Ma frustration
Meinen Frust, den ich einfach mal rauslassen muss → Vorsicht privat
Ich habe so vieles satt. Ich kann nicht mehr aus diesem beschissenem Fenster meiner Wohnung gucken. Es ist einfach zu hässlich. Am Anfang des Jahres dachte ich mir, ich würde mich an den Anblick gewöhnen, aber das war wohl ein zu großer Wunsch! Ich kann die Leute von der Arbeit nicht mehr sehen! All die Französisch-Lehrer, zwischen denen und mir sich Generationen auftun. Ich habe es echt schwer, mit so alten Menschen zu arbeiten. Wenn sie doch wenigstens mittleren Alters wären! Insbesondere eine der Koordinatoren, die alles immer besser zu meinen scheint und im Hirn so veraltert ist, immer auf klar tut, es am Ende dann aber doch nicht ist und ich schließlich diejenige bin, die all die Daten festlegt und koordiniert. Und dieses ständige Nichtstun bei all den Aktivitäten. Mir tun die Schüler einfach nur so unheimlich leid. Eine Lehrerin kommt immer zu spät und bis man dann jeden mit Küsschen begrüßt hat, ist schon wertvolle Zeit entglitten. Ich frage mich nur, wie man so viele Jahre (immerhin hat sie darauf beteuert, schon seit 10 Jahren Französischkurse zu geben und sie genau wisse, was sie tue und ich nicht das Recht hätte, ihr reinzureden) immer so vertrödelt sein kann und das einfach mitmachen kann! Ich würde mir das nicht freiwillig antun und ich habe wirklich Einiges dem entgegenzusagen. Trotzdem bleiben mir noch genau fünf weitere volle Monate, dem ich diesem Dienst verpflichtet bin. Ich habe Anlaufversuche gemacht, diese Kurse ein bisschen aufzupeppeln und klarzumachen, wie schrecklich es da läuft, aber jetzt fühle ich mich einfach nur machtlos, da ich das Gefühl habe, die Leute da nicht ändern zu können. Und da kommt wieder mein Muster: Will ich die Leute verändern, obwohl ich doch weiß, dass jede Veränderung von einem Menschen selbst kommen muss? Das bekannte Missionieren? Und hinzu kommt auch noch dieses Gefühl des Leisten-Müssens gegenüber meinem Tutor. Er ist generell so perfekt für mich, dass ich mich klein neben ihm fühle und regelrecht Angst habe, ihn mit meinen kleinen Angelegenheiten bei seinen großen Arbeiten zu stören. Es besteht ein Kommunikationsproblem, denn ich werde nun als kleines, armes Mädchen bezeichnet, dass krank ist. Okay, ja, ich bin gerade krank. Aber jeder Mensch hat das Recht auf eine Pause und es ist ganz natürlich. Ich brauche euer Mitleid nicht! Und hat vielleicht schon einer nach dem Grund meiner Niedergeschlagenheit gefragt? Die einzigen Fragen sind die nach Medikamenten und nach einem Arztgang, als ob irgendwelche Pillen viel tiefer sitzende Probleme lösen könnten! Und ein weiteres Kommunikationsproblem mit den 50 Französischlehrern besteht darin, dass ich all meine Anstrengungen zusammennehme und in meinem besten, förmlichem Französisch in den ausführlichsten Emails mein Vorhaben erkläre und einige Lehrer aufgrund meiner beschränkten Korrektheit in dieser Sprache (sorry, ist halt nicht meine Muttersprache) den Inhalt einfach nicht kapieren wollen. Ich bin mir bewusst, dass ich Fehler mache, aber nachdem ich dann dreimal nochmal mit anderen Worten alles umschrieben habe und sie es immer noch nicht kapieren, denke ich mir echt, wie eingeschränkt kann man eigentlich sein? Ich meine, sie sind diejenigen, die seit Jahrzehnten versuchen, Ausländern ihre Sprache beizubringen. Mit den Koordinatoren habe ich mich darauf geeinigt, dass sie meine Texte vorher korrigieren. Nachdem wir dies das erste Mal gemacht haben, kommt eine weitere an und sagt, dass wir den Text vorher besser korrigieren sollten (zwei ihrer Kolleginnen haben dies bereits getan!!! Anscheinend nicht verständlich genug!).
