Gefängnisse in Frankreich
In diesem Artikel habe ich mich mit der Situation in französischen Gefägnissen beschäftigt.
Frankreichs Gefängnisse seinen „die Schande der Republik“, hat der ehemalige französische Präsident François Sarkozy mal gesagt. Was genau meinte er damit? Und warum sollte uns, vor allem die jüngere Generation, es überhaupt kümmern wie mit Menschen in Gefängnissen umgegangen wird? Im Folgenden werde ich versuchen ein bisschen auf diese Fragen einzugehen.
„Menschenunwürdig“ nannte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Umstände in französischen Gefängnissen. Die Überbelegung, wenig Weiterbildungs- oder Beschäftigungsmöglichkeiten, Dreck und Gestank. Das sind nur ein paar Probleme, mit denen die Häftlinge in diesen Gefängnissen leben müssen. So soll es in den Gefängnissen nur im Großraum Paris eine Überbelegung von ca. 163 % geben. Das bedeutet, dass in Zellen die eigentlich nur für eine Person vorgesehen sind bis zu drei Menschen leben. Gegen die Überbelegung gibt es zwar seit 140 Jahren ein Gesetz, jedoch wurde dieses bis heute nie eingehalten. Die meisten der 186 Gefängnisse sind sehr alt und Modernisierungsmaßnahmen wären seit langem angebracht. Rund 1500 Menschen schlafen im Moment auf Matratzen auf den Fußböden. Im Winter ist es eisigkalt und im Sommer wird man von der Hitze fast erschlagen. Gewalt kommt häufig vor, meist geht es um für uns „banale“ Dinge: Zigaretten oder ein paar neue Turnschuhe. Und das alles in einem Land, welches sich seit Jahrzehnten öffentlich für die Umsetzung der Menschenrechte in der ganzen Welt einsetzt.
Frankreich ist seit lange eines der europäischen Länder, welches die größten Probleme mit der Radikalisierung von jungen Erwachsenen zu Islamisten hat. Chérif Kouachi und Amedy Coulibaly, die Attentäter von Paris, haben sich in der größten Haftanstalt Europas kennen gelernt, in Fleury-Mérogis im Süden der französischen Hauptstadt. Radikale Islamisten versammeln in Gefängnissen junge Menschen um sich, die sich mit der Zeit immer mehr fanatisieren. So bilden sich dort ganze Netzwerke.
Es ist wichtig, dass wir uns mit diesen Situationen auseinandersetzen, nicht nur weil jeder von uns in einer solchen Institution landen könnte oder weil es einen großen Teil der Terrorabwehr darstellt, sondern zu aller erst, weil es in den Gefängnissen zu schweren Menschenrechtsverletzungen kommt. Gefängnisinsassen stellen auf eine sehr direkte Art und Weise einen der schwächsten und verwundbarsten Teile unserer Gesellschaft dar. Sie sind dem Wohlwollen und Tuen anderen komplett ausgeliefert und habe meist keine oder nur sehr wenig Einfluss auf die Umstände um sie herum. Sie haben zu dem fast keine Möglichkeiten auf ihre Situationen aufmerksam zu machen. Aber sollte man eine Gesellschaft nicht genau daran messen, wie sie ihr schwächsten Mitglieder behandelt? Ist nicht genau das ein Spiegel unserer Gesellschaft?
Frankreich stellt mit diesen Problemen keine Ausnahme dar, auch in vielen anderen europäischen Ländern haben die Gefangenen mit einer immensen Überbelegung der Gefängnisse zu kämpfen. Das Europäische Komitee zur Verhütung von Folter, kurz CPT, das in Europa die Einhaltung der Menschenrechte in Gefängnissen überwacht, kritisierte vor kurzen erst die Lebenssituationen der Häftlinge in Rumänien, Großbritannien und Deutschland. Dies stellt also ein Problem dar mit dem wir uns befassen sollten, egal in welchem Land wir leben.
Zudem sollten wir uns bewusst sein, dass die meisten Häftlinge irgendwann wieder aus dem Gefängnis entlassen werden. Da die Gefängnispopulation in den letzten Jahren in den meisten Ländern angestiegen ist, werden in den nächsten Jahren viele Menschen wieder ein „normales“ Leben außerhalb der Gefängnismauern führen müssen. Sie könnten einer unserer Nachbarn werden oder einer die Frau die uns auf dem Weg zur Arbeit jeden Tag entgegenkommt, werden. Denn auch wenn sie für eine bestimmte Zeit ein gerne ignorierter Teil unsere Gesellschaft waren, sie sind immer noch genau das. Ein Teil unserer Gesellschaft.
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