Ha, gay!
Ja, um die vergangene Woche kurz zusammenzufassen: https://www.youtube.com/watch?v=YaG5SAw1n0c. Mann, bin ich traurig, dass es vorbei ist.
Junge, Junge. Wenn ihr keine Lust habt den ganzen Text zu lesen, tl;dr: Das war die anstrengendste, schwulste und beste Woche seit langem!
Meine Güte, bin ich fertig. Die ganze Woche lief ich wie auf Autopilot. Jeden Tag hieß es arbeiten – schreiben – Screening besuchen – schlafen – wiederholen.
Und wer jetzt verwirrt ist, wisst ihr es nicht mehr? Die Gay Film Nights fanden diese Woche statt! Ich hatte also praktisch für eine Woche zwei Jobs statt einem, und die Arbeit im Kindergarten ist schon allein anstrengend... dass ich noch genug Energie zum essen und duschen hatte, ist auch alles.
Ist das noch Alltag?
Aber ich will überhaupt nicht jammern, es war einfach klasse. Beides, sowohl der Kindergarten als auch das Festival. Und auch alles andere. Denn es war eine Woche voller Schnee! Und zwar richtiger, fester, pappiger, liegenbleibender Schnee. Den mussten ich und Juliana Montag erst einmal mit einer Schneeballschlacht einweihen.
Manche unserer Kinder mögen den Schnee, andere haben Angst vor ihm und heulen nur, deswegen haben wir auch Schneemänner aus Watte gebastelt. Meine Gitarre habe ich auch mal wieder mitgebracht. Es ist unfassbar, wie gut die Kinder sich benehmen können, wenn eine Gitarre auf dem Spiel steht. :D Sie halten still, konzentrieren sich, halten die Reihenfolge ein ohne zu weinen oder sich zu beschweren... so erlebe ich sie in keinem anderen Moment. Freitag fand beispielsweise ein Flohmarkt statt, und als ich Ballons dafür aufblies, fließen sofort dicke Tränen, wenn man den Ballon wegnimmt nachdem man einem Kind zehnmal sagt dass man da nicht reinbeißen darf. Nem szabad!
Alex, das neue Kind, hat mich zu seiner neuen Mutter auserkoren – wieso machen die Neuen das ständig?! Jetzt höre ich ihn noch im zweiten Stock schreien und weinen, wenn ich reingehe während die Kinder draußen sind. Mit ihm ist das nicht ganz so herzerwärmend, denn der Junge sabbert die ganze Zeit unkontrolliert, und da ich ihn die ganze Zeit tragen muss, kann ich meine Pullis in letzter Zeit täglich waschen...
Kein guter Start
Gut, aber all das ist doch nicht wichtig, wenn diese Woche was viel Cooleres passiert ist! Ah, ich freute mich seit Monaten auf die Gay Film Nights, und dabei startete es ganz und gar nicht gut. Denn ich Genie fällte die glorreiche Entscheidung, am Montag zur Opening-Gala in offenen High Heels und Leggins unter meinem Kleid zwei Kilometer durch den knöcheltiefen Schnee zu laufen. Wer so blöd ist, hat sein Abi nicht verdient...
Dort angekommen war es dann zum Glück warm. Und wirklich nett. Es gab sehr edle Essensplatten, teuren Wein aus Plastikgläsern, und ein Streichorchester. Mehr eigentlich nicht, es war mehr ein get-together als alles andere, weswegen ich nicht lang blieb. Abends wollte ich mit Alkie noch zur Eröffnungsparty im Delirio, doch im ganzen Club waren nur drei Leute. :D
"You are not alone."
Dienstagabend war eine Debatte über das Verhältnis von Religion und der LGBTQ+ Community angesetzt, und bewaffnet mit Stift, Papier und Karen und Lara machte ich mich auf den Weg. Dort trafen wir noch einen Bekannten von Karen namens Alex, Mathestudent, Atheist aus ganzem Herzen und so witzig – bei seinen Kommentaren hab ich teilweise Tränen gelacht. :D
Und das war auch bitter nötig, denn die Debatte war voll besucht, und sicher 50% der Gäste waren aggressive Homophobe. Die erklärten uns allen ganz lieb, dass die normale Art Mann und Frau ist, dass homosexuelle Menschen Leiden über die Welt bringen, und dass Gott ihnen sagt dass wir in die Hölle gehören. Wenn ich nicht darüber hätte schreiben müssen, wäre ich nach drei Minuten gegangen, aber so blieb ich, schrieb Notizen auf und fühlte einen großen Kloß im Hals. Bis Karen sich rüberlehnte und sagte „you are not alone in this room“. Dieser kleine Satz war sehr viel wert.
Mittwoch war ich auf eine Dokumentation namens „Gender Troubles – The Butches“ angesetzt, was deutlich sicherer war. Ich bewies aber mal wieder außergewöhnliche Intelligenz, indem ich sicher 15 Minuten vor dem Eingang des Kinos rumirrte, ohne ihn zu finden. Wow... na ja, letztendlich habe ich es ja geschafft, und die Doku war wirklich interessant. Sehr simpel gestrickt – fünf Frauen saßen vor der Kamera und redeten skriptlos über ihre Erfahrungen. Und in dem Sinne sehr, sehr authentisch.
