"Keep it in the ground!" - Demonstration gegen die Rodung im Hambacher Forst
Am 19 Februar 2017 wurde gegen die Rodung des Hambacher Forts demonstriert. An der Aktion haben auch die Mitglieder eines EFD-Seminars teilgenommen, um eine eigene Erfahrung über das Thema "Aktive Bürgerschaft" zu haben.
Der Hambacher Forst. Ein 5.500 Hektar großer Wald, einer der letzten großen Mischwälder in Mitteleuropa. Oder besser gesagt war er es. Heute sind nicht einmal mehr als 1.000 Hektar vorhanden. Der Hambacher Forst hat eine einzigartige Vielfalt an Flora und Fauna und in den noch stehenden Resten finden sich über 200 Jahre alte Stieleichen und Rotbuchen. Außerdem ist er das Zuhause von Zugvögeln, Waldkäuzen, Fledermäusen und Haselmäusen. Nach EU-Richtlinie ist der Wald absolut schützenswert, und die Rodung verstößt gegen das geltende EU-Recht.
Der Wald wurde von RWE, einer der vier großen Energiekonzerne, die 80% des deutschen Strommarkts beherrschen, aufgekauft, weil es unter der Erde viel Braunkohle gibt, die ausgegraben wird. Der Tagebau Hambach ist mit seiner Größe von ca. 8x10 Kilometern und einer Tiefe von fast 500m der größte in Westeuropa. Das gesamte rheinische Braunkohlerevier umfasst 3 Tagebaue und mehrere Kohlekraftwerke sowie Kohlenveredelungsanlagen, die die größte CO2 Ausstroßquelle Europas sind. Wegen der Braunkohleförderung mussten über Tausende Leute ihre Dörfer verlassen, und weitere Dörfer stehen vor der Zwangsumsiedlung. Ein weiteres Ergebnis des Abbaus ist, dass er eine langanhaltende und irreparable Auswirkung auf die Natur und auf die Vielfalt an Pflanzen und Tiere hat. Außerdem muss, damit der Tagebau nicht ständig mit Wasser vollläuft, der Grundwasserspiegel künstlich abgesenkt und Wasservorräte abgepumpt werden.
Hier treffen die Interessen der Wirtschaft, Politik und Konzerne auf Widerstand. Manche bleiben in den Häusern, die RWE abbaggern will, andere besetzen Bäume, die gerodet werden sollen und Pflanzen auf der zum Abraum bestimmten Erde Gemüse an. Auf nächtlichen Rundgängen werden Maschinen von sämtlicher Elektronik befreit. Seit Jahrzehnten wird sich gewehrt u.a. gegen Zwangsumsiedlungen, Bergschäden und Feinstaub-Belastungen - und der Widerstand geht weiter.
Am 19 Februar 2017 haben rund 1200 Menschen zum Abschluss der aktuellen Rodungssaison gegen ein weiteres Abholzen im alten Hambacher Wald demonstriert. Die Aktion hatte den Namen „Rote Linie“, die die Grenze des vertretbaren Kohleabbaus symbolisiert habe. Damit forderte die Bürgerinitiative „Buirer für Buir“, dass der Restbestand des Waldes erhalten bleiben muss. Der Protest verlief nach Angaben der Polizei friedlich.
Waldpädagoge Michael Zobel, der seit Jahren mit Waldführungen friedlich für die Rettung des Waldes demonstriert, hat einen Spaziergang durch den verbliebenen Rest des Hambacher Waldes organisiert, um den Teilnehmern von der Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen zu berichten, die durch den fortschreitenden Tagebau gefährdet seien. Anschließend bildeten die Tagebaugegner auf der ehemaligen Trasse der A4 eine knapp zwei Kilometer lange Menschenkette. An der Demonstration haben nicht nur Deutsche teilgenommen, sondern auch Gruppen aus Belgien und den Niederlanden sind gekommen. Sogar die Teilnehmer eines EFD (Europäischer Freiwilligendienst) Seminars haben teilgenommen, die überall aus Europa kommen, u.a. aus Frankreich, Bulgarien, der Ukraine, Italien, Ungarn. Anhand der Rückmeldungen der Freiwilligen war es ihnen eine sehr gute neue Erfahrung, und sie wurden dadurch motiviert, aktive Bürger zu werden.
Ohne die Proteste gäbe es schon keinen Wald und vielleicht wären auch mehr Dörfer umgesiedelt worden. Die Ausgrabung von Kohle läuft noch bis 2024, aber die Demonstranten haben noch Hoffnung, die Vernichtung des Waldes zu stoppen.
Komentarze