Herbstzeit - Zurück im Heimatland
Zurück in Deutschland lässt saltare Erinnerungen und Momente ihres EFD vorbeischweifen.
Die Tage werden kürzer und kälter. Mit einem dicken Schal und warmen Stiefeln schlendere ich die Straße entlang. Ein bisschen Zeit für mich. Einfach um nachzudenken, zurückzublicken und nach vorne zu sehen. Die Dämmerung hat das Tageslicht schon fast verschlungen und es fröstelt mich ein bisschen. Wer hätte gedacht, dass die Zeit schon wieder so rast.
Der erste September war ein schwerer Abschied. Von Prag, meiner Wohnung und natürlich den ganzen lieben Menschen, die ich in diesem erlebnisreichen Jahr kennen gelernt habe. Ich erinnere mich noch genau, wie mein Vater stöhnte, als er das ganze Gepäck von mir sah. Ein gesamtes Jahr in zwei Koffer zu packen ist nun einfach unmöglich. Die Fahrt war ruhig und nicht aufregend. Umso mehr dafür meine Ankunft. Geheimnisvoll sprach meine Schwester nur davon mich heute Abend schick zu machen und ja nichts vorzunehmen. Ein bisschen müde war ich ja schon von der Reise und es ist komisch wieder zu Hause einzuziehen.
Desto größer war die Freude als ich an der U-Bahn Giselastraße ausstieg, rausgeputzt für einen feinen Abend, und meine ganzen Freunde vor mir standen. Meine Schwester hat es mal wieder geschafft mich genau da zu erwischen, wo es mich besonders freut. Direkt im Herzen. Da ich sonst eher ein Mensch bin, der gerne mal eine Träne verdrückt, konnte ich mich nun doch ziemlich zusammenreißen. Wahrscheinlich auch, weil es alles noch so plötzlich und neu war wieder in der Heimat zu wohnen.
Gerne rufe ich das wunderbare Jahr in meine Erinnerung. Viele tolle Erlebnisse, viele tolle Menschen und Erfahrungen. Herausforderungen denen ich mich gestellt habe und so gut wie es ging gemeistert habe. Versetze sich mal einer in eine solche Situation. Ein zwar nicht fremdes Land, aber eine doch ziemlich fremde Sprache. Auf sich alleine gestellt in einer WG mit nur Tschechen. Es gab natürlich Höhen und Tiefen, aber trotzdem kann ich wirklich nur im Guten von dem Jahr sprechen.
Knappe zwei Wochen gingen schnell vorbei und so begann gleich die Schule für mich. Ein doch wieder neuartiges Gefühl, wenn man vier Jahre lang keine normale Schule mehr besucht hat. Mit zwar bekannten Gesichtern auf der Schule musste ich mich doch alleine in einer fremden Klasse durchschlagen. Und wenn ich eines in meinem Auslandsjahr gelernt habe, dann, dass man Leute nicht voreilig verurteilen sollte. So stellte sich doch raus, dass die vielleicht anfangs erscheinende „Schicki-Micki-Tussi“ sich als sehr nette und liebe Mitschülerin herausstellte. Das Schulleben bringt auch nun wieder täglich neue Herausforderungen, Erlebnisse und Freundschaften. Dass man als Klasse so schnell zusammenhalten kann, hätte ich wirklich nicht gedacht. Sei es gemeinsames Essen, Geburtstag feiern oder Lernen. Schon nach knapp sieben Wochen hat man gemeinsame Interessen gefunden und lustige Zeiten miteinander erlebt.
Die Zeit kann man nicht aufhalten, man kann nur versuchen sie so schön wie möglich zu gestalten. Die Prüfungen für die 12. Klasse finden bereits in sieben Monaten statt und dann werden sich die Wege bereits wieder trennen und Neues bereit halten. Wenn ich mein Leben vergleiche mit den 85jährigen, alten Menschen, die ich in Prag kennen lernte, und von ihren Erzählungen höre, kann ich nur hoffen, dass auch mir noch Wunderbares bevorsteht.
Die Nacht hat das Tageslicht komplett geschluckt. Auf einer Parkbank sitzend schließe ich kurz die Auge und eine kalte Brise streicht über meine Augen. Man hört wie der Wind durch die Äste weht und so das eine und andere Knacken verursacht. Langsam stehe ich auf und mache mich auf den Heimweg. Den Gedanken und Erinnerungen nachzuhängen ist ein tolles Gefühl. Ich hoffe, dass Weitere folgen, wo auch immer der Weg im Leben hinführt. Da fällt der erste Regentropfen. Wie ein schwerer dunkler Tropfen kündigt er den Herbst an. Ich sehe den im Regen verschwimmenden Autolichtern nach und freue mich auf mein kuscheliges, warmes Bett.