Mit zwei Rädern um den Balaton
Seitdem ich im Hebrst letzten Jahres mitbekommen habe, dass ein Fahrradweg um den Balaton führt, wollte ich diesen sehr gerne radeln und in der letzten Woche habe ich das dann zusammen mit meinen Eltern getan.
Tag 0: Ankunft meiner Eltern
Ich war mir lange Zeit nicht sicher, mit wem ich um den Balaton Fahrrad fahre. Ich wollte unbedingt die Fahrradtour machen, aber Svetlana hatte keine Lust und bis April waren wir auch nicht sicher, ob und wann wir neue Freiwillige bekommen würden. Deswegen war ich froh, dass meine Mutter irgendwann vorgeschlagen hat, dass wir zusammen um den Balaton fahren könnten. Im April haben mich meine Eltern ja schon das erste Mal in Ungarn besucht und nun folgte also das zweite Mal. Da wir mit der Familie seit 2006 schon viele Fahrradtouren hauptsächlich innerhalb Deutschlands, aber auch schon über die Alpen gemacht haben, war es mit ihnen insofern gut, dass wir schon ein eingespieltes Team sind und wissen, wer als Erster fährt, wie schnell wir fahren, wie lange wir fahren und wann wir morgens losfahren. Natürlich war es auch schön, meine Eltern wiederzusehen.
Am Dienstag, den 18.06 sind dann meine Eltern am Abend bei mir angekommen. Mit dem Zug sind sie zuerst von Hannover nach Veszprém gefahren, von wo es mit dem Fahrrad bis nach Nagyvázsony ging. Leider musste für sie das Ausruhen ausfallen, da wir nämlich eine Einladung zum Abendessen ins Nachbardorf hatten. Dort wohnt nämlich ein sehr nettes Ehepaar, die beide lange Zeit in Deutschland gewohnt haben, deshalb perfekt Deutsch können und die ich bei einem Konzert im März zufällig kennen gelernt habe. Nach dem Konzert haben sie mich mal zum Mittagessen eingeladen und dann mich und meine Eltern noch einmal, als meine Eltern das erste Mal in Ungarn waren. Auch das dritte Mal war nun wieder sehr nett und wir hatten sehr viel Spaß bei Familie Kulin in Barnag!
Am nächsten Tag hat mein Vater ein wenig mein Fahrrad, das von meiner Chefin Rita stammt, auf Schuss gebracht, wir haben ein paar Dinge für das kommende Studium geklärt und ich habe meine Sachen für die Fahrradtour gepackt. Jetzt konnte es losgehen…
Tag 1: Nagyvázsony – Keszthely: 69km
Der erste Tag unserer Fahrradtour ging mit 230 Höhenmeter los. Zum Glück bergab. Von Nagyvázsony sind wir nämlich unter Winken der Nachbarin ach Zánka am Balaton gefahren, um auf den Balatonrundweg zu kommen. Da Nagyvázsony noch zu dem Balaton Hochland gehört, liegt es wie schon vermutet, auf bzw. hinter den Bergen nördlich des Balatons. Aber wenn man zum Balaton fährt ist das kein Problem, nur der Rückweg ist anstrengend. Von Zánka ging es nach Süden weiter über Révfülöp (sehr schöne Stranspromenade) und Ádámhegy nach Badacsonytomaj, wo wir für kurze Zeit den Fahrradweg verloren haben. Hinter dem Ort haben wir den Weg allerdings wiedergefunden, der dann nicht mehr direkt am See verlaufen ist, sondern am Berghang, wo es auch sehr schön mit ständigen Blick auf den See war. Allgemein war der Fahrradweg von Zánka nach Keszthely sehr schön, abwechslungsreich und in einem guten Zustand, auch wenn ich nicht gedacht habe, dass er so oft parrallel zur Straße verläuft. Unser Tagesziel Keszthely haben wir am späten Nachmittag erreicht und sind, nachdem wir das Gepäck in unserer Unterkunft abgestellt haben, gleich zum Balatonstrand gefahren, um uns dort abzukühlen. Es war nämlich ziemlich heiß und sonnig bis zum dritten Tag. Deswegen waren wir froh, dass wir im Zimmer der Pansions eine Klimaanlage hatten. Wir haben in der Muschel Pánzio übernachtet, wo es Frühstück am nächsten Morgen gab und die sehr schick war. Nach der Abkühlüng im Balaton sind wir in die Innenstadt von Keszthely geradelt, um uns zu erst das hübsche Schloss anzuschauen und danach etwas zu essen. Meiner Meinung, ist Keszthely eine sehr hübsche Stadt mit einem schönen Seeufer, die einen Besuch durchaus wert ist.
