Konstruktiver Dialog statt radikaler Protest
Zum 70. Jahrestag des Ausbruchs des 2. Weltkriegs setzt die Stiftung Nowy Staw aus Lublin ein Zeichen. Zum europäischen Gedankenaustausch lädt sie junge Leute nach Polen ein.
Treffen von Wirtschaftsbossen und hohen Politikern haben oft den Hauch des Anrüchigen. Das Weltwirtschaftsforum in Davos kommt jährlich besonders durch die Gegenproteste in die Schlagzeilen. Das Misstrauen besonders junger Leute umgibt die Eliteveranstaltung in der Schweiz. Für Kapitalismus und Staat haben die meisten von ihnen nicht viel übrig.
Abseits der wachsamen Augen linker Protestler entwickelt sich in Polen seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ein Pendant zum Treffen in der Schweiz. Ort des "osteuropäischen Davos" ist Krynica, ein verträumter Kurort im Süden des Landes. Hier treffen die Eliten aus alter und neuer EU sowie den Staaten der ehemaligen UdSSR zusammen. Protestierende Massen und Happenings sucht man auf dem Marktplatz des Städtchens vergeblich.
Dafür trifft sich seit vier Jahren eine Gruppe hoffnungsvoller Nachwuchsführungskräfte parallel zum Economic Forum in Krynica. Keine Nachwuchs-Heuschrecken, sondern Vertreter der Bürgergesellschaft aus NGOs und Universität kommen hier für drei Tage zusammen. In die Zukunft möchte man blicken. Und beweisen, dass die Welt durch Dialog und nicht durch Protest ein besserer Ort wird.
Das Forum of Young Leaders ist eine Initiative der aus Lublin stammenden Nowy Staw-Stiftung. "Unsere Idee ist es, einen Ort des Dialogs zu schaffen.", erklärt Michał Wójcik, Initiator und Programmdirektor des Forums. "Unsere young leaders aus über 30 europäischen Staaten debattieren mit bedeutenden Persönlichkeiten über so wichtige Fragen wie Entwicklung und Grenzen der EU sowie die Europa-Russland Beziehungen."
Als Ort ihres Forums haben die jungen Führungskräfte das bei Krynica gelegene Nowy Sącz gewählt. Nicht ohne Grund: Hier ist eine profilierte Wirtschaftshochschule zu Hause. "Natürlich lockt uns auch die Nähe zu den zeitgleich in Krynica auftretenden Politikern und Wirtschaftsvertretern," gesteht Wójcik. "Sie statten uns jedes Jahr gerne einen Besuch ab." Die umtriebige NGO aus Lublin konnte so schon den ehemaligen polnischen Präsidenten Kwaśniewski, EU-Kommissarin Hübner und aus Deutschland sogar Ex-Superminister Clement als Redner gewinnen.
Im Gegensatz zu Davos wie auch seiner linksideologischen Gegenveranstaltung ist das Economic Forum of Young Leaders keine "geschlossene Gesellschaft". Michał Wójcik zu den Zielen der Veranstalter: "Wir laden bewusst Vertreter eines breiten gesellschaftlichen Spektrums Europas ein, um einen spannungsreichen und fruchtbaren Dialog zu fördern." Ein Blick auf die Gästeliste bestätigt dies: Neben Studentennetzwerken wie AEGEE sind in diesem Jahr beispielsweise eine Gruppe Doktoranten und Aktivisten der Grünen Jugend Estland dabei. Eine durchaus bunte Mischung.
Die Teilnehmer haben während der Veranstaltung dank eines VIP-Passes für einen Tag die Chance, in die Welt des Business in Krynica einzutauchen. "Wir bieten unseren Gästen eine Menge - freie Unterkunft und Verpflegung. Eine Gebühr erheben wir nicht. Das unterstreicht den offenen Charakter unserer Veranstaltung. So ein Angebot ist aber nur durch Sponsoren möglich", erklärt Programmdirektor Wójcik.
Zu diesen gehört auch die polnische Agentur des EU-Programms JUGEND IN AKTION. Direktor Tomasz Bratek erläutert das Engagement für das Forum: "Junge Führungskräfte sind die Elite der Jugend. Sie sind erfahren in der Durchführung lokaler und internationaler Projekte, mutig, voller Energie und gut ausgebildet. Daher gelingt es ihnen, Vorhaben in Gang zu bringen und dabei nicht nur ihre Altersgenossen, sondern auch ihr weiteres Umfeld zu aktivieren. Dies fördert die Bürgergesellschaft. Die Unterstützung junger Leute ist eine Investition in eine gemeinsame bessere Zukunft für alle."
Das Forum ist nicht zuletzt eine gute Gelegenheit, Politik einmal von seiner menschlichen Seite zu erleben. Zu diesem Schluss kommt Jana Gamper, Teilnehmerin im Jahr 2008: "Hier ist alles ist ein wenig aufgeschlossener und ehrlicher. Eines der Highlights des letzten Jahres war definitiv der emotionale ’Ausbruch’ des georgischen Premierministers zum russsisch-georgischen Krieg, der das zentrale Thema der gesamten Konferenz war. So etwas erlebt man bestimmt nicht ein zweites Mal!"
www.forum-leaders.eu
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