Nicht zu fassen...
SullenGirl holt sich bei ihrem Tanzkurs blaue Flecken und Muskelkater, trotzdem macht es ihr riesigen Spaß und sie ist stolz auf ihr Durchhaltevermögen.
... ist, dass ich in weniger als zwei Monaten zu Hause sein werde.
Maria werde ich vermissen. Zwischendurch war es wirklich manchmal etwas stressig mit ihr, aber selten so gelacht, sie ist der geborene Clown, sie bringt alle zum Lachen. Wir haben eine seltsame Beziehung. Eigentlich ist es offensichtlich, dass wir uns mögen und dass wir viel gemeinsam haben, aber irgendwie... Es liegt vermutlich an mir. :)
Ich fange gerade an Polnisch zu sprechen und meine Arbeit zu mögen und all die Menschen, die ich so treffe. Bescheuert. Es ärgert mich, dass meine ersten zwei Monate so verloren waren. Ich meine mich. Aber was erwartet man, natürlich kann man nicht sofort Freunde haben und wissen, was und wie man etwas im fremden Land tun kann um sich mehr wie zu Hause zu fühlen.
Ich hatte geschrieben, dass mir die Dinge nicht mehr als Zufriedenheit entlocken. Aber das stimmt jetzt auch nicht mehr. Im Daily Center haben wir die letzte Woche Masken gebastelt für den Theaterworkshop. Einfache Papiermasken, aber ich liebe es. (Und mein neuer Plan ist jetzt Maskenbildnerin zu werden. :)) Und auch der Tanzkurs, von dem ich schon geschrieben habe, ist ganz wundervoll. Den werde ich auch vermissen. Ich habe zwar danach immer höllischen Muskelkater und überall blaue Flecken, weil wir vor allem hinfallen und schnell wieder aufstehen müssen (das ist eben moderner Tanz), aber es macht echt Spaß und ich bin so stolz, dass ich da regelmäßig hingehe.
Nächste Woche findet eine wahnsinnige Veranstaltung statt: Aus verschiedenen Ländern und aus ganz Polen kommen Gruppen, die ähnliches machen wie wir: Kunstwerkstätten mit Behinderten und treffen sich in Gdansk. Es werden die ganze Woche Workshops stattfinden und am Wochenende wird nicht nur alles präsentiert, es finden auch Konzerte statt und das Kranke ist einfach, dass Maria Peszek dabei sein wird. Die Sängerin, die heißt wie meine Mitbewohnerin und dessen CD mir mein Freund im Dezember aus Warschau mitgebracht hat und die mein erster Kontakt mit polnischer Kultur war. Naja, jedenfalls, wie gesagt, eine wahnsinnige Veranstaltung.
Veranstaltung war auch dieses Wochenende. Cooler Weise ist es seit einem Jahr in Gdansk üblich, dass sich alle Schulen am Schuljahresende zusammenschließen und gemeinsam Workshops und andere Aktionen veranstalten. Das kennt man in Berlin auch, nur, dass normalerweise jede Schule für sich etwas macht. Da hier aber alle zusammen arbeiten, sind verrückte Dinge möglich:
kostenlose Open-Air-Konzerte am Strand zum Beispiel. (Siehe Fotos!) Da war ich gestern noch mit Maria. Es war zwar nur Reggae, aber teilweise auch ganz nett. Und danach sind wir noch mit ein paar anderen Freunden in den gefühlten einzigen Club in ganz Dreistadt gegangen: Papryka. Also dazu kurz: Sopot ist als Party-Stadt bekannt, das ist aber ne Lüge. Vielleicht ist es wirklich was Besonderes, wenn man Sopot wirklich als Kleinstadt sieht, aber, dass irgendwie auch noch Gdansk und Gdynia mit dran hängen und Sopot der Ort ist, wo alle auch aus Gdansk und Gdynia hinkommen um Party zu machen, ist etwas traurig. Denn, wie gesagt, mir erscheint Papryka als einzige Möglichkeit. Es gibt zwar noch andere Lokalitäten, aber entweder sind die zu teuer oder ganz einfach zu langweilig und zu klein. Und auch Papryka ist ganz klein. Es ist zwar ein komplettes kleines Häuschen, aber die Tanzfläche ist begrenzt. Dennoch habe ich mich jetzt ein wenig mit diesem Club angefreundet.
Am Mittwoch sind Marias Freunde aus Spanien zu Besuch gekommen und wir haben ihn gleich diesen Ort zeigen müssen. Mittwochs war natürlich keiner da, aber Marias Freunde brauchen weder viele Leute, noch Musik um Spaß zu haben. Wenn gerade keine Musik lief, haben sie sich eben selbst ans Mikro gestellt und gesungen und Flamenco-Rhythmen geklatscht. Wirklich tolle Leute, nicht nur ein wenig verrückt, sondern auch so angenehm. Tausendmal haben sie sich bedankt, dass sie zu fünft bei uns in der Wohnung auf dem Boden schlafen durften und mich zum Essen eingeladen und nach Spanien. Jippie! Das Problem ist nur, dass ich jetzt auch noch spanisch lernen muss. Auf der Liste stehen also: Polnisch, Französisch aufbessern, Niederländisch und Spanisch. Warum hat mir niemand Bescheidenheit und Maß beigebracht?
Najut, also mal wieder erfolgreich den Grossteil umrissen. Achso, beim Berlinern fällt mir ein: Es kommt mir so vor, als würde ich hier mehr Berliner Leute kennen lernen, als in Berlin. Naja, das ist nicht möglich, ich weiß. Aber wen man wirklich immer auf Reisen trifft: Spanier und Berliner. Und es ist cool, dass mit dem Sommer langsam auch hier diese Spanische/Berliner-Atmosphäre aufkommt: Die Leute sind nachts auf den Straßen, von überall her, man spricht tausend unterschiedliche Sprachen, ständig trifft man jemanden. Ich kann also nur wieder jedem empfehlen noch mal bei mir vorbei zu kommen. Bald beginnt die Bade-Saison und der Spaß wird nicht zu bremsen sein. :)
Mit diesen optimistischen Worten beende ich den Artikel und beginne meine wirklich allerletzte, kurze Zeit in Sopot...