Kuddkrig

Am nächsten Morgen um 13 Uhr weckte mich neben dem ekligen Gefühl, nicht ganz fit zu sein noch der leckere Geruch einer noch halbvollen Chipstüte – genau das richtige Frühstück. Ekel muss man mit Ekel bekämpfen.

Dann schnell anziehen, duschen, frühstücken und los einkaufen. Bis 14 Uhr musste alles fertig sein. Denn schon lange lag besondere Spannung lag in der Luft. Die Tauben waren von den Dächern verschwunden, die Menschen schielten um die Ecke wie von Spionen verfolgt, wir waren auch schon spät dran. Auf dem Platze Sergels Torg warteten hunderte Einzelkämpfer auf das Startsignal. Alle bewaffnet, alle darauf aus, sich zu schlachten. Und während am Rande der Versammlung eine Gruppe Christen Bibelverse ins Mikro brüllte, trötete das Startsignal am südlichen Ende der Arena und 500 Leute stürzten sich mit Gebrüll ausgewachsener Urinstinkte in die Mitte der Arena aufeinander, hinein in die Schlacht, mit Waffen aus den Schlafzimmern und den engsten Kojen der Stadt, mit Lieblingskissen ihrer Kinder und die Lieblingskissen ihrer Mütter und Väter und droschen mit eben jenen Kissen aufeinander ein, bis ein ausuferndes Wolkengebilde aus Daunenfedern in die Atemwege verschwand und der Husten- und Brechreiz die Wehwehchen formten, denen man sich aufs aller freudigste ausgesetzt hat. Kissenschlacht in Stockholm. In der entsprechenden Eventgruppe auf Facebook haben über 1.000 Leute zugesagt – es kamen nicht alle und in der Stadt wehte der frische Wind die Federn durch die Gassen.

Kissenschlacht ist herrlich. Man trischt aufeinander ein, ohne das es weh tut. Egal, wie dumm man sich anstellt, irgendwem trifft man immer und wird getroffen und niemand beschwert sich, wenn doch eine Nase blutet. Und alles nur für den Spaß und den herrlichen Anblick kampfverzerrter Gesichter. Am Ende gab es kostenlosen Kaffee von der Bibelgruppe. Ein göttlicher Gruß in schwarz in weißen Plastikbechern.

(Bilder des ganzen Spektakels und noch mehr vom letzten Wochenende gibt es hier: http://wp.me/p1ibPi-4m)