In Cork und anderswo
Für kristina kehrt bei der Arbeit für Simon allmählich der Alltag ein. Ein Glück, dass sie immer wieder zu diversen Trainings (mit freier Kost und Logis) muss. Auf diese Weise kann sie sich auch von den wenigen, aber langen und recht anstrengenden Arbeitstagen erholen, von denen sie hier berichtet.
Ja, da bin ich auch mal wieder! Hat lange genug gedauert, aber was lange währt wird endlich gut oder so. Seit etwas mehr als zwei Monaten bin ich jetzt hier in Irland. Und ich muss sagen, dass ich merke, wie ich mich hier einlebe. Klar, wohlgefühlt hab ich mich durchaus die meiste Zeit hier, aber ich bemerke mittlerweile kleine Dinge, die zur Routine werden, die nicht mehr neu und aufregend sind, sondern die einfach dazu gehören.
Zum Beispiel beginnt für mich der Morgen (falls ich arbeiten muss) immer gleich: Der Wecker klingelt und ich stehe nicht sofort, aber bald danach auf. Ich gehe duschen, ziehe mich an und dann frühstücke ich erstmal richtig. Danach packe ich meine Sachen zusammen und fahre los. Ich habe noch nie erst gefrühstückt und dann geduscht, wenn ich arbeiten musste, es gehört sich jetzt einfach so für mich.
Ich habe aber auch schon eine Menge gemacht hier. Vor ein paar Wochen war mein Simon-Training. Simon ist ja die Organisation, für die ich arbeite und deswegen war das alles relativ speziell auf die Arbeit, die wir da machen, ausgerichtet. Wir haben zwar nicht konkret über Obdachlosigkeit gesprochen, aber etwas über Alkohol und andere Süchte gelernt, über psychische Krankheiten. Auch haben wir einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht und besprochen, wie man sich in einer Krisensituation verhalten sollte. Alles in allem war das Training sogar oft sehr interessant, es hat Spaß gemacht, andere Simon-Volunteers zu treffen und ein bisschen Dublin zu erkunden. Toll war natürlich, dass es alles umsonst für uns war.
Das Beste war aber eindeutig das Essen im Filminstitut. Wir konnten bestellen, was wir wollten und soviel wir wollten und es war einfach sehr lecker. Der ganze Tisch war immer gefüllt mit irgendwelchen Sachen und oft wurde vergessen, wer überhaupt was bestellt hat. Man hat einfach alles gegessen. Und das wiederum für umsonst.
Dann war ich mit den anderen Volunteers aus Cork auf meinem ersten Volunteers-away-weekend. Wir waren in Roscarbery und es war wunderschön. Roscarbery ist gar nicht so weit von Cork weg, der Bus fährt direkt dorthin und braucht etwa zwei Stunden. Ich glaube, das hat 18 Euro hin und zurück gekostet. In Roscarbery hatten wir für 14 Leute zwei Cottages zur Verfügung. Diese waren sehr, sehr schön und gemütlich. Sie haben mich ein bisschen an die Ferienhäuser erinnert, in denen wir mit der Familie waren, als ich noch ein Kind war. Die Stadt selbst ist ziemlich klein, wenn nicht gar winzig und die größte Attraktion für uns war die Pommesbude am "Marktplatz" (oder auch Parkplatz). Oder auch der Centra, der den einzigen off-license beherbergt und nicht einmal Bier führt, nur Wein. Okay, tut’s auch.
Wenn man dann zum Meer geht, was vielleicht eine halbe Stunde oder weniger dauert, dann hat man einen atemberaubenden Blick auf Klippen und das Meer. Das tut echt sehr gut nach Wochen in der "Großstadt" Cork.
Wir haben uns alle gut verstanden, getrunken, gefeiert, gespielt, zusammen gegessen und die Ruhe genossen. Ich freue mich schon auf das nächste Weekend-away, was wohl so im Januar sein müsste.
