Nachtclubs sind nicht gerne leer
Wie Clubbesitzer und Promoter die Clubs von Madrid so schnell wie möglich füllen wollen - und damit im Internet Feministen auf den Plan rufen.
Wer Madrids Nachtleben kennt, der kennt auch Promoter: Sie warten an großen Plätzen wie Puerta del Sol, umringen die Metroschächte oder sprechen gezielt Gruppen auf der Straße an. Sie gehören zu einem Club, für den sie die jeweiligen Gruppen begeistern wollen, und das in erster Linie nicht, damit diejenige Gruppe Geld in diesem Club ausgibt, denn wer Lust hat, mitzugehen, bekommt oft neben freiem Eintritt auch kostenlose Getränke – und ausgerechnet das sorgt dafür, dass sich im Internet mehr und mehr feministische Gruppen, die nicht nur in Madrid, sondern auch in größeren Partystädten wie New York angesiedelt sind, darüber beschweren.
Erinnerte uns das Anwerben von Partygästen anfangs noch so sehr an Partyurlaub, dass wir dankend abwinkten und wahlweise mit einem heftigen „No, gracias!“ oder mit einem so ausländisch wie möglich klingendem „No speak Espanol!“ (Die meisten Promotor sprechen übrigens Englisch und noch einige weitere Sprachen, wer wirklich seine Ruhe haben will, dem kann ich nur dazu raten, sich als polnisch auszugeben.) weitergingen.
Als wir uns jedoch in einer Nacht auf das Experiment nicht nur einmal sondern gleich dreimal einließen, landeten wir nacheinander in drei mehr oder weniger gefüllten Clubs mit kommerzieller Musik und noch eindeutig zu wenig tanzbegeisterten Feiernden. Ob Bier, Cocktail oder Sangria – kostenlose Getränke gibt es dabei immer mit dazu, in Madrid kann man ohne Gratisgetränk wohl niemanden mehr anlocken. Kaum ausgetrunken stellte uns Barkepper oder Türsteher prompt neue Getränke hin. Dass wir in dieser Nacht drei Diskotheken zu sehen bekamen, ohne auch nur einmal Getränke oder Eintritt zu bezahlen, das war uns vorher auch noch nie passiert – und fanden wir wirklich witzig.
Und warum rufen die Promotor damit feministische Protestgruppen auf den Plan? Das Problem der Clubs und Diskotheken jedenfalls ist simpel: Siehst du einen Ort, in dem sich noch kaum Feiernde befinden, wirst du wohl kaum Lust haben, dorthin zu gehen. Gerade weibliche Tanzende dürfen sich dabei nur zu gerne bereits auf der Tanzfläche tummeln, um mehr Partygäste anzulocken.
Das Ziel der Promoter ist es damit, den Club gerne schon zu frühen Uhrzeiten so zu füllen, dass auch andere Lust haben, dorthin zu gehen – und schließlich auch die angesprochenen Feiernden, oft in erster Linie Mädchen, möglichst so lange im Club zu halten, dass sie auch selbst hier Geld ausgeben. Berichte von Clubs, in denen die so in den Club gelangten Mädchen bestimmte Zeitspannen dort verbringen mussten oder auch nur in abgetrennte Bereiche, für deren Zugang andere Gäste noch einmal extra bezahlen mussten, gelangen konnten, begannen in Internetforen und Onlinemagazinen einige Diskussionen, ob der Gratiseintritt mit dem Gratisgetränk im Austausch gegen – in erster Linie junge weibliche – Partygäste nicht beinahe Prostitution gleichzusetzen ist.
Solange der Club nach Belieben wieder verlassen kann – und das war in Madrid jedenfalls für mich bis jetzt immer der Fall – sehe ich persönlich kein Problem darin. Auf der Party einer guten Freundin würde ich schließlich auch früh auftauchen, um sie zu unterstützen und die anderen Gäste nicht allein zu lassen, da finde ich es eigentlich verständlich, einigen Partygästen kostenlosen Eintritt anzubieten, um den eigenen Club schnell zu füllen. Wann eine Grenze überschritten wird und ob diese Grenze schon darin besteht, dass es größtenteils Mädchengruppen sind, die auf den Straßen angesprochen werden, das darf dann wohl jeder Partygast selbst entscheiden.
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