Hoe zeg je dat?
Wie sagt man das?Ausdrucksschwierigkeiten, Kommunikationsprobleme und andere, schönere Dinge.
Ich habe diesen Titel gewählt, zum einen weil ich diesen Satz in der letzten Zeit öfter Mal benutzt habe und zum anderen weil das eine Frage ist, die ich mich selber oft frage.
Wie kann ich das beschreiben, was ich erlebe? Was soll ich erzählen? Wie kann ich meine Gedanken in Worte fassen?
Wenn man gefühlt jede Minute zwischen Spanisch, Englisch, Deutsch oder auch Niederländisch rumwechseln muss, weiß man manchmal überhaupt nicht mehr wie man sich ausdrücken soll. Aber naja, ich fange einfach mal an.
Ich hoffe, euch ist aufgefallen, dass auch Niederländisch unter den Sprachen ist, die ich von Zeit zu Zeit benutze. Ich habe nämlich jetzt endlich offiziell angefangen Niederländisch zu lernen! Zwar bin ich seit sechs (!) Monaten in Amsterdam, aber mehr als die Supermarktfloskeln hatte ich bisher nicht drauf.
Aaaaaber seit Ende Januar bin ich im Niederländisch Kurs, der im Centro Cultural angeboten wird (auf Spanisch selbstverständlich). Wobei ich zugeben muss, dass der Unterricht eher zu meiner Belustigung dient, als dass ich wirklich etwas lerne. Die anderen Teilnehmer sind natürlich alle Hispanohablantes und verzweifeln total an dieser Sprache. Und die stellen immer so lustige Fragen, bei denen mir erst mal bewusst wird wie kompliziert und anders Niederländisch und Deutsch im Vergleich zu Spanisch sind. Neulich ging es zum Beispiel um das Wort graag, was so etwas wie gerne heißt. Im Spanischen gibt es dieses Wort einfach nicht. Ihr könnt ja mal versuchen, das Wort gerne zu definieren, dann könnt ihr euch vielleicht vorstellen, dass das eine lustige Situation war.
Naja, auf jeden Fall habe ich jetzt einen ganz anderen Blick auf meine eigene Muttersprache und ich bewundere wirklich jeden, der Deutsch lernt. Neben dem Unterricht bin auch ein paar Mal bei so einem Treffen gewesen, bei dem man entweder Spanisch oder Niederländisch spricht. Das findet ein Mal pro Woche in einem Restaurant statt und es kann einfach jeder kommen, der Niederländisch oder Spanisch lernen will (ja in Amsterdam gibt es wirklich alles). Da habe ich festgestellt, dass man sich als Deutsche auch mit wenig Niederländisch Kenntnissen und eben ein bisschen Raten relativ gut unterhalten kann.
An der Arbeit habe ich in letzter Zeit auch manchmal Kommunikationsprobleme, die mit meinem albanischen Mitfreiwilligen zusammenhängen. Der ist manchmal etwas schwer zu verstehen und auch insgesamt ist es manchmal nicht so ganz einfach mit ihm. Aber so ist das eben, die wenigsten Menschen sind unkompliziert. Und ich glaube, das ist irgendwie auch eine gute Herausforderung für mich.
Vergangene Woche haben wir wieder einmal Zuwachs im Team bekommen, und zwar sind gleich fünf neue Leute aus Spanien gekommen. Vier Mädchen und ein Junge, alle so zwischen 20 und 27. Und die sind alle tooootal cool :) Schon nach einem Tag haben wir uns richtig gut verstanden und die Atmosphäre untereinander ist echt gut. Ich glaube das ist genau das was wir gebraucht haben, so ein bisschen frischer Wind im Centro Cultural. Natürlich ist jetzt dadurch an der Arbeit alles anders, die Aufgaben werden neu verteilt und wir machen jetzt mittags immer Meetings (Oh Wunder! Meetings!) oder Workshops nur für die Freiwilligen. Das finde ich persönlich super, denn in letzter Zeit habe ich gemerkt, dass diese Art der Planung und Organisation im Centro, wie sie bisher war, mir manchmal doch etwas schwerfällt. Es kam mehrmals vor, dass z.B. eine Aktivität geplant wurde und die Person, die sie durchführen sollte, bis zu dem Tag an dem sie stattfinden sollte, noch gar nichts davon wusste. Das ist in gewissem Maße vielleicht einfach diese spontane, entspannte Mentalität der Latinos, aber andererseits lässt sich so etwas auch ganz einfach vermeiden in dem man sich besser untereinander abspricht. Und ich bin guten Mutes, dass das jetzt auch wirklich besser wird, denn die neuen Leute sind alle total motiviert und organisiert.
