Morgen ins Morgenland
Lange Nacht hinter mir. Die im Laufe des Abends eingetrudelten Gäste machen sich erst am nächsten Nachmittag wieder auf den Weg, nach langem, enstpannten Zusammensitzen. Kaminfeuer, gedimmtes Licht, ein Sofa, Bier, Zigaretten. Viel Gelächter und auch das ein oder andere ernsthafte Wort. Bis gegen 6h schließlich alle nach der Reihe eingepennt sind, der eine auf dem Sofa, der andere lang ausgestreckt auf dem Fell vor dem Kamin, die andere zusammengerollt auf dem Teppich. Die Zeitumstellung hat uns eine Stunde mehr gegeben, um halb acht falle ich ins Bett.
31.10.2011
Morgen ins Morgenland
Lange Nacht hinter mir. Die im Laufe des Abends eingetrudelten Gäste machen sich erst am nächsten Nachmittag wieder auf den Weg, nach langem, enstpannten Zusammensitzen. Kaminfeuer, gedimmtes Licht, ein Sofa, Bier, Zigaretten. Viel Gelächter und auch das ein oder andere ernsthafte Wort. Bis gegen 6h schließlich alle nach der Reihe eingepennt sind, der eine auf dem Sofa, der andere lang ausgestreckt auf dem Fell vor dem Kamin, die andere zusammengerollt auf dem Teppich. Die Zeitumstellung hat uns eine Stunde mehr gegeben, um halb acht falle ich ins Bett.
Brötchen und Croissants begrüßen uns am nächsten Morgen, entspannter könnte es nicht sein. Kaffee hilft, sich zu Packarbeiten aufzuraffen.
Interessant, wie ich das gar nicht realisiere: ich bin ab morgen weg. In der Türkei für ein halbes Jahr – in meinem Kopf Bilder einer wüstensand-gelben Stadt, Muezzinrufe in den Ohren. Der 31. Oktober war immer so weit weg. Nichts Konkretes habe ich, von dem ich weiß, dass ich mich darauf einstellen, gefasst machen muss. Aber irgendwie macht das auch nichts. Im Gegenteil: es wird eine Flut an neuen Eindrücken und Erfahrungen sein, alles neu, auch wenn's nicht immer glänzt. Ich will mir das auch gar nicht vorstellen. Soll ich mir Sorgen, Hoffnungen, Ängste, Wünsche ausmalen, die nachher doch nicht zutreffen? Erfahrungen sind das, was zählt und die werde ich auf jeden Fall machen. Klar, dass die dann nicht immer Ponyhof-Aroma haben werden, aber das wäre ja auch langweilig. Ich will etwas lernen, das macht eben nicht immer nur Spaß.
Also den ganzen Kram zusammengepackt. Ich habe mir vorgenommen, so wenig wie möglich mitzunehmen. Den Kleidungsvorrat für maximal zwei Wochen will ich in meinen treuen 40l-Rucksack quetschen, mehr Ballast will ich nicht haben. Was mir dort fehlen wird, kann ich immer noch preiswert nachkaufen. Gar nicht so einfach, die ganzen Lieblingsstücke da reinzukriegen. Am Ende wird es doch noch eng und ich habe die Schuhe vergessen. Arrrgh, in der Eile noch den Kulturbeutel zu Laptop, Handtüchern und Versicherungsunterlagen ins Boardgepäck.
Unterwegs fällt mir ein, dass ich keine Gastgeschenke besorgt habe, ein kleiner Kölner Dom aus Schokolade oder so was, wäre schon nett gewesen. Naja, irgendetwas bleibt immer auf der Strecke. Alle Punkte auf der Packliste dafür pflichtbewusst abgehakt.
Jetzt Treffen mit meinem Bruder in der Stadt, 0h am Douglas im Hauptbahnhof. Wir fahren zusammen zum Flughafen. Alles ist immer noch so normal wie immer. Kein Bauchkribbeln, keine Aufregung á la „Ohja, jetzt geht es los“. Ich wundere mich selbst ein bisschen.
Am Flughafen hat mir Sabrina, Mitbewohnerin und Mitfreiwillige für das nächste halbe Jahr, einen Platz ganz vorne in der Schlange freigehalten. Die umstehenden überwiegend türkischen Wartenden tolerieren unsere Dreistigkeit.
JETZT: 4:03h. Gleichmäßiges Flugzeugrauschen, Schwarz im Fenster zu meiner Linken, stickige Flugzeugluft und eine pennende Sabrina neben mir. Ich freue mich auf den kommenden Tag und das wir noch so viel davon haben werden. 9:35 ist voraussichtliche Ankunft in Gaziantep. Morgenland, ich komme!