In Redon, angekommen und aufgenommen
Jetzt bin ich da, in Redon, wo ich meinen SVE beginnt. Herzlich aufgenommen und sofort zu Hause, dank der anderen Freiwilligen und Tutorinnen.
Je suis arrivée à Redon, mon nouveau chez-moi !
Mittwoch, 1. Oktober, 4 :30 Uhr. Das Abenteuer „Europäischer Freiwilligendienst in Redon bei La Fédé“ kann beginnen.
13 Stunden, 990 Kilometer Luftlinie, vier Züge, acht Treppen und fünf Alles-ist-gut-gegangen-Nachrichten weiter begrüße ich auf dem Bahnsteig in Redon Lydia, meine „tutotrice“, und Franziska, eine der anderen „volontaires“, mit „bises“ – ein Küsschen links, eines rechts.
So habe ich meine erste Fahrt im TGV, meinen letzten Abschied und meine erste französische „conversatione“ hinter mir. Meine erste Metro-Fahrt habe ich erfolgreich gemeistert, mich alleine durch die Stadt der Liebe gefunden, die französischen Anzeigetafeln dechiffriert, die französische Höflichkeit erlebt – ohne die ich meinen Koffer kaum von A nach F bekommen hätte.
Und dabei „Allemagne“ immer weiter hinter mir gelassen, zusammen mit meinen Liebsten und dem Bekannten.
Im Unbekannten – Redon, Frankreich – komme ich mir allerdings nicht lange fremd vor.
Ich werde sehr herzlich aufgenommen, alle scheinen schon gewartet zu haben. Wir schauen bei MAPAR vorbei, der Organisation, die den Freiwilligendienst organisiert, und treffen dort Nicolo, einen meiner Mitbewohner und Mit-Freiwilligen, und viele, viele neue Gesichter, die ich mir aufs erste Mal nicht alle merke. Dann ziehen wir weiter zu den „appartements“ der Freiwilligen, auf die bin ich schon sehr gespannt. Durch die Garage steigen wir in einen kleinen Innenhof, an dem drei süße Reihenhäschen liegen, jedes eine WG mit drei Freieilligen. Meines ist Apartment B2, das mittlere. Es gibt eine kleine Küche im Erdgeschoss, mein Zimmer liegt im ersten Stock. Es ist schön, mit großem Fester, riesigem Bett und Bad. Dass es sehr weiß ist, wird mit ein bisschen Kreativität bald geändert sein – und zu meinem eigenen kleinen Zuhause werden.
Ich treffe die anderen Freiwilligen, Sera, Tiina, Stefania, Elise an der Tür zu meinem Apartment und werde gleich für den Abend zum Essen eingeladen. Sie begrüßen mich und erzählen von ihrem Tag, für sie stand heute normal Arbeit an. Wobei es hier keinen Tag wie en anderen gibt, wie ich bald lerne, alles ist anders, alles ist Herausforderung, alles ist spannend.
Nachdem ich während einer heißen Dusche und dem Ausräumen meines Koffers ein bisschen angekommen bin, gehe ich zu den anderen rüber, sie haben Gemüse-Nudeln und Kaiserschmarrn gemacht.
Wir essen und reden – auf Französisch, natürlich. Das klappt erstaunlich gut, wenn man mal drin ist. Und wenn man was nicht weiß, dann hilft man mit Englisch aus, oder zieht schnell das Smartphone aus der Tasche. In unserer Mädelsrunde gewinne ich alle sehr schnell sehr lieb – Stefania, die „mère“ (Mutter) hier, Tiina, die schon 30 ist und aus langen Reisen viel erlebt hat, Franzi, die schon am besten Französisch redet, und Sera, die schüchtern und sehr süß ist.
Später kommen die Jungs von der Arbeit, Nicolo und Radoslaw, mein anderer Mitbewohner, der wohl Offenste und Lustige hier.
Den Kopf voller Namen und Informationen, die Gedanken voller Erlebnisse und Menschen gehe ich schließlich erschöpft ins Bett.
Wer hätte vorher ahnen können, dass es so toll ist ?
Und so ist es weiter gegangen, denn am nächsten Tag regle ich nicht nur alles Formale in MAPAR, sondern lerne vor allem auch meinen Arbeitsplatz, La Fédé, und meine Tutorin dort, Anne, kennen, die die Herzlichkeit in Person ist. Mit vielen Küsschen werde ich begrüßt und bekomme alles zu sehen – die Büros, daneben aber auch die „ateliers“, in denen Theaterkostüme, Figuren, Kulissen und Ähnliches gefertigt werden. Ich bin begeistert und habe sofort 100 Ideen, die ich umsetzen will.
An diesem Abend sind alle mit den Vorbereitungen für Wochenende und Seminar beschäftigt, doch Radoslaw kocht für uns, und das gut. Immer ist jemand da, allein kann man sich hier gar nicht fühlen – und das ist man auch nicht.
Stefania hat es ganz richtig „notre petite famille“ genannt.