Juppheidi, ich lerne russisch kochen
Lockenjule wird in Moldau doch gut über den Winter zu kommen, denn ihre Gastmutter bringt ihr bei, Borschtsch zu kochen. Es klappt und schmeckt. Eine Frage bleibt: was macht man mit so viel übrig gebliebenem Kohl?
Gesternmorgen (Samstag, 24. Oktober) gegen elf Uhr klingelte es an unserer Wohnungstür. Marina, eine der Chefinnen meiner Aufnahmeorganisation kam vorbei, um Rosis und meinen Aufenthalt in der Wohnung zu bezahlen. Während sie mit der Dicken in der Küche saß und ich mir im Bad nichts ahnend die Augenbrauen zupfte, rief Natalia (die Muddor) mich in die Küche. Marina sollte etwas für sie übersetzen. Na was kommt jetzt, dachte ich mir. Wir sind zu laut. Wir duschen zu viel. Irgendwie sowas. Aber nein.
Natalia ließ übersetzen, dass sie sich seit dem bekannten Vorfall meines Grillfleischgenusses mit Folgen machte sie sich Sorgen um unsere Ernährung. Wir würden ja immer nur Brot essen, nie was Warmes. Wir sollen sie doch einfach fragen, wenn wir nicht wissen, wie man was kocht. Sie helfe uns dann, koche es wenn nötig auch für uns. Wir armen Mädchen, sonst kriegen wir noch Flöhe im Bauch. Keine schlechte Idee an sich, dachte ich so bei mir, da hatten Rosi und ich auch schon mal dran gedacht. Russisch kochen lernen von der Dicken.
Also ergriff ich die Chance und ließ mir die Frage übersetzen, ob Natalia uns heute Abend zeigen könnte, wie man Borschtsch kocht. Das ist so eine russische rote Gemüsesuppe die jeder anders macht und die ich schon immer kochen können wollte, lang bevor ich überhaupt an ein Jahr in Moldawien dachte. Charascho, Kanjeschna, Atlietschna, heute Abend kochen wir Borschtsch. (Man sieht das hässlich aus, russische Wörter in deutscher Lautschrift) Ich bat Marina noch, für mich darum zu bitten, den Einkaufszettel für die Zutaten in russischen Druckbuchstaben zu schreiben. So erhielt ich meinen ersten russischen Einkaufszettel. Kohl (ohne können die hier nicht), Möhren, rote Beete, Kartoffeln, Dill, Petersilie, Öl und noch mehr Öl, Paprika und natürlich Zwiebeln. Nachmittags gingen Rosi und ich also auf einen uns noch unbekannten Markt (der sich allerdings als der größte und beste rausstellte, den wir bis jetzt besucht haben) und kauften das ganze Gemüse. Dazu noch diverse heitere aber nutzlose Dinge für unsere Liebsten Zurückgebliebenen.
Gekocht habe ich dann allerdings allein mit der Dicken, denn Rosi wollte lieber knutschen gehen :). Die Zubereitung sei an dieser Stelle nicht erläutert, nur so viel: Ich hab noch nie jemanden so schnell Kartoffeln und Möhren schälen sehen wie die dicker Mudder das kann. Ach ja, und die Suppe ist geworden. Alec, der Ehemann, war von meinem wachsenden Kulturinteresse auch arg begeistert und befand die Suppe als gelungen. Mir hat sie jedenfalls geschmeckt, und wir werden noch geschätzte zwei Wochen davon essen können. Mal abgesehen davon, dass ich noch nicht weiß, was ich mit dem restlichen dreiviertel Kohl, den Möhren, Kartoffeln und dem ganzen anderen Restzeug machen soll. Man kann das ja auch alles roh esse; und ganz ehrlich: Kohl, roh oder gekocht, schmeckt echt gut. Bin ein echter Kohlliebhaber geworden. Auch wenn dann bei Rosi und mir nachts andauernd das Bett explodiert :). Also übern Winter kommen wir.
Komentarze