Internationaler Austausch, oder besser: "What´s your name again?“
Einen Monat in Chisinau. Wie immer ist es leichter über die Erlebnisse mit anderen Freiwilligen zu erzählen als über sein Projekt, obwohl das nicht minder interessant ist.
Samstagnachmittag – die Sonne brennt über den Plattenbauten Chişinăus. Irgendwo müssen doch auch andere Freiwillige im wahrsten Sinne heiß darauf sein an die frische Luft gehen zu können. Und schon blinkt auf Facebook eine Benachrichtigung auf: BBQ in Ciocana.
Also schnell aus dem Haus und ab in den Bus…wenn er denn kommt. Unser Treffpunkt ist vor einem Supermarkt im selbigen Stadtteil und die Überforderung nicht nur wegen des riesigen Fleischangebotes sehr groß. Es ist September und somit steht nicht nur ein Wechsel der Jahreszeiten an, sondern auch einer der „Freiwilligengenerationen“.
Eine erste gegenseitige Vorstellungsrunde bringt man ohne nennenswerten Erfolg für das Namensgedächtnis hinter sich und geht zum typischen Freiwilligen-Smalltalk über: Herkunftsland, Dauer des Aufenthaltes, Projekt.
Mein Telefon klingelt. Mein Mitbewohner fragt wo und mit wem ich gerade unterwegs bin. Scheinbar keine schwierigen Fragen...
In einer Stadt in der – abgesehen von der Innenstadt – jeder Straßenzug gleich aussieht (Nikita Chruschtschows sowjetischen Schlafstädten sei Dank) und zusammen mit Leuten, die man bis auf zwei Ausnahmen gerade fünf Minuten kennt, kommt die Schwierigkeit auf diese zu antworten allerdings des Erlernens russischer Konjugationen gleich.
Nach kurzem Fußmarsch erreicht man den Grillplatz oder das, was von ihm übriggeblieben ist. Unvorsichtigkeit und vor allem ein sehr trockener August, haben die Wiese in eine riesige Feuerstelle verwandelt.
Mit Blick auf die unendlichen Betonweiten der Stadt wird einem bewusst, dass diese Stadt – rein optisch gesehen – nicht umsonst von einer Reise-Website unter die 10 hässlichsten Hauptstädte der Welt gewählt wurde. Aber wie so oft kommt es nicht auf das Äußerliche an…
Nach langen Gesprächen mit Menschen deren Namen man, wie schon gesagt, längst wieder vergessen hat, traut man sich. Man stellt die Frage, die unangenehmer kaum sein könnte: „What´s your name again? Sorry…“
So peinlich diese Frage auch sein mag, so ein guter Eisbrecher ist sie. Nur zu oft ist man mit dieser Ungewissheit in einem Vier-Augen-Gespräch nicht allein.
Es wird dunkel und auch die sehr schüchternen und ängstlichen Straßenhunde trauen sich an das Feuer, geben sich aber mit Knorpeln und Fettresten zufrieden. Wenn einen dann allerdings nach einem langen Grillabend doch noch einmal der Hunger plagt, ist man hier bestens versorgt. Beinahe alle Supermärkte haben bis 24 Uhr offen, manche sogar 24 Stunden…und das sieben Tage die Woche. Zwar ist das sehr kundenfreundlich, wo da allerdings die Rechte der Arbeitnehmer bleiben ist fraglich.
Zeitsprung
Meinen Montagmorgen habe ich zwar schon im letzten Bericht geschildert, möchte aber trotzdem noch einmal auf die eigentliche Hauptbeschäftigung meines EFD zurückkommen: Mein Projekt.
Es macht Spaß.