Graf Dracula – Wahrheit oder Legende?
Zahlreich Geschichten, Mythen und Legenden existieren über den blutrünstigen Vampir Graf Dracula, doch mit diesem Artikel möchte ich diese Gerüchte aus der Welt schaffen.
Rumänien – wer denkt da nicht an Transsylvanien, Vampire und vor allem an den berüchtigten Graf Dracula? Vampire sind bekannt als die Untoten, die nachts ihre Gräber verlassen und sich auf die Jagd nach menschlichem Blut begeben, wobei Graf Dracula die populärste aller Vampirfiguren ist. Der irische Schriftsteller Abraham „Bram“ Stoker verfasste den Schauerroman „Dracula“ im Jahr 1897 und rief damit den Vampir Dracula ins Leben. Doch gab es diesen unheimlichen Grafen wirklich?
Tatsächlich diente ein grausamer Fürst, der im 15. Jahrhundert über die Walachei im heutigen Rumänien herrschte, als Romanvorlage. Und die wahre Geschichte ist dabei ähnlich blutrünstig wie die Legende.
Viele Gruselgeschichten ranken sich um Vampire und die Vorstellungen gehen teilweise weit auseinander. Vernichten kann man diese Wesen der Legende nach, indem man ihre Körper mit einem Pfahl durchbohrt. Weitere Mythen besagen, dass Vampire durch Kreuze gebannt und durch Knoblauch vertrieben werden. Schon im Mittelalter schuf man in verschiedenen Teilen der Welt ähnliche Sagen von Untoten. Das heute verbreitete Bild des Vampirs ist vermutlich um 1600 im osteuropäischen Raum entstanden.
Bram Stoker schuf mit seinem Schauerroman „Dracula“ 1897 schließlich eine Legende. Im Roman reist ein Rechtsanwalt in geschäftlichen Angelegenheiten zum Schloss eines Grafen, das sich abgelegen inmitten der Südkarpaten (Rumänien) befindet. Bereits die äußere Erscheinung des Gastgebers mit seiner blassen Haut, den knallroten Lippen und auffallend spitzen Zähnen ist unheimlich. Bald schon verspürt der junge Mann ein unbehagliches Gefühl. Etwas geht nicht mit rechten Dingen zu in dem Schloss. Er bemerkt, dass der Graf kein Spiegelbild hat und beim Anblick von Blut merkwürdig verändert reagiert...
Die Geschichte wurde immer wieder verfilmt und neu interpretiert, das Bild des blutrünstigen Draculas geprägt. Mal war der Graf jedoch nur die "monströse Bestie", mal war er auch eine tragische Figur, der man menschliche Züge verlieh. Berühmte Dracula-Darsteller waren Christopher Lee und Gray Oldman, der 1992 in Coppolas Horrorfilm "Bram Stoker‘s Dracula" die Hauptfigur spielte. Roman Polanski dagegen drehte 1967 mit "Tanz der Vampire" eine Gruselparodie, in der viele humorvolle Elemente enthalten sind. Ein wahrer Vampirkult war entstanden.
Offensichtlich hat Stoker sich intensiv mit mystischen Dingen, Zauberei und Vampirlegenden beschäftigt und überlieferte Geschichten über den blutsaugenden Untoten studiert. Er war schließlich auf eine bestimmte Person gestoßen, die ihn beim Erschaffen seiner gruseligen Romanfigur inspiriert hat und zwar Fürst Vlad III. (1431-1476). Fürst Vlad III. war Herrscher über die Walachei (im heutigen Rumänien) zur Zeit des Spätmittelalters.
Bram Stokers Geschichte spielt in Transsylvanien, Rumänien (Siebenbürgen), wobei diese sagenumwobene Region die Heimat von Vlad III. Draculea war. Er soll für seine Grausamkeit bekannt gewesen sein, was eine Parallele zur Vampirlegende ist. Wahrscheinlich wurde er in Sighişoara (Schäßburg) geboren, vielleicht aber auch in Nürnberg. Draculea bedeutet Drache und nicht Teufel, wie oft behauptet wird, denn sein Vater Vlad II. wurde vom König des Heiligen Römischen Reiches zum Ritter des Drachenordens geschlagen, welcher gegen die Osmanen kämpfte. Er erhielt den Beinamen „der Drache“, Dracul und sein Sohn wurde folglich der kleine Drache, Draculea, genannt.
Über Draculeas Wesenszüge ist bekannt, dass er klug kalkulieren konnte, jedoch aufgrund seines heftigen Temperaments häufig überstürzt und kurzsichtig handelte. Doch was hat Vlads Leben mit dem des blutsaugenden Vampirs gemein, den man aus Bram Stokers Roman kennt? Den Quellen zufolge lässt sich nicht belegen, dass Vlad III. Draculea bereits zu Lebzeiten als Vampir gesehen wurde, stadtdessen wird er als furchteinflößender Mann mit langen schwarzen Locken und kantigen Zügen beschrieben. Stoker hingegen hat sich eher an dem bekannten Shakespeare-Darsteller Henry Irving orientiert, mit dem er befreundet war.
Fürst Vlad galt vielmehr als grausamer blutrünstiger Herrscher, der Lust am Töten hatte. Im Kampf gegen die Türken, Ungarn und Gesetzesbrecher war er brutal und unbarmherzig. Laut der Überlieferung pfählte er seine Feinde, ließ sie also bei lebendigem Leib auf Pfähle aufspießen. Die Menschen mussten dann langsam und qualvoll sterben. Dadurch erhielt er den Beinamen Vlad „Tepes“, was „der Pfähler“ bedeutet.
Draculea und seine Gefolgsleute wurden letztendlich von den Türken gefangen genommen und 1467/77 wurde er enthauptet. Sein Kopf soll nach Konstantinopel gebracht worden sein. Weitere Mythen besagen, dass die Leiche von Fürst Vlad bis heute verschwunden blieb. Das Grab im rumänischen Snagov wurde 1931 geöffnet und man fand tatsächlich keine sterblichen Überreste, doch ist fraglich, ob dies überhaupt die richtige Grabstätte des Fürsten ist.
In Rumänien sind viele Orte „Touristenattraktionen“ obwohl sie in Wahrheit wenig mit dem früheren Herrscher Vlad III. Draculea zu tun haben. Hier ist beispielsweise das „Draculaschloss“ Bran im transsilvanischen Bezirk Braşov zu nennen. Das imposant wirkende Gebäude gleicht der Beschreibung des Romans, aber man geht davon aus, dass Fürst Vlad III. dieses Schloss niemals betreten hat.
Interessant ist, dass die Geschichten um den walachischen Fürsten ab dem 16. Jahrhundert allmählich in Vergessenheit gerieten. Auch als im 18. Jahrhundert zunehmend mehr Vampir-Geschichten auf den Markt kamen, spielte Vlad keine Rolle. Erst Bram Stoker führte 1897 mit seinem Roman die geschichtlich belegte Person Draculas ein. Der Schriftsteller hat Fürst Vlad III. unsterblich gemacht. Wenn auch nicht als Kriegsheld, sondern als Untoten.
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