Meine griechischen Weihnachten
Wie bereitet man sich am besten auf Weihnachten in Griechenland vor? Ganz einfach: Man backe mit Hilfe eines Care-Pakets aus Deutschland haufenweise Plätzchen...
Schnee in Griechenland! Was wir für unmöglich gehalten hatten, ist am 19.Dezember doch noch eingetroffen. Als José und ich auf dem Weg zu unserem Punkt im Nationalpark waren, wo wir nach dem Uhu rufen sollten, waren sämtliche Straßen innerhalb des Parks schon mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt und die im wahrsten Sinne des Wortes stürmischen Grüße von oben sorgten dafür, dass wir wieder umkehren mussten. Am selben Abend waren wir in Komotini, wo wir im Kino den Hobbit gesehen haben. Da Komotini etwas weiter weg liegt und wir nicht mit einem Geländewagen, sondern mit Alkis’ kleinem Auto unterwegs waren und ein sicherer Rückweg nicht garantiert werden konnte, übernachteten wir bei seinen Eltern in Alexandroupolis. Unverhofft leistete das Wetter so einen kleinen Beitrag zu unserem Weihnachtsglück.
Doch lange konnten wir den Anblick nicht genießen, denn nach einem Abschiedsessen in der Taverne am nächsten Tag machten sich am Wochenende vor Weihnachten José, María und Bony auf in die Heimat, um dort zu feiern, während Malte und ich am 21. Dezember, anstatt dem Ende der Welt, lieber einem Wochenende in Thessaloniki und der Ankunft meiner Schwester dort am 23. Dezember entgegenblickten. Hier durften wir erneut bei Anastasia wohnen, die sich mit uns am Tag unserer Anreise noch in Thessalonikis Nachtleben stürzte. Nach einer durchtrommelten Nacht (wir fanden eine Party mit Musik, zu der live getrommelt wurde) erledigten wir am nächsten Tag einige Einkäufe auf dem griechischen Basar, ließen uns griechische Köstlichkeiten wie gebackenen Schafskäse schmecken und erkundeten am Sonntag den Weihnachtsmarkt der Stadt. Was Malte mir als deutschen Weihnachtsmarkt angekündigt hatte, entpuppte sich als kirmesartige Ansammlung von Karussel und anderen Fahrgeräten, einer Menge Zuckerwatte und Popcorn, Ständen, auf denen alles, nur keine Kerzen und Weihnachtsdekoration angeboten wurden und zahlreichen Tannenbäumen, auf denen die Scheine für eine Weihnachtslotterie erworben werden konnten. Zahlreiche Lichterketten und Weihnachtsmänner konnte man auch hier treffen. Am besten gefiel uns die Dekoration eines Hotels nahe des Aristotelous-Platzes, das mit roten Lichterketten in Form einer Schleife als Geschenk verpackt war… Auf einer kleinen Bühne am Ende der Passage, direkt am Meer, empfingen uns Weihnachtsmelodien. Wir lauschten einem Chor aus ca. zwanzig Kindern, Jugendlichen und wenigen Erwachsenen sang, begleitet von Gitarre und Querflöte griechische und englische Weihnachtslieder.
Ein kleineres Festessen gab es bereits nach der Ankunft meiner Schwester in der Nacht zum 24. Dezember in einer traditionellen griechischen Taverne. Nach einem halben Tag im Zug zurück nach Dadia, dem Auspacken des bis obenhin gefüllten Koffers, den meine Schwester aus Deutschland mitgebracht hatte und der vor allem Geschenke und überlebenswichtige Gegenstände, die ich im griechischen Alltag vermisst hatte, enthielt, und den letzten Vorbereitungen folgten Anja, Giacomo, Malte und ich Elas Einladung. Hier feierten wir mit ihr, ihrem Mann Adonis, Carlos und Liz internationale Weihnachten. Zum Buffet gab es einen französischen, polnischen, griechischen und deutschen Beitrag sowie einen italienischen Nachtisch. Die Musik, zu der wir tanzten und für die wir während der Karaoke-Etappe selbst zuständig waren, war ebenfalls unterschiedlichster Herkunft und wir sangen in zahlreichen Sprachen. Manche von uns genossen das Singen sehr – besonders Ela konnte kaum genug bekommen und kündigte bei unserem Aufbruch bereits an, die nächsten Tage Weihnachtslieder trällernd zu verbringen, falls wir also Bedarf hätten, sollten wir einfach vorbeischauen ;) – andere hielten sich lieber zurück. Da es Heiligabend war, überreichte ich meine Geschenke für Giacomo und Malte an diesem Abend. Ich hätte jedoch nicht gedacht, dass sie einen von beiden zu Tränen rühren würden. Auch ich erhielt aus dem “deutschen Koffer” viele kleine Überraschungen. Über einen Schal, der mich während der kalten Tage warmhalten wird, und einen Nussknacker, der in Zukunft verhindert, dass ich beim Öffnen der Walnüsse mit dem Messer meine Hände mit zu vielen Wunden zugrunde richte, habe ich mich besonders gefreut.
Die folgenden Tage ließen wir es ein wenig ruhiger angehen, verbrachten im Nest und in Dadia zwei gemütliche Tage. Von den griechischen Traditionen ließen wir uns dafür einige entgehen, wie zum Beispiel den Brauch, am ersten Weihnachtsfeiertag um halb zehn nach dem Gottesdienst eine spezielle Suppe zu sich zu nehmen. In meinem Fall war das nicht schade, denn diese Suppe enthält Fleisch.
Suche das Geschenk - Thessaloniki am Aristotelous-Platz
Finde das Geschenk – Am Aristotelous-Platz in Thessaloniki
Am 27. Dezember flog Anja wieder ab Thessaloniki und ich hatte erneut die Gelegenheit, ein paar Tage in der Großstadt zu verbringen, veranstaltete eine eintägige Jagd nach Geldautomaten und einem Zugticket, (man verlasse sich niemals auf Griechen, was die Annahme von Karten angeht; dass sie ein entsprechendes Gerät besitzen bedeutet keinesfalls, dass a) dieses funktioniert und b) sie es auch auf Anhieb bedienen können – manchmal muss man einen halben Tag warten) erkundete die Einkaufspassage, dank einer falschen Buslinie etwas abgelegenere Teile der Region, bekam stets den griechischen Weihnachts- und Neujahrsgruß ‘Χρονια πολλα!’ zu hören, der auch die Anzeigetafeln sämtlicher Busse schmückte und genoss die griechische Weihnachtsatmopshäre.
An alle, die mit ihrer Anwesenheit, Grüßen, Mails, liebevollen und aufwendigen Paketen oder Anrufen dieses Weihnachtsfest schöner gemacht haben, hiermit ein herzliches Dankeschön. Ihr seid die Besten. Ich hoffe natürlich, dass ihr in der Heimat ebenso viele kleine Aufmerksamkeiten, Botschaften der Liebe ud Begegnungen hattet, die eurer Weihnachtsfest bereichert haben und es für euch tatsächlich besinnliche und friedliche Tage waren.
Χρονια πολλα!
Jasmin