Doch das Schlimmste ist, dass ich die letzten geschlagenen acht Wochen versuche, mich immer wieder von innen aufzubauen, meditiere, mich versuche, auf das Positive zu konzentriere, versuche, mir nicht vom Wetter die Stimmung zerschlagen zu lassen und einfach mal jeden Tag eine Stunde früher als nötig aufzustehen und Beschäftigungen nachzugehen, die ich liebe. Und ich all das einfach nicht schaffe, obwohl es so einfach für mich scheint. Ich fühle mich in den letzten Wochen so fehl am Platz. Ich würde so gerne viel mehr bzw. überhaupt erstmal etwas mit Theater machen, eine Gruppe initiieren, an einem Stück arbeiten, die Teilnehmer anleiten, aber ich sehe keine Möglichkeit. Schon, aber ich würde doch eh wieder von den anderen sachte, aber wohl bemerkt, in die Schranken gewiesen werden, also so klammheimlich einfach die Aktivität aus dem Programm streichen und sagen, dass es für das nächste Trimester besser wäre. Danke auch! Außerdem bin ich doch eh nur diejenige, der man keine Aufgaben gibt, da ich noch nicht mal irgendeine Ausbildung in dem Bereich habe. Ich habe einfach keine Motivation mehr zur Arbeit zu gehen, da ich nichts zu tun habe! Und ich bin normalerweise diejenige, die von sinnerfüllender Arbeit spricht! Und irgendwie bin ich auch selbst Schuld an allem, da ich es nicht mit meinem Tutor anspreche. Das Ding ist, dass das letzte richtige Gespräch schon zwei Monate her ist, und da noch alles super war. Er ist für mich einfach eine zu große Respektperson. Und wenn ich mit dem Direktor, in einem Raum bin, traue ich mich noch nicht mal zu atmen, so schlimm ist das Hierarchiekonzept und meine Einstellung des Sich-Klein-Machens, obwohl ich es doch gar nicht will. Da spielt mein Unterbewusstsein mit rein, denn wenn mein Verstand sagt, du brauchst dich gegenüber ihm gar nicht zu beweisen oder zu rechtfertigen, vermeide ich jeden Kontakt mit ihm. Am Anfang wollte ich es mir selbst beweisen, dann den Kollegen, den Lehrern und den Schülern, jetzt ist es mir schon fast egal. Hauptsache ich bring das irgendwie hinter mich.
Vielleicht sollte ich auch einfach mehr direkt mit Menschen arbeiten. Ich habe jetzt die Situation, dass ich jeden Dienstag, Mittwoch und Freitag Vormittag am Computer im Büro meine Projekt plane. Aber ich habe nicht mehr so viel zu planen, da ich etwas eingeschränkt wurde. Laut der Französischlehrer sei ich zu schnell und sie würden sich mit meinen ganzen Projektideen überrumpelt fühlen, da sie nicht einfach so weitermachen können mit ihrem alten Zeug von vor hundert Jahren. Mir fehlen die inspirierenden Menschen, ein Team, mit dem ich ein Projekt vorstelle und leider Gottes auch verteidigen muss gegen all die Gegenfragen. Und ich bin in der Tat die einzige junge Person weit und breit im Team. Ich fühle mich als Alleingänger, was ich ja auch bin. Es ist nicht so, dass ich nicht diese gewisse Unabhängigkeit und Selbstständigkeit liebe, und mich geehrt fühle, dass man mir dies zutraut, aber ich fühle mich auch nirgends wirklich zugehörig unter den Kollegen. Diese arbeiten immer in dreier- bis vierer Gruppen.
So nun zum Text: Normalerweise veröffentliche ich Texte mit so deprimierenden Gedanken nicht, aber ich will das gesellschaftliche Spiel nicht länger mitmachen, dass man sich nur zeigt, wenn es einem gut geht. Klar sind viele Dinge einfach übertrieben, da ich dieses Stilmittel liebe und ja auch ein Fan von jeglicher Art von Theater bin. Stellt es euch einfach wie einen Monolog auf der Bühne vor. Ihr braucht mich nicht zu bemitleiden, denn ich liebe das Leben mit seinen Herausforderungen und ich versuche, mich dieser gerade beschriebenen zu stellen.
Meiner Mitbewohnerin geht es in ihrem Projekt gerade noch beschissener und wir können trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, so viel zusammen lachen. Außerdem habe ich auch echt tolle Kollegen, mit denen ich mal einfach so eine Stunde über Gott und die Welt diskutiere, weil wir alle keine Lust auf Arbeit haben (natürlich nur, wenn gerade kein höherer Angestellter in der Nähe ist). Ich sag euch, das Hierarchieprinzip ist hier viel strikter als in Deutschland. Und ich spreche gerne all die Leute unterschiedlichster Herkünfte an, um sie zum Reden zu bewegen, sodass ich mit beinahe allen der 200 Schüler jedesmal ein Lächeln austausche.