Homosexualität auf dem Priestercampus
In Irlands ältestem Priesterseminar soll es zu sexuellen Umtrieben zwischen Auszubildenden gekommen sein, gefördert von der Dating-App Grindr.
Als 2015 Irland ein Referendum über die Eheschließung homosexueller Paare durchführte bezeichneten einige Zeitungen die Volksabstimmung als das „letzte Gefecht der Katholiken“.
Dieses Gefecht verlor die Kirche und der Erzbischof bezeichnete die Abstimmung, die mit 62,2 Prozent an die Befürworter ging und Irland zum ersten Land machte welches die gleichgeschlechtliche Ehe per Volksabstimmung einführte, als einen „Weckruf für die katholische Kirche Irlands“.
Waren bis 1993 Ehe homosexueller Paare noch strafbar stimmten im Jahr 2015 alle großen Parteien mit „Yes“ und nur in einem der 43 Wahlbezirke erreichte ein „No“ die Mehrheit. Nach der Niederlage sah sich die Kirche in der Kritik, da sie sich mit ihrer Organisation „Mothers and Fathers Matter“ stark gegen die Einführung einsetzten. Nun sorgte die katholische Kirche erneut für Schlagzeilen aber in einem anderen Kontext, der eigentlich nicht zur Schlagzeile taugen sollte.
In dieser Woche bestätigte Diarmuid Martin, der Erzbischof von Dublin, dass drei auszubildende Priester von Irlands ältestem Priesterseminar, dem St Patricks College in Maynooth, nach Rom versetzt werden. Er empfahl Priesteranwärtern weiter, sich lieber am Päpstlichen Irischen Kolleg in Rom ausbilden zu lassen oder in Dubliner Gemeinden zu arbeiten als sich auf dem Campus in Maynooth ihrer Ausbildung zu unterziehen. Der Grund, warum der Erzbischof Dublins das älteste irische Priesterseminar im Moment als nicht den „gesündesten Ort“ für junge Geistliche bezeichnet hängt mit anonymen Briefen zusammen, die Diarmuid Martin erhalten hatte. In diesen wurde ihm von „Sexskandalen“ am College berichtet. Laut einer irischen Tageszeitung (Guardian) sollen junge Männer belästigt worden sein, auch wurde die Schwulen-Dating-App Grindr flächendeckend verbreitet. Für den Erzbischof ist dies nicht der erste Skandal in seiner seit 2004 andauernden Amtszeit. So war er im Amt als der Missbrauchsskandal 2009 mit voller Wucht losbrach. Durch einen Bericht wurde offengelegt, dass Schutzbefohlene durch Priester systematisch missbraucht wurden. Martin entschuldigte sich bei den Opfern und forderte den Rücktritt von Bischöfen, die solche Taten vertuscht oder verschwiegen haben sollen.
Nun beschäftigen den Erzbischof wieder Mutmaßungen über eventuelle Belästigungen, diesmal auf dem Campus in Maynooth. Studenten sollen dort über die Stränge geschlagen haben, was Martin dazu veranlasste zu betonen, dass die Dating-App Grindr ungeeignet sei für die Seminaristen, da sie sich nicht nur der Enthaltsamkeit verschrieben hätten, sondern auch weil die App Promiskuität (Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partner ohne dauerhafte Bindung) aktiv fördere. Weiter soll es vorgekommen sein, dass Informanten, welche die Vorgesetzen von dem unkeuschen Treiben informierten des Seminars verwiesen wurden.
Ermittelt werde zurzeit jedoch nicht, da es außer den anonymen Briefen und Blogeinträgen keine konkreten Details gibt. Schwere Vorwürfe hatte ein ehemaliger Priesteranwärter gegen einen Geistlichen am St Patricks College erhoben und dem „Irish Independent“ von unsittlichen Berührungen, anzüglichen Witzen sowie Fragen nach seinen sexuellen Präferenzen berichtet.
„Ich bin nicht homophob, aber der Priester hat seine Machtposition und seinen Einfluss missbraucht“, sagte das mutmaßliche Opfer. Auch er fügte an, dass er definitiv keinem jungen Mann mit einer Berufung empfehlen könne, nach Maynooth zu kommen.
Der College-Präsident Hugh Connolly erklärte, er sei sehr unglücklich über den Verdacht der sexuellen Umtribe und die mutmaßlichen Belästigungen. Ein zölibatäres Leben der Priesteranwärter sein unverhandelbar.
Das Paradoxe an der Sache ist dennoch, warum junge Männer die offensichtlich Vorlieben für das gleiche Geschlecht haben, dem Ruf der katholischen Kirche folgen, da diese auch im 21. Jahrhundert noch predigt das gleichgeschlechtliche Liebe eine Sünde ist und warum die Kirche homosexuelle Priester als Problem betrachtet, da man doch spätestens seit 2015 in Irland davon ausgehen kann, dass die Gesellschaft sich geöffnet hat. Solange die Kirche von einem Skandal spricht, wenn es zum Thema Homosexualität kommt, wird die Kirche auch in den kommenden Jahren noch einige „Skandale“ produzieren.