Neue Orte, neue Menschen - meine Reise hat begonnen!
Nun bin ich schon eine Weile hier und die ersten zwei Wochen sind nun um. Erste Eindrücke :)
Am Montag den 31. August bin ich nach neun Stunden Zugfahrt endlich in Scherwiller angekommen, wo mich gleich die erste Überraschung erwartete. Denn ich kam erst gegen 18 Uhr an, eine Stunde später als ich per Mail mitgeteilt hatte und da waren alle Verantwortlichen schon weg und ich stand vor verschlossenen Toren. Zum Glück saß grade ein compagnon auf dem Hinterhof, der mir zu verstehen gab, dass ich ein Stück außen rum laufen muss und über den Hintereingang rein kann. Allerdings hatte natürlich keiner von den compagnons eine Ahnung auf welches Zimmer ich sollte, sodass mich dann einer mit bei sich im Bauwagen in einem winzigen „Zimmer“ auf unbezogenem Bett schliefen ließ. Das war zwar etwas abenteurlich, aber wenigstens war ich irgendwie angekommen und von den compagnons, die ich schon getroffen hatte auch herzlich begrüßt.
Am nächsten Tag beim Frühstück hab ich dann viele neue Gesichter gesehen und mit dem Chef, Dominique, Bekanntschaft gemacht, der mit mir dann auch gleich einen kleinen Rundgang durch das Gebäude gemacht und mir mein Zimmer gezeigt hat. Es ist kein besonders luxuriöses Zimmer, aber ist echt in Ordnung. Ich denke hier lässt es sich ein Jahr aushalten, auch wenn es sicher nicht meine Traumwohnung ist :D
Nachdem ich mich dann in meiner Bleibe für das nächste Jahr eingerichtet hatte, musste ich mir mehr oder weniger Arbeit suchen, da es für mich noch keinen festen Plan gab. So hab ich dann erst einer älteren Dame geholfen Weihnachtsschmuck auf den Boden zu tragen und danach hab ich den Müll aus dem Sortierraum in die Container nach draußen transportiert. Am Mittwoch wurde ich in den normalen Arbeitsplan eingefügt und habe als Verkäufer auf dem Hof gearbeitet. An sich nichts weiter als für die Kunden da sein und Belege schreiben. Und natürlich den Preis ausmachen, was nicht immer so einfach ist, denn die meisten Kunden wollen deutlich (!) nach unten verhandeln. Aber ich habe in den zwei Wochen natürlich mehr gemacht als nur ein paar Schränke, Tische und Stühle zu verkaufen! Denn die ganzen Sachen müssen natürlich auch hergeschafft werden. Ich hab jetzt schon einige Male auf den vier LkWs des Emmaüs Centre gearbeitet, welche die lokalen Mülldeponien abfahren und dort ganz verschiedene Sachen aufladen, die die Leute in von uns aufgestellte Container stellen können. So fahren wir immer die Müllabgabestellen im Umland ab und wechseln manche Altkleidercontainer aus. Volle Kästen ins Auto, diese durch leere ersetzen und weiter geht’s. Letzte Woche bin ich mit Franck und Patrick zum Emmaüs Centre in Nancy gefahren, wo wir dann den LkW voll mit Kleidung beladen haben und (leicht überladen) zurückgefahren sind. Diesen Donnerstag hat es mich sogar mit zwei anderen compagnons an die Universität in Strasbourg verschlagen, wo wir über 50 Fahrräder an die Studenten verkauft haben. Dort ist mir sogar eine andere Freiwillige zufällig über den Weg gelaufen, die ihren Dienst in Strasbourg macht und die ich vom Vorbereitungsseminar im August kenne. Ansonsten gibt es über die Arbeit nicht besonders viel zu berichten, außer dass sie schon ziemlich anstrengend ist und ich dann jede Minute Schlaf schätze! Und vor allem meine freien Tage! Bisher hab ich meine Freizeit genutzt um mir die größere Nachbarstadt Sélestat anzuschauen, wo sich abgesehen von der schönen Altstadt auch die nächste Einkaufgelegenheit befindet. Denn hier in Scherwiller gibt es nur einen kleinen Bäcker und einen Lebensmittelladen. Ansonsten hab ich ein paar Spaziergänge durch die Weinfelder um Scherwiller genossen, die vendanges (die Weinlese) ist grade im vollen Gange! Den letzten Freitag hab ich eine kleine Wanderung auf die Ortenbourg und den Ramstein gemacht, die Burgruinen welche direkt über Scherwiller liegen. Von da aus hat man einen extrem schönen Ausblick und sieht sogar durch einen Dunstschleier den Schwarzwald am Horizont.
Heute, am Sonntag, haben wir zusammen mit der Emmaüs Gemeinschaft von Strasbourg bei einem Angelteich bei Châtenois (einem Nachbarort) ein Treffen mit Angeln und Grillen organisiert. Allerdings habe ich keine neuen Leute kennengelernt, da es mir momentan noch schwerfällt auf die Menschen zuzugehen und mich zu integrieren, nicht zuletzt wegen meiner begrenzten Sprachkenntnissen. Auch hier in unserer Gemeinschaft fühle ich mich noch nicht richtig aufgenommen, da ich mich noch nicht sehr viel mit den compagnons unterhalten habe. Die compagnons sind teilweise sehr verschlossen und da ich auch nicht die extrovertierteste Person bin, gestaltet der Kontakt sich bisher schwierig und die Konversationen beschränken sich meistens auf ein Minimum. Aber ich habe mir vorgenommen in Zukunft daran zu arbeiten, denn ich lerne schließlich nur so hinzu! Aber ich bin zuversichtlich, dass sich das in der nächsten Zeit ergibt.
Liebe Grüße, euer Aron