Tag 2: Keszthely – Balatonföldvár: 68km
Nachdem am nächsten Morgen meine Mutter und ich in den hauseigenen Pool (voll der Luxus) gesprungen sind, ging es los weiter Richtung Süden und bals Osten, denn nach einer Stunde haben wir schon die „Ecke“ des Balatons umrundet. Rund um den Balaton ist alles touristisch erschlossen, sodass es jede 2km Ess- und Bademöglichkeiten gibt. Außerdem hat jedes Dorf einen Supermarkt, was für uns gar nicht schlecht war, da wir so nicht lange nach Wasser zum Trinken suchen mussten. Es war nämlich nach wie vor immer noch sehr heiß.
Was uns sehr gut gefallen hat, war das Dorf Balatonmáriafürdö, welches wirklich sehr hübsch ist. Von da aus ging es nach Balatonfenyves, Fonyód, Balatonboglár, Balatonszemes, Balatonszárszó bis zu unserem Etappenziel Balatonföldvár. An diesem Tag war die Fahrradstrecke eher langweilig, da sie nur gerade verläuft sowie meistens neben der Straße. Zugegebenermaßen lässt der Uferverlauf des Balatons im Süden, der ebenfalls sehr geradlinig ist, nichts anderes zu, aber dennoch ist es viel anstrengender, wenn man das Ziel schon 2km davor sieht. In Balatonföldvár haben wir in einer Pansion namens „Magaspart“ übernachtet, dabei hätten wir wohl den Namen, der übersetzt „Hohes Ufer“ heißt, mehr beachten sollen, da die Pansion am Hang lag und wir uns deshalb auf den letzten Metern nochmal in die Pedalen stellen mussten. Aber für die Aussicht von dort oben hat sich die Anstrengung auf jeden Fall gelohnt. Auch die Pansion war sehr schick und wie ein Hotel. Am Abend haben wir dann bei einem Imbiss mit einer wundervollen Ausblick auf den See gegessen. Mein kleiner Geheimtipp der Kilátó Presszó Imbiss.
Tag 3: Balatonföldvár – Balatonalmádi: 58km
Obwohl die Nacht zu heiß war, sind wir am nächsten Morgen schon früh aufgestanden, um auch früh loszufahren. Denn mein Vater ist nicht der Meister darin, sich zu beeilen! Bevor es allerdings richtig losging, sind wir noch zum schönen Hafen von Balatonföldvár gefahren, der einen Besuch wert ist.
Der erste große Ort am dritten Tag war die bekannte Balatonstadt und Partymeile Siofok. Mit dem Fahrrad sind wir dierekt durch die Partystraße durchgefahren und meiner Meinung nach hat dort nicht mehr viel zur Schinkenstraße auf Mallorca gefehlt. Wenn man ausgehen möchte, ist man dort auf jeden Fall an dem richtigen Platz, aber ansonsten sind andere Orte am Balaton doch reizvoller. Während der Weg in den vergangenen zwei Tagen platt und ohne Hügel verlaufen ist, kam hinter Siofok die erste Ansteigung. Sobald man ein wenig höher steht, breitet sich auch eine wundervolle Aussicht über den Balaton aus. Zudem war es nach dem ganzen ebenen Weg eine willkommene Abwechslung. Nach Balatonkenese und Balatonfűzfő kamen wir schon am frühen Nachmittag in Balatonalmádi an. Eigentlich sind 58km an einem Tag ein bisschen wenig, aber wir hatten nur in Balatonalmádi eine Übernachtungsmöglichkeit gefunden, sodass wir dort geblieben sind. Wir haben in der schrägen, aber nicht schlechten „Villa Succa“ übernachtet, wo wir sogar einen riesigen Balkon für uns alleine hatten.
