Madrid Nightlife & Citytour
Über die verflixt gute zweite Woche
Nun sind es bereits zwei Wochen in dieser unglaublich spannenden Stadt. Und eben diese zwei Wochen Eingewöhnungszeit brauchten wir, bis wir schließlich auch einmal an einer Stadtführung durch den alten Teil Madrids teilnehmen konnten. Diese Führungen werden hier mehrmals täglich von freundlichen und motivierten jungen Erwachsenen auf freiwilliger Basis angeboten. Als Deutscher fragt man sich natürlich nach den Kosten dabei…. Gleich null!
Die Eindrücke, die wir dabei sammeln konnten, haben erneut alles bestätigt, was ich bisher an meinem neuen Lebensort so wahrgenommen habe. Joaquin als Führungsleiter überzeugte mit seiner Offenheit, seinem Humor und seinem Charme und hatte auch einige interessante Erzählungen über die Geschichte Spaniens parat. Von der Erfindung der Tapas, als ursprünglich lediglich kostenlose Essensbeigabe zu einem Getränk für die arme, körperlich arbeitende Bevölkerung, bis hin zu einer verrückten Königin, die aufgrund ihrer Angst vor dem Wasser lediglich ein bis zweimal im Jahr badete und dementsprechend den unerfreulichen Spitznamen Isabel die Dreckige erhielt, war alles dabei. Besonders unterhaltsam war dabei, dass in Spanien sogar ein Grünton nach dieser Königin benannt wurde, weil dies wohl die Farbe war, die das Wasser nach ihrem jährlichen Bad annahm, wie man munkelt.. :D Neben solchen Legenden konnte Joaquin aufgrund seiner lockeren Art aber generell einige Lacher im bunt gemischten Publikum hervorrufen.
Auch nachdem wir uns hier nun ein wenig eingelebt haben, bleibe ich dabei, dass Madrid eine wunderschöne Stadt ist. Natürlich gibt es einige Viertel, die sich stark von dem touristisch-geprägten, hübschen Zentrum unterscheiden, aber die Stadt generell hat einfach einen tollen Charakter und ist zudem auch total abwechslungsreich! Und nein, ich kriege kein Geld dafür, wenn ich für diese Stadt werbe, das ist lediglich authentischer Enthusiasmus und die Bereitschaft, jedem diese Stadt etwas näher zu bringen, der daran interessiert ist :-)
Außerdem waren wir in dieser zweiten Woche das erste Mal feiern. Auch das war eine tolle Erfahrung! Einige, die bereits im spanischen Ausland waren, wissen vermutlich wovon ich spreche, wenn ich sage, dass es absolut anders ist, als in Deutschland auszugehen.. Zum einen ist da der Reggaeton, eine Mixtur aus Reggea, Dancehall, Hip-Hop und vielem anderen, die beim spanischen Fiestavolk absolut beliebt ist. Daran muss ich mich zwar erst einmal gewöhnen, da ich andere Musik bevorzuge, es ist aber auf jeden Fall eine Erfahrung. Außerdem sind in so einer weltlichen Stadt wie Madrid sicherlich auch alle anderen Richtungen vertreten, warten wir's ab. Gegen zwei Uhr stoppte dann auf einmal die Musik und ein junger Mann mit seiner Trommel betrat das Podest. Während er beeindruckende lateinamerikanische Rhythmen lieferte, waren die Barkeeperinnen nun dran und mussten (zur Freude der männlichen Besucher) auf der Theke tanzen. Sieht man schon eher selten in deutschen Clubs, da auch der Hüftschwung hier um einiges ausgereifter ist :D Auch in diesem Club waren die Leute total offen und interessiert. So wurde ich aufgrund meiner Haarfarbe und meiner Größe (wie mir im Nachhinein erklärt wurde) von den unterschiedlichsten Leuten danach gefragt, wo ich herkomme und was ich hier mache. Als ich dann auf Spanisch antworten konnte, waren viele erstaunt, aber ebenfalls umso freundlicher und gespannter.
Mit der Sprache wären wir dann auch schon beim nächsten Thema: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, wie man im Deutschen ja so schön sagen kann. Dadurch, dass ich seit fast anderthalb Jahren kein Spanisch mehr gesprochen habe, brauche ich ein wenig Aufwärmzeit. Es ist aber total spannend und aufmunternd, jeden Tag Fortschritte zu bemerken und ich freue mich darauf, eine Selbstverständlichkeit in der Sprache zu entwickeln. Durchaus interessant ist es auch, dass es mir inzwischen schon schwer fällt, bei spontanen deutschen Begegnungen (die in einer touristischen und großen Stadt wie Madrid nicht allzu selten sind) grammatikalisch-korrekte deutsche Sätze zu bilden. Habt also bitte bei meiner Rückkehr im nächsten Jahr ein wenig Geduld mit mir..
Zu Hause harmonieren Eszter und ich als Team nach wie vor super. Kochen, (ab)waschen und putzen wird immer wieder gerecht aufgeteilt und die sprachliche Verständigung läuft, da wir auch immer mit englischen Anteilen aushelfen können, wenn das Spanisch mal versagt. Abgesehen von der Organisation des Haushalts haben wir sogar total viel gemeinsam. Die Begeisterung für Sport (speziell Fußball), ein sehr ähnlicher Musikgeschmack und Humor sorgen immer wieder für Erstaunen und Freude und wir sind gespannt auf die dritte Freiwillige aus Italien, die wohl im Dezember zu uns stoßen wird.
Zum Ende dieser Woche werde ich (als Freiwillige im logistischen Bereich) mit drei anderen Kollegen nach Barcelona fahren, um den dortigen Standort der Fundación IUVE zu besuchen und koordinieren. Das erste Mal, das Eszter und ich nicht gemeinsam wohnen und arbeiten werden :o aber auch eine tolle Gelegenheit, um meine Koordinatorin Marta und Jorge und Cristofer besser kennenzulernen und zudem zwei Tage kostenlos im tollen Barcelona zu verbringen. Was ich hier allerdings nicht zu laut sagen darf, weil die beiden Städte nicht nur im Fußball stark miteinander konkurrieren.. :D
Ebenfalls diese Woche beginnt unsere Beschäftigung im Altenheim. Es scheint mir also so, als gäbe es nächste Woche wieder einiges zu berichten…
Also dann, hasta luego!
Was die eigentlich positive Stimmung natürlich stark beeinträchtigt, sind die schrecklichen Vorfälle in Paris… Ich kann gar nicht wirklich in Worte fassen, wie sehr es mich erschüttert, wie wenig Menschlichkeit doch in unserer Welt vorhanden ist...
Auch hier in Madrid haben zahlreiche Menschen mit Plakaten und Bannern ihre Trauer und ihr Mitgefühl gegenüber allen Betroffenen und Angehörigen verkündet und Frieden, Toleranz und Nächstenliebe gefordert. Ein Thema, das natürlich lange die Öffentlichkeit prägen und lenken wird. Als direkte Konsequenz haben wir dieses Wochenende eine unglaublich hohe Polizeipräsenz bemerkt und die sonst so laute Stadt wirkte ein wenig stiller… Wir alle sollten nun dazu beitragen, dass es in nächster Zukunft ein friedlicheres Zusammenleben geben kann.
Es ist vielleicht keine schöne Art, den Eintrag auf diese Art und Weise abzuschließen, aber ich denke eine andere Position oder Abhandlung würde meine Trauer über die Zustände in unserer heutigen Welt nicht angemessen widerspiegeln..