engagierte Person, die sich für Kinderrechte, den Erhalt unserer Umwelt und gegen Atomkraft eingesetzt hat. Diese Ausstellung ist wirklich sehr empfehlenswert. Und mitten drin trifft man auch immer mal Held*innen der eigenen Kindheit.
Danach ging es ins Besættelsesmuseet. Es teilt sich ein Gebäude mit dem Køn-Museum. Dort geht es um Aarhus zur Zeit der Besatzung durch die Nazis. Man ist etwa nach einer Stunde durch, das heißt aber nicht, dass es nicht interessant wäre. Man bekommt am Anfang einen Personalausweis einer fiktiven Person aus der Zeit, die aber Erlebnisse echter Personen wiedergibt. IM Laufe der Ausstellung findet man immer wieder Stationen, wo man der Person zuhören kann. Außerdem hat das Museum eine Verhörzelle, wo man sich von einem Nazi-Verantwortlichen verhören und einschüchtern lassen kann (keine Sorge, das ist nur ein Video und kein echter Mensch und man muss auch nicht mit dem reden). Direkt nebenan ist eine Arrestzelle, wo man einen Gefangenen antrifft (auch nur eine Puppe). Aber dadurch, dass in diesen Räumen wirklich für einige Zeit das Hauptquartier der Nazis in Aarhus war, wird einem doch etwas mulmig zumute.
Das fünfte und letzte Museum habe ich am Montag Nachmittag nach der Arbeit besucht. Das war das Wikingermuseum in der Innenstadt. Das gehört zum recht bekannten Moesgaard Museum, das etwas außerhalb von Aarhus liegt. Aber speziell in diesem kleinen Museum geht es um das Leben der Wikinger, die ab dem späten 8. Jahrhundert dort gelebt haben, wo heute Aarhus ist (sie haben die Stadt aber Aros getauft). Es ist nur ein Ausstellungsraum, das heißt, man braucht auch nur eine gute Stunde, aber es ist sehr interessant. Man sieht originale Ausgrabungsstücke, ein Skelett und bekommt viele interessante Infos geboten. Und das Sahnehäubchen ist, dass viele der Dinge (inklusive des Skelettes) genau von der Stelle kommen, wo das Museum ist. Auf dem Boden sind auch die Umrisse der Hütten aufgemalt, in denen die Dinge gefunden wurden. Man kommt also recht nah an das Leben der Wikinger damals ran.
Das war eine sehr schöne Erfahrung für mich, die Stadt nochmal anders kennenzulernen, auch wenn ich in ein paar Tagen hier wieder wegziehe. Aber nach den drei Tagen Input braucht mein Gehirn doch erstmal Zeit, die vielen Informationen zu verarbeiten.