Gesten sagen manchmal mehr als tausend Worte

„Erlebe die Welt der Stille“, so hieß ein interaktives Projekt in Hamburg, an dem die Jugendlichen aus Deutschland und Russland im Herbst 2018 teilnahmen. Vom 1. bis 7. Oktober setzten sich die jungen Menschen mit dem Thema „Taubstummheit“ auseinander. Während des Projekts versuchte das Orga-team für die Teilnehmer eine Atmosphäre zu schaffen, in der sie selbst erleben konnten, wie man bei der Kommunikation vorwiegend nur Gesten und Körpersprache verwendet. Die Jugendlichen lernten die Grundlagen der Gebärdensprache, besuchten den Bund der Schwerhörigen in Hamburg. Dort konnten sie die gelernte Sprache üben. Das interaktive Projekt brachte die Jugendlichen auf die interessanten Gedanken.

Der Student der technischen Universität und gleichzeitig ein Vertreter der Jugendorganisation „Perlenkette“, Kirill, nahm an diesem Projekt teil, um die Welt der Leute mit beschränkten physischen Möglichkeiten besser zu verstehen. Bei einem Interview nach seiner Reise erzählte er folgendes: « Es macht keinen Sinn, die Menschen mit Behinderungen, z. B. die nicht hören können, zu unterschätzen. Sie sind auch wie wir: die Menschen, die viele Ziele im Leben anstreben, die die besonderen Talente und Fähigkeiten beherrschen. Der Unterschied liegt nur darin, dass wir verschiedene Sprachen sprechen. Ich spreche Deutsch, die Schwerhörigen die Sprache der Gesten.»

Nach Angaben des Deutschen Schwerhörigenbundes gibt es in der ganzen Welt heutzutage etwa 16 Millionen Schwerhörige. Die Sprache der Gesten wird jeden Tag nur in Deutschland von ca. 80.000 Gehörlosen benutzt.

Es ist interessant zu wissen, dass verschiedene Versionen der Gebärdensprache existieren. In Frankreich verwendet man französische Gebärdensprache, in China - chinesische. Laut der deutschen Nachrichtensendung „Tagesschau“ hat sogar jedes Bundesland in Deutschland seinen eigenen Gebärdendialekt. Ein gehörloser Münchener bietet zum Beispiel einem gehörlosen Hamburger ein Würstchen an. Der Hamburger wird sich wundern, warum der Bayer ihm empfiehlt, zum Frisör zu gehen.

Es scheint nicht so leicht, die Gebärdensprache zu lernen. So wirst du denken. Das ist wahr, aber beim Lernen der anderen Sprachen entstehen auch Schwierigkeiten: im Chinesisch - mit der Aussprache, im Französisch – mit der Rechtschreibung. Bist du aber sicher, dass du nie in deinem Leben die Sprache der Gesten verwendet hast?

In Whatsapp existiert ein Emoji, das in der Gebärdensprache im amerikanischen und deutschen Raum die Bedeutung „Ich liebe dich“ hat. Dieses Emoji wird sehr oft mit dem bekannten Rocker-Zeichen, die „Pommesgabel“, verwechselt. Bei dem Emoji „Ich liebe dich“ ist normalerweise der Daumen abgespreizt. Dutzende Menschen, die nie Schwerhörigkeit erlebten, gebrauchen dieses Zeichen, um ihre Sympathie zu äußern.

Die sozialen, interaktiven und internationalen Projekte wie „Erlebe die Welt der Stille“ zeigen der jungen Generation aus verschiedenen Ländern, dass physische Besonderheit kein Grund für Mobbing ist und nicht in allen Fällen ein wesentliches Hindernis in der Kommunikation darstellen. Solche Treffen geben Impulse zur Entstehungen weiteren Initiativen von Jugendlichen, die das Ziel von verbesserten Lebensbedingungen der Menschen mit Einschränkungen verfolgen.

Quellenangaben:

1. http://www.gehoerlosen-bund.de/faq/geh%C3%B6rlosigkeit

2. https://www.tagesschau.de/inland/meldung5338.html

3. https://www.berliner-zeitung.de/digital/kein--rocker-zeichen--wissen-sie--was-dieses-emoji-wirklich-bedeutet--27848356