Musik und Dokus
Donnerstag stand eine weitere Doku an, aber vorher ging ich zur „Music night“, die Anais und Marleen ausrichteten. Auch wenn ich nur kurz bleiben konnte, war es echt witzig, wir teilten uns in Teams auf – ich erwischte Ruth, Olivia und eine Unbekannte – und mussten erst Songs, dann Filmsongs erraten (Ghostbusters und Back to the future sind MEINS!) und schließlich Lyrics weitersingen. Gerade da hab ich gepunktet. Ich weiß auch nicht, wieso Songtexte so unfassbar gut in meinem Gedächtnis kleben bleiben, wenn ich doch sonst absolut alles vergesse.
Weiter gings ins Cinema Victoria (diesmal fand ich den Eingang sogar auf Anhieb, hey), wo ich Popcorn kaufte und eine wirklich, wirklich ergreifende Doku sah. „MAJOR!“ hieß sie, und es ging um die 73-jährige, schwarze Transgender-Frau Gracy Major, die sich für transgender Frauen im Gefängnis einsetzt. Gut, die Diskussion danach war nicht so spannend – aber Theya kam rüber und wir alberten ein bisschen rum und machten Selfies.
Und dann hatte ich es auch geschafft mit meinen Artikeln, puh! Freitag gönnte ich mir eine Pause vom Festival und meldete mich als Freiwillige für den Convo Club an. Das ist vielleicht aufregend! Ab Januar wollen sie ein Onlinemagazin, ein Onlineradio und Podcasts auf die Beine stellen, und oh mein Gotttt, ist das toll! Ganz zu schweigen, dass Freiwillige kostenlos zu den Sprachkursen dürfen! Die Leiterin, Iulia, ist echt witzig, und wir zogen ein paar Minuten über Til Schweiger her.
Sprachbarriere? Wie untertrieben...
Am Wochenende hatte ich sturmfrei. Ich musste wegen des Festivals bleiben, und meine Mitbewohner wollten nach Baia Mare und wollten nicht bis zum nächsten Wochenende warten. Ich aktivierte mit einigen Schwierigkeiten meine rumänische Simkarte und traf mich Samstagabend endlich mal wieder mit Nora. War das schön, sie wiederzusehen! Sie nahm mich ins Theater mit (ich Genie hatte auf den falschen Tag reserviert, bekam aber zum Glück trotzdem noch ein Ticket), und das Stück, PENA, war komplett in rumänisch. Verstanden habe ich nichts. :D Ich frage mich, wieso Nora gerade mich dorthin mitgenommen hat... trotzdem war es irgendwie beeindruckend. Die zwei Schauspielerinnen waren klasse, und das Ganze fand in einem ganz kleinen Raum statt. Die zwei waren vielleicht zwei Meter vom Publikum entfernt und interagierten ständig mit uns, Nora wurde z.B. zum Tanz aufgefordert. Die ganze Zeit hatte ich Panik, dass ich angesprochen werde. :D
Später ging ich dann noch mit Marleen und Lara zur Abschlussparty des Festivals, natürlich, das ist ja meine Pflicht... aber so will ich nicht sein, es war eine echt witzige Nacht. Der erste Halt war Fabrica de Pensule, wo es am Anfang ein wenig langweilig war, bis die Leute richtig in Stimmung kamen. Ich kannte jeden zweiten auf der Party und bekam demnach sehr viele Getränke spendiert. :D Drei Bekannte von Marleen schauten auch vorbei und sprachen die ganze Zeit deutsch, obwohl Lara danebenstand. Wie mich sowas nervt... mit ihr ging ich dann noch ins Delirio und hab da ein Mädchen kennengelernt, hihi. Ich habe ihre Nummer, vielleicht passiert ja was...
Ging das schnell!
Und dann brach der letzte Tag schon an, mit viel Melancholie von meiner Seite aus. Erst ging ich zur Schlussgala, für die ich eigentlich schreiben sollte, aber dann fehlten die englischen Untertitel... zumindest teilweise. Iulia (eine andere als die vom Convo Club, der Name ist beliebt :D) übersetzte aber alles für mich. Sie ist so lieb – sobald irgendjemand an dem Abend auch nur ein rumänisches Wort fallen ließ, tauchte sie sofort an meiner Seite auf um zu übersetzen. Es war so liebenswert, wie sie sich immer um mich „gekümmert“ hat, ohne sie hätte ich mich ganz und gar nicht sicher gefühlt... Sie überlegt, professionell zu dolmetschen, und ich hoffe dass sie es schafft!
Danach bekamen wir Freiwilligen im Delirio noch Zertifikate, Geschenke, Freibier und eine Rede (ratet mal, wer sie für mich übersetzte), und das war's. Ahh.
Ich bin ehrlich traurig. All das war furchtbar anstrengend und eine der besten Sachen, die ich je getan habe. Es ist ein Team voller toller, fleißiger und witziger Leute, die eine so wichtige Arbeit verrichten, und ich vermisse das Ganze bereits jetzt so sehr. Es hat mir viel bedeutet, mehr als ich sagen kann.
Es gibt Lichtblicke... wir wollen mehr Events organisieren. Partys, Events und vielleicht einen Marsch. Ich hoffe ehrlich, dass das klappt, aber bei so enthusiastischen Leuten kann ich mir nichts Anderes vorstellen.