Krise auf Kreta?
Eine Woche Urlaub auf der wunderschönen Mittelmeerinsel Kreta, da muss man wohl die griechische Krise hautnah miterleben? Naja…
Mein einwöchiger Urlaub vom Freiwilligendienst führte mich mit meiner Familie nach Kreta. Wir übernachteten in einem kleinen Hotel mitten im alten, minoischen Teil von Chania, der zweitgrößten Stadt der Insel. Während dieser einen Woche bekam man von der griechischen Finanzkrise ziemlich wenig mit, dafür umso mehr von Kultur und Natur.
Bevor ich aber über meine Erfahrungen der wirtschaftlichen Situation Kretas berichte, muss ich aber einfach noch ein bisschen schwärmen. Da wir uns noch vor dem orthodoxen Osterfest (es wird in Griechenland eine Woche später gefeiert als bei uns!) in den Urlaub aufmachten, war die Insel keineswegs vom Tourismus überfüllt. Wir konnten in den Altstädten von Chania und Rethimno mit ihren Spuren aus minoischer, türkischer und venezianischer Zeit in aller Ruhe spazieren gehen und ab und zu in die kleinen Läden schauen oder einen typischen Kaffee trinken. Besonders begeistert hat mich unser Ausflug auf die Halbinsel Akrotiri. Mit dem Mietauto fuhren wir zuerst zum Renaissance-Kloster Agia Triada, in dem uns ein wunderschöner Innenhof mit Zitrusbäumen in völliger Stille erwartete. Weiter ging es dann bergauf zu einem zweiten Kloster, von dem aus wir eine Wanderung durch die karstige Natur hin zu einer traumhaften Bucht wagten. Hier und da begegnete man ein paar Schafen und Ziegen und war sonst jedoch komplett für sich.
Ach ja, ich könnte hier jetzt noch viel mehr über die Schönheit von Kreta erzählen, aber dann müsste ich wohl den Titel meines Artikels ändern, also zum eigentlichen Thema:
Was mir auf Kreta zuerst begegnet ist, ist keineswegs Arbeitslosigkeit, Verfall und Krise. Natürlich erblickt man, vor allem auf dem Land, öfters mal unfertige Gebäude, doch was vorwiegt sind restaurierte, frisch gestrichene Häuser in allen Farben. Die Gehsteige werden täglich gefegt und auch die Müllabfuhr ist ständig unterwegs. Egal ob im Hotel, in Restaurants oder in Läden, die Kreter sind offen und gastfreundlich (selbst wenn sie erfahren, dass man Deutsch ist!). Sie freuen sich scheinbar über die Touristen und wirken immer zufrieden und gelassen.
Genau das hält Kreta natürlich über Wasser: der Tourismus. In den Altstädten vermietet jeder zweite Hausbewohner ein oder mehrere Zimmer (billiger und auch viel sympathischer als die riesigen Hotels), an jeder Ecke kann man sich für Erkundungstouren Mietautos besorgen und Restaurants gibt es wie Sand am Meer (Tipps von Einheimischen führen in die wirklich guten!). Wer also in der Tourismusbranche tätig ist, hat zunächst einmal keine Probleme, außer vielleicht die Verteilung des Einkommens auf das gesamte Jahr. Im Gespräch mit einem Kreter fanden wir heraus, dass viele Produkte, vor allem Lebensmittel, die auf Kreta verbraucht und verkauft, auch dort produziert werden. Das Geld, das die Einheimischen in ihrer Heimat verdienen, geben sie größtenteils auch wieder dort aus. In einigen Branchen ist die Insel also sogar von Griechenland unabhängig und bekommt die Krise dadurch wenig zu spüren.
Natürlich will ich nicht bestreiten, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise auch auf Kreta ihren Schaden anrichtet und angerichtet hat, ich finde nur, dass das allein kein Grund sein sollte nicht dorthin zu fahren. Ein Bekannter zum Beispiel meinte: „Ne, also den Griechen geben wir kein Geld!“ Über sowas kann ich einfach nur den Kopf schütteln. Kreta ist einer der schönsten Orte, die ich je besucht habe und man braucht sich keinerlei Gedanken über Sicherheit und Sauberkeit machen. Ganz im Gegenteil zu dem, was mein Bekannter da gesagt hat: Fahrt nach Kreta und unterstützt die Einheimischen durch den Tourismus, damit die Jahrtausende alte Kultur und auch die Natur so wunderbar erhalten bleiben!
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