Jugendarbeitslosigkeit in Spanien
Niemanden hat die wirtschaftliche Krise Spaniens so hart getroffen wie die Menschen unter 25
Rosa ist 23 und lebt in einer kleinen Stadt bei Granada, Andalusien. Sie hat über ein Jahr lang in Deutschland gelebt und viele Male als Volontärin gearbeitet. Mit zwei Uni-Abschlüssen und drei Sprachen steht sie in Spanien ohne Job da. Voller Sorge schaut sie in die Zukunft hinein, denn obwohl sie hochqualifiziert ist, gibt es niemanden, der sie einstellen möchte. Um überhaupt über die Runden zu kommen entschied sich Rosa dafür, Englisch auf selbständiger Basis zu unterrichten.
Spanien ist das Land in Europa, in welchem die meisten jungen Akademiker in unterqualifizierten Stellen landen. Jeder vierte gilt als arbeitslos, ein Spitzenwert in Europa. Zudem ist Spaniens Jugend noch stärker betroffen, als der Rest Europas. In vielen Regionen, wie z.B. Andalusien, ist mehr als die Hälfte der Menschen unter 25 ohne Job.
Rosa lebt weiter bei ihren Eltern. Sie verdient gerade 700 Euro brutto in Monat, wovon stolze 300 Euro Steuer abgezogen werden. Im Falle einer Krankheit oder Arbeitslosigkeit wird sie selbst irgendwie zurecht kommen müssen, denn vom Staat kriegt sie keine Unterstützung.
Ganze 30 % der Jugendlichen in Spanien verfügt lediglich über einfache Schulbildung, was doppelt so viel ist wie in Deutschland. Die Pädagogikstudentin Anabel hat dazu ihre eigene Meinung:
"Das spanische Bildungssystem ist längst überholt und konservativ. Viele junge Menschen sind dadurch demotiviert und beenden ihre Schullaufbahn zu früh".
Bei den älteren kommt es dagegen zu einem Bildungsaufschwung, denn 40 % der Spanier zwischen 25 und 34 Jahren erreichen ein Universitätsdiplom. Doch leider studiert die Mehrheit am Bedarf der Witschaft vorbei.
So wie Rosa. Sie macht sich viele Gedanken über die Geschichte und Politik ihrer kriselnden Heimat:
"Spanien hat immer noch nichts aus seiner Vergangenheit gelernt. Das Land hat sich von den vielen Jahren Diktatur nicht erholt und träumt weiter vor sich hin. Ich vertraue den Politikern hier im geringsten. Traurig, dass viele Unternehmer gleichzeitig Politiker sind und nur am eigenen Geld interessiert sind."
Inzwischen muss fast jeder junge Spanier damit rechnen, dass seine Arbeitstelle befristet sein wird. Die Zahl der Arbeitnehmer unter 25, die mit einem Zeitvertrag angestellt ist, ist nämlich doppelt so hoch wie der EU-Durchschnitt. Die älteren Arbeitnehmer dagegen haben immer noch einen Kündigungsschutz, der zu den höchsten auf der Erde gehört. Doch das macht es den Arbeitgebern nicht gerade einfach, junge Menschen einzustellen.