Im Radio
Auf dem Weg zum Radiosender in Kiato geht fast alles schief, das schief gehen kann. Aber Karenaki bleibt erst einmal ruhig und „springt ins kalte Wasser.“
Draußen ist es heute so eigenartig warm, dass irgendwie alle Leute hier im Zentrum müde sind. Naja, wenn niemand sich unterhalten möchte, dann schreibe ich halt mal wieder einen youthreporter Eintrag.
Gestern war ich zum ersten Mal mit Manos in der Radioshow. Ich war sogar pünktlich beim Radiosender, auch wenn es zuvor gar nicht danach ausgesehen hatte. Ich sollte den 20Uhr-Bus nach Kiato nehmen und Manos hatte mir eine ganz tolle Wegbeschreibung gemalt, wie ich den Radiosender finde. So weit, so gut. Ich stand also um kurz vor 8 an der Bushaltestelle, als mir auffiel, dass ich inzwischen meine Klamotten gewechselt hatte und die supertolle Wegbeschreibung in der linken Vordertasche meines Jeansrocks auf meinem Bett in Beachflat lag...
Da ich ansonsten den Bus verpasst hätte und mir die super klasse Wegbeschreibung dann überhaupt nichts mehr genützt hätte, beschloss ich, ins kalte Wasser zu springen und wenn man - so wie ich- über einen nur sehr spärlich ausgeprägten Orientierungssinn verfügt, dann ist dieses Wasser wirklich kalt!
Also habe ich versucht, mir so viele Informationen wie möglich ins Gedächtnis zu rufen. Der Bus kam und viele Leute stiegen ein - auch ich, denn ich hatte die Barby mit Job "Ticketverkäuferin" erkannt, mit welcher ich schon oft im Bus nach Kiato bzw. Korinthos saß. Ich setzte mich wie immer auf einen der vorderen Plätze auf der rechten Seite. Fahre ich nach Kiato, setze ich mich auf die rechte Seite, fahre ich nach Korinthos setze ich mich auf die linke Seite, um das Meer sehen zu können.
Die Barby kommt zu mir, ich sage "Kiato" und sie sagt "Dieser Bus fährt nicht nach Kiato". Falscher Bus! Oje und das, obwohl ich mir eher noch ein bisschen Extrazeit gewünscht hätte, um den Radiosender zu finden.
Wie gut, dass ich in solchen Situationen immer eine ausgesprochene Ruhe entwickele. Was nützt es auch, sich unnötig zu stressen? Entweder ich komme zu spät oder nicht, da kann mir der Stress auch nicht weiterhelfen! Ich bin also bei der nächsten Haltestelle ausgestiegen, habe mich über meine Verplantheit amüsiert, eine Minute gewartet und den richtigen Bus angehalten.
In Kiato angekommen, habe ich natürlich die richtige Haltestelle verpasst, bin bei der nächsten ausgestiegen, bin meiner Erinnerung und meinem Bauchgefühl gefolgt und - siehe da- in der richtigen Straße gelandet!
Nur konnte ich leider keinen Hinweis auf einen Radiosender entdecken. Der nächste Moment war irgendwie filmreif: Es kam ein heftiger Sturm auf, der eine ganze Menge Sand im Gepäck hatte. Als ich mich schließlich traute, meine Augen wieder zu öffnen, geschah ein Wunder: Egle kam des Weges! Egle ist eine Freiwillige aus Lithuania, welche zwar im Jugendzentrum von Velo arbeitet, aber in Kiato wohnt und den Weg zum Radiosender kannte.
Beim Radio war es richtig lustig, chillig, lehrreich (Manos, es heißt nicht "die toten Pferde", es heißt "die toten Hosen"!) und spontan. So sagte mir Manos ca. eine Minute vorher, dass er gleich mit mir ein kurzes Interview führen wolle. War auch kein Problem. Gespannt bin ich nur auf nächsten Montag, wenn ich EVS-Projekte auf Griechisch vorstellen soll. Dank der Radioshow hatte ich auch noch Gelegenheit, mich von Kathryn zu verabschieden, die heute Vormittag zurück nach Wales geflogen ist - nicht ohne mir das Rezept für "Welsh Cakes" zu geben. Da sie in ein paar Monaten anfängt, in England zu studieren, werden wir uns dort auf jeden Fall mal treffen!
Egle ist zwar schon seit zwei Monaten in Griechenland, aber gestern habe ich mich zum ersten Mal mit ihr unterhalten können. Sie ist mir ziemlich sympathisch und ich werde mich bestimmt mal mit ihr aufn Kaffee treffen, wenn ich mal wieder in Kiato bin und ein bisschen Zeit habe.
Ich weiß, ich fliege "erst" morgen in vier Wochen. Dennoch habe ich das Gefühl, dass ich jetzt schon langsam anfangen muss zu planen, wann ich noch mal mit wem einen Kaffee trinken gehe. Morgen zum Beispiel wird das Sarah sein. Es ist ja nicht so, dass ich hier übermäßig viele Freunde gefunden habe, aber es gibt ja auch noch die lieben Verwandten.
Und von denen habe ich die meisten, obwohl ich schon so lange hier bin, noch nicht einmal getroffen. Okay, das hat eigentlich auch nicht viel zu sagen, weil meine Familie hier - wie alle griechischen Familien - so groß ist, dass ich sowieso nur den kleinsten Teil einordnen kann...
So, das reicht jetzt erstmal für heute. Ich schreib dann eventuell morgen, was ich am Wochenende gemacht habe.