Jetzt bin ich gerade wieder in Dublin, diesmal bei meinem EVS-Training. Wir haben hier 24 Stunden freien Internetzugang, was mich gerade dazu motiviert, mal wieder was von mir hören zu lassen. Wir wohnen in dem St. Marino Insitute of Education, was ein tolles College ist, wo Leute zu dem gemacht werden, was man Lehrer nennt (Nein, ich hab nichts gegen Lehrer, ich zweifle nur an deren "Ausbildung" in pädagogischer Hinsicht).
Die meisten von uns, wir sind so um die 15 Leute, haben ein Einzelzimmer. Das Essen hier ist nicht so gut wie im Filminstitut, aber besser als beim Vorbereitungsseminar in Erfurt damals. Und gestern waren wir bowlen. Morgen machen wir ein bisschen Tourist-attractions-gucken und gehen in einen Pub, um irische, traditionelle Musik zu hören.
Es ist hier alles ziemlich locker, die Leute sind nett und es ist wieder alles umsonst. Ich habe übrigens kein Einzelzimmer, sondern teile mir eines mit Anne aus Berlin, die bei Simon in Galway arbeitet. Aber da wir uns soweit gut verstehen und ich schon an das Teilen von Zimmern gewohnt bin, ist das kein Problem.
Ich bin mal gespannt wie es so weiter geht und was mich noch so erwartet in meiner Woche hier in Dublin.
Wenn ich in Cork bin, dann arbeite ich natürlich brav meine drei Tage die Woche. Drei Tage pro Woche, das hört sich wenig an. Ist auch soweit ganz angenehm, aber es reicht auch wirklich. Dazu muss man ja sagen, dass zwei von den drei Arbeitstagen von 9.00 a.m. bis 9.00 a.m. gehen. Das heißt, man schläft im Projekt, die Schlafzeit wird dabei nicht als Arbeitszeit angerechnet. Der dritte Tag ist recht kurz und startet morgens um 9.00 Uhr und endet abends um 18.00 Uhr. Wirklich schlimm finde ich nur, wenn die Tagesschicht direkt auf einen Arbeitstag folgt und man von 9.00 a.m. am ersten Tag bis 6.00 p.m. am zweiten Tag bleiben muss. Nun ja, aber auch das überlebt man.
An die Arbeit als solches habe ich mich soweit gewöhnt (wir sollen übrigens 39 Stunden die Woche arbeiten). Ich finde meistens irgendwas was ich tun kann und ich fühle mich immer sicherer. Natürlich bin ich noch kein perfekter Mitarbeiter, aber ich tue mein Bestes. Und ich denke, ich bin nicht vollkommen nutzlos.
Auch in unserem Haus hat sich einiges verändert. Melanie ist ausgezogen und Klaudia und Robert sind eingezogen. Jetzt sind wir eine Gruppe von fünf Leuten, die sich doch recht gut verstehen und das Klima im Haus hat sich schlagartig verbessert.
Und meine Freunde zu Hause - ich bin sehr froh, dass der Kontakt so gut geblieben ist. Ich bekomme regelmäßig Briefe und Emails und bin zumindest nicht ganz im Unklaren darüber, was zu Hause so passiert. Natürlich bekommt man nicht alles mit und da ich selbst sehr schreibfaul bin, heißt regelmäßig nicht "jede Woche". Aber es ist genug um zu wissen, dass ich nicht vergessen werde. Und ich denke, ich zeige auch genügend, dass ich sie nicht vergesse. So ist das wohl, wenn man einfach für ein Jahr weg geht. :-)
Und noch bereue ich überhaupt gar nix. Abwarten, wie es sich entwickelt und erstmal auf Silvester freuen, was ich in sweet home Germany verbringen werde.
Das war’s jetzt erstmal von mir. Wahrscheinlich schaffe ich es eh nicht, vorher nochmal zu schreiben, deswegen Euch allen zwei wunderschöne Monate, tolle Weihnachten, super Silvester und viel Schnee!
Bis bald mal, kristina