Später sind wir zum Balatonstrand gegangen und haben im Balaton gebadet. Es war schon ein wenig kühler als sonst, da nämlich ein Gewitter kommen sollte. Dem war auch so und es war ein heftiges Gewitter, sodass der Strand unter Wasser stand und wir uns in die Strandbar gerettet haben. Dort mussten wir auch zwei Stunden bleiben, da es nicht aufhören wollte, zu regnen. Der Vorteil daran war, dass es nicht mehr so heiß war.
Tag 4: Balatonalmádi – Nagyvázsony: 58km
Am nächsten Tag hat es weitergeregnet. Deswegen haben wir Frühstück in einer Bushaltestelle gegessen, weil es nämlich im Hostel kein Frühstück gab und wir deshalb zum Supermarkt gegangen sind. Nu auf der Nordseite des Balatons wieder angekommen, wurde auch der Weg wieder interessanter und relativ schnell waren wir schon in Csopak. Auf halbem Weg haben wir eine große Gruppe ungarischer junger Männer auf dem Fahrrad getroffen und kurzerhand haben wir uns ihnen angeschlossen. In Balatonfüred aber haben sich unsere Wege wieder getrennt, da wir dort eine längere Pause als sie gemacht haben. Leider hat es immer noch mal mehr und mal weniger geregnet. Nach Balatonfüred hat es allerdings nach und nach aufgehört, sodass wir uns ganz entspannt Tihany anschauen konnten. Dort war gerade das Lavendel-Fest und wir sind durch das Dorf und die Keramikausstellung spaziert.
Nach Tihany sind wir über Balatonudvari nach Balatonakali gefahren, von wo wir den Balaton wieder in Richtung Nagyvázsony verlassen haben. Doch davor mussten wir noch ein letztes Mal im Balaton schwimmen und da das Wetter nicht so gut war, war der Strand in Balatonakali sogar kostenlos. Danach haben wir tschüss zum Balaton gesagt und sind in Richtung Nagyvázsony aufgebrochen. Der Rückweg hat mit den 230 Höhenmeter bergauf! etwas länger geauert und es hat auch noch geregnet, aber ab Mencshely ging es dann nur noch bergab. So sind wir also um 19:30 Uhr nass in Nagyvázsony angekommen, wo leider alle Essensmöglichkeiten (Pizzaria und Café) schon geschlossen hatten. Deswegen haben wir uns mit einer Flasche Rotwein auf unserem Balkon vergnügt.
Die Fortsetzung
Da meine Eltern noch gerne einen Tag hier bleiben wollten, sind sie erst heute früh losgefahren. Nachdem wir gestern in der berühmten Seehöhle in Tapolca waren, ging es heute für meine Eltern weiter. Sie wollen nämlich gemäß unserer Fahrradtour-Tradition mit dem Fahrrad weiter nach Prag fahren. Ich kann leider nicht mit, weil ich nicht so viel Urlaub nehmen möchte und außerdem bin ich ja hier, um hier zu sein, aber im Juli fahren Venni (der finnische Freiwillige) und ich nach Slowenien. Aber nicht mit dem Fahrrad!
Es waren wieder sehr schöne Tage zusammen mit meinen Eltern und ich bin sehr froh, dass sie mich besucht haben. Der Balatonradweg ist schön, wenn auch an der Südseite langweilig. Da ich schon auf vielen anderen Fahrradwegen gefahren bin, schafft der Balatonradweg es nicht unter die Top 10, aber für ein verlängertes Wochenende ist er ganz nett.