Durch die ganzen Spanier werde ich mir jetzt bestimmt wieder mehr das spanische Spanisch angewöhnen, bisher habe ich mich eher an das südamerikanische bzw. kolumbianische Spanisch gehalten. Ich lerne hier nämlich nicht einfach nur Spanisch, sondern Spanischs. Manchmal frage ich meine Schüler im Englisch Unterricht, wie man ein bestimmtes Wort auf Spanisch sagt. Einer fängt dann an und gibt mir eine Antwort, dann meldet sich ein anderer und sagt: „Was? Das heißt bei uns aber was völlig anderes, bei uns nennt man das soundso!“ Und dann geht’s weiter: „Aber in Venezuela...“ „Aber in Peru…“, „Aber in Mexiko…“ und so weiter. Man glaubt ja gar nicht, dass es für so ein einfaches Wort wie Schüssel so viele verschiedene Wörter in einer Sprache geben kann.
Mal überlegen, was war denn sonst noch so…
Ich hatte wieder mal Besuch, zum Beispiel von Lissy, die ich von den Seminaren kenne (die schreibt hier auch einen Blog, sehr lesenswert). Mit ihr habe ich etwas echt Tolles gemacht, und zwar waren wir auf dem Pannenkoekenboot. Wie der Name erahnen lässt, ist das ein Boot, mit dem man 75 Minuten in Amsterdam Noord rumfährt und dabei so viele Pfannenkuchen essen kann, wie man will. Eine wirklich wunderbare Sache. Sehr zu empfehlen. Vor zwei Wochen waren nochmal zwei Freundinnen aus Deutschland da, das war auch ziemlich cool. Mittlerweile gebe ich einen ganz guten Touriguide ab und brauche Google Maps nur noch an jeder dritten Straßenecke, nicht mehr an jeder. Amsterdam ist halt schon groß und manchmal etwas verwirrend. Trotzdem passieren manchmal so lustige Zufälle, zum Beispiel waren Natalia und ich neulich zusammen irgendwo unterwegs und haben plötzlich Marinas Fahrrad mit den Fahrradtaschen im Leopardenmuster auf einem Platz mitten in der Stadt stehen sehen. Nur so als Hintergrund: in der Innenstadt von Amsterdam gibt es etwa 900.000 Fahrräder und wir finden einfach zufällig das unserer Freundin ohne das wir wussten, dass sie auch irgendwo unterwegs war.
Ein anderer interessanter Zwischenfall war vor wenigen Wochen, als es hier mal richtig geschneit hat. Also was heißt richtig, so fünf Zentimeter vielleicht, aber das ist hier eben nicht so gewöhnlich. Ich stand am Fenster und habe die Leute auf der Straße bei ihrer Schneeballschlacht beobachtet, als da doch tatsächlich jemand mit einem Schlitten rumlief. Da kamen bei mir einige Fragen auf: Warum? Wieso? Wozu? Wohin geht die Person mit dem Schlitten? Die einzigen Erhebungen, die es hier gibt, sind diese Hubbel, damit die Autos nicht so schnell fahren. Es wird mir für immer ein Rätsel bleiben…
Vor zwei Wochen war ich in Den Haag auf dem Midterm Seminar. Es heißt Midterm, weil für die meisten Anderen jetzt genau Halbzeit war, ich bin aber jetzt schon im letzten Drittel und das ist mir da erst mal so richtig bewusst geworden. Das Seminar war wieder supercool, es war total schön, die Leute nach vier Monaten wiederzusehen. Mit den anderen deutschen Freiwilligen habe ich versucht, mich auf Niederländisch zu unterhalten, was total witzig war und erstaunlich gut geklappt hat. Die anderen sprechen an ihrer Arbeit hauptsächlich Niederländisch, wodurch sie natürlich um einiges weiter sind als ich und mir immer meine „Hoe zeg je … in het Nederlands?“-Fragen beantworten konnten. Auch sonst haben wir in den zwei Tagen jede Menge coole Sachen gemacht, zum Beispiel waren wir abends um halb zehn im niederländischen Parlament, wo noch eine richtige Abstimmung am Laufen war, was ich persönlich total spannend fand. Wir haben auch den Rechtspopulisten Geert Wilders gesehen, dessen Partei bei den Wahlen nächste Woche eventuell die stärkste werden kann.
Gestern war auch ein besonderer Tag. Anlässlich des Frauentags haben wir uns wie die Sufragetten verkleidet und sind mit Schildern durch das Viertel gelaufen, wo das Centro Cultural ist und haben Rosen an alle Frauen verteilt. Vorher haben wir noch alle fleißig geübt „gefeliciteerd met vrouwendag“ zu sagen, bis es am Ende wirklich alle drauf hatten. Das war eine ziemlich lustige Aktion, auch wenn es leider sehr geregnet hat. Danach gab es noch verschiedene Workshops und abends noch ein Abendessen.
Ok, ich glaube ich mache hier mal einen Stopp und schreibe bald nochmal einen Eintrag, das wird ja sonst viel zu lang hier. Naja, wenigstens habt ihr jetzt hoffentlich mal wieder einen kleinen Einblick bekommen, was hier in Amsterdam so los ist :)
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