Minimalismus als Gegenbewegung zur heutigen Konsumgesellschaft
Der wieder aufkeimende Trend frei nach dem Motto "Weniger ist mehr" könnte die Lösung, für einige unserer Probleme beherbergen. Minimalismus gegen den Konsumwahn des 21. Jahrhunderts.
Ein neuer Lebensstil hat mein Interesse geweckt. Schon öfters ist mir immer mal wieder in kleineren Artikeln oder im Internet der Trend des Minimalismus aufgefallen. Doch erst vor kurzem, habe ich mich mit diesem Thema mal etwas näher beschäftigt mit dem Ziel eine Art und Weise zu finden Minimalismus auch auf mein Konsumverhalten übertragen zu können.
Doch ganz von Vorne.
Wir leben heute in einer kapitalistischen Welt und mehr als im Überfluss. Waren früher Gegenstände noch darauf ausgelegt möglichst langlebig und hochwertig produziert zu werden, ist heute eher das genaue Gegenteil der Fall. Hersteller versuchen absichtlich Produkte so auszulegen, dass der Kunde nach einiger Zeit gezwungen ist sie gegen neue einzutauschen. Kapitalismus in einer äußerst weitgetriebenen und vor allem umweltschädigenden Form. Denn was nicht mehr funktioniert wandert oft direkt in den Müll.
In einer Welt in der Reparieren schon oftmals teurer ist als sich ein neues Gerät anzuschaffen ist es kein Wunder, dass die Wertschätzung für ein Produkt und die Arbeit die darin steckt immer mehr verloren geht. Während unsere Eltern noch monatelang gespart haben für einen Schallplattenspieler oder einen Walkman und diesen dann gehütet haben wie ihren größten Schatz, müssen wir über so etwas fast nicht mehr Nachdenken.
Billigproduktion in China macht es möglich. Alles kann man zu einem Schnäppchenpreis ergattern und unsere zunehmende Gleichgültigkeit darüber macht uns zu einer Wegwerfgesellschaft die mit ihren Müllbergen des Überflusses vor allem den Regionen schadet die bis heute, trotz all dem Überfluss ,noch mit weniger als dem Nötigsten auskommen müssen.
Wir horten, versuchen immer auf dem neusten Stand zu sein und so besitzt jeder Deutsche durchschnittlich ca. 10.000 Gegenstände. Schon allein in seiner eigenen Handtasche trägt man oft um die 30 Dinge jeden Tag mit sich. Ballast der, so die Minimalsten, oftmals völlig überflüssig ist und der uns in unserer Lebensqualität sogar einschränken soll.
Diese Bewegung der Konsumverweigerer ist nicht neu. Noch heute lebt Reiner Langhans Mitbegründer der „Kommune 1“ als Minimalist. Die Kommune hatte schon 1967 den Konsum der Gesellschaft verweigert und ihren eigenen Lebensstil fernab von Konsum gefunden.
Heute blüht diese Idee des Verzichts wieder auf. Gründe dafür gibt es verschiedene. Die einen sehen darin eine Protestbewegung und ein Zeichen gegen den Materialismus und unseren heutigen von Konsum geprägtem Lebensstil, die anderen sehen darin eine Art Freiheit und Unabhängigkeit. Sie sagen, dass ein Leben nur mit den Wesentlichen Dingen eine große Bewegungsfreiheit gibt, man mehr Zeit zum „Menschsein“ hat.
Viele Minimalsten schreiben in Blogs über ihre Erfahrungen und wollen damit auch anderen den Weg in ein „entschleunigtes“ Leben vereinfachen. Denn minimalistisch zu leben und dem Konsum abzuschwören ist nicht einfach. Wer es dennoch versuchen will sollte am besten damit beginnen, seinen Besitz im wahrsten Sinne des Wortes zu minimalisieren und zwar auf das Wesentliche.
Es gibt verschiedenste Möglichkeiten, die bei dem Erkennen der wirklich wesentlichen Besitztümer hilfreich sein können. Zum Beispiel kann man sich eine Liste machen mit seinen Besitztümern und dann nach einer Woche sehen welche man nicht benutzt hat. Oder man nimmt seinen ganzen Besitz verpackt ihn in Kisten und sucht sich einen Monat nur das heraus was er wirklich benötigt, alle übriggebliebenen Gegenstände die man 1 Monat lang nicht gebraucht hat sind, so hart es auch klingt, nur unnötiger Ballast.
Am Anfang eines minimalistischen Lebens steht, schmerzlich aber wahr, die Trennung von all den Sachen, die wir über Jahre angehortet haben.
Wobei Trennung nicht gleichgestellt werden soll mit Wegwerfen! Denn auch der Tauschhandel erfreut sich wieder großer Beliebtheit auch bei den Minimalisten. Die Devise: „nur weil man etwas nicht besitzt, heißt es nicht, dass man darauf komplett verzichten muss.“ Tauschen und Leihen sind hierbei das Zauberwort, wobei auch ein großes Plus ist, dass man wieder stärker als eine Gemeinschaft agiert.
Diese doch etwas radikalere Art der Lebensumstellung ist nichts für Jedermann. Doch es gibt verschiedenste Möglichkeiten diesen Lebensstil für sich zu entdecken oder umzusetzen. Manchmal reicht es schon klein anzufangen, die Schuhsammlung oder der Kleiderschrank einmal auszumisten. Nicht immer gleich alles neu kaufen und vielleicht beim Kauf auch mal wieder mehr auf Qualität und Langfristigkeit setzen als immer nur auf das Besitzen an sich. Wieso nicht auch mal beim Kauf darauf achten, wie das Angebot für Ersatzteile aussieht und vielleicht doch mal wieder etwas reparieren.
Eine große Community und eine Vielzahl von Internetportalen hat all diese Sachen schon für sich entdeckt und von Carsharing über Kleiderkreisel oder sogenannten Werkstattkaffees findet man wirklich für jede Situation, Menschen die gerne ihren Besitz teilen und einen unterstützen.
Ich sehe in dieser Bewegung eine große Chance dem übermäßigen Konsum entgegenzuwirken und in einer Generation, die es nicht mehr gewohnt ist auf etwas verzichten zu müssen, wieder mehr Wertschätzung für Produkte in den Köpfen zu verankern. Darüberhinaus, empfehle ich jedem, der sich nach mehr Freiraum oder einem Lebe, dass nicht nur von unserem Konsum bestimmt wird wünscht, sich diesen Lebensstil mal etwas genauer anzusehen.
Vielleicht findet man dann auch im Minimalismus, sowohl eine Antwort auf ausgeglicheneres Leben für sich selbst, als auch für alle Menschen auf der Welt denn wie Franz von Assisi einmal gesagt hat „Wenn jeder einzelne darauf verzichtet, Besitz anzuhäufen, dann werden alle genug haben.“