Intensive Zeit
Von tollen Ausflügen, einem vollen Alltag, tiefen Diskussionen und Gedichten...
Hey ho ich bins mal wieder mit einem kleinen Bericht von der grünen Insel!
Die letzten Wochen waren mal wieder geballt mit Erlebnissen und Erfahrungen und jetzt nutze ich meinen freien Vormittag um ein bisschen Ordung in meinem Kopf und meinem Laptop zu schaffen, die ideale Zeit also euch mit an Bord zu holen!
Irgendwie habe ich es über die letzten Monate geschafft konstant immer mehr Aktivitäten zu meiner wöchentlichen Routine hinzuzufügen, sodass ich jetzt an einem Punkt angelangt bin an dem ich sehr viel öfter ein "Sorry but no" austeilen muss als mir lieb wäre. Hier habe ich so viele Möglichkeiten mich zu entfalten und neue Dinge auszuprobieren, aber wenn aus schönen Aktivitäten Verpflichtungen werden muss man vorsichtig sein. Eines der Dinge die ich die letzten Wochen über als sehr intensiv empfunden habe war eine Serie an Sitzungen als Teil unseres Foundation Courses zum Thema Mental Health, organisiert von unserer Mentorin und einer Freiwilligen. Jede der Sessions hatte seinen Fokus auf einem Thema wie Depressionen, Angsstörungen oder Posttraumatischen Belastungsstörungen und auf jede theoretische Lektion folgte an einem anderen Tag ein Filmabend mit einem Streifen der sich auf irgendeine Weise mit diesem Thema beschäftigt. Ich war beeindruckt, was für eine respektvolle, diskussionswillige Stimmung zu allen Zeiten herrschte und wie offen viele der Anwesenden mit teilweise sehr persönlichen Erfahrungen umgingen. Trotz der unausweichlichen Schwere und Ernsthaftigkeit der Filme, habe ich ganz viele Möglichkeiten gesehen,meinen Horizont zu erweitern, und konnte manche von ihnen sogar sehr genießen oder zumindest aus cinematographischer Sicht anerkennen und wertschätzen. Falls irgendjemand sich in der Stimmung für einen guten Arthousefilm fühlen sollte, kann ich "Melancholia" sehr empfehlen, der mir in der ganzen Serie, gerade aufgrund seiner Ästhetik, am besten gefallen hat. Aber auch zum Thema Nordirlandkonflikt haben wir einiges Neues gelernt und gute Dokumentationen und Spielfilme gesehen.
Mehr als nur einmal war ich dabei sehr froh über die Anwesenheit unserer Mentoren. Solche Gespräche haben ja unausweichlich immer ein gewisses Triggerpotential und wenn andere Menschen emotionale Unterstützung benötigen, ist es einfacher, diese auf mehrere Personen zu verteilen. Wir sind zwar hier offiziell alles "Erwachsene", aber mir ist aufgefallen, wie man sich doch sehr gerne auf die Meinungen und Unterstützung der älteren Mentoren, gewissermaßen als Elternersatz verlässt.
Bei all den tiefgründigen Diskussionen und intensiven Gesprächen der letzten Woche tut es natürlich immer mal wieder gut, raus aus dem ganzen Alltag zu kommen, und das konnten wir dank der neuesten Covid Lockerungen schon ausgiebig tun! Ich war ganz überrascht wie viele bekannte Touristenattraktionen (Giant´s Causeway, the dark Hedges, Portrush beach) wir in den letzten Tagen schon abhaken konnten und wie wir dabei häufig fast die einzigen Besucher waren! Immer dabei auf solchen trips: viele Kameras! Eine große Zahl der Freiwilligen hier ist entweder schon immer fotographiebegeistert und kennt viele Kniffe um wirklich atemberaubende Bilder zu schießen, oder ist in der Zeit hier auf den Geschmack gekommen und versucht sich mit Handykameras an Nahaufnahmen und scharf-verschwommen Effekten. Ein paar Impressionen von unseren Trips gibt es wie immer in der Bildergalerie....
Von einem "besonderen" Tag letzte Woche wollte ich noch erzählen, am Donnerstag war nämlich "PoetryDayIreland", also der Tag der irischen Poesie. Dafür wurde in der Community für alle Residents und sonstigen interessierten eine Art Gedicht Schnitzeljagt organisiert, mit unzähligen kleinen Schildchen mit Auszügen aus Werken von irischen Dichtern rund um die Anlage verteilt, zum finden, lesen, schmunzeln, fotografieren, mitnehmen und so weiter....Die meisten dieser Gedichtkärtchen wurden von ein paar Freiwilligen angefertigt und mir tut immer noch meine Hand weh, wenn ich an die Stunden denke, die ich letzte Woche an diese Tätigkeit geopfert habe. Im Grunde genommen fand ich die ganze Initiative aber sehr interessant und während man das Internet nach irischen Dichtern durchkämmte, fiel einem sofort eine gewisse Grundstimmung auf, die viele der Gedichte gemeinsam hatten. Ein wenig pessimistisch manchmal, häufig geprägt von traumatischen (Kriegs-)Erfahrungen, aber immer auch mit Fokus auf die Natur verraten diese Stücke von kulturellem Erbe so manches über ihre Schöpfer und ihre Zeitgenossen. Die Aktion kam bei den Residents und ihren Betreuern wunderbar an und wenn auch der Inhalt der Gedichte bei den meisten wohl eher im Hintergrund stand, lockte doch die Aussicht auf ein "Certificate of Completion" zur ausdauernden Suche ;)
Jetzt muss ich aber gleich mal Schluss machen, wenn ich es rechtzeitig zur Arbeit schaffen will! Die nächste Woche habe ich frei und auch wenn das Wetter relativ semioptimal werden soll, gibt es danach bestimmt wider viel zu erzählen. In diesem Sinne bis bald und viele Grüße an alle meine regelmäßigen Leser!
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