Frische Luft
Die Umgebung des Jugendzentrums ist ziemlich heruntergekommen. Karenaki will das jetzt ändern: Der Müll muss weg und ein Volleyballfeld her! Dazwischen will sie Oliven ernten.
Habe gerade mehr oder weniger beendet, was Mozes mal angefangen hat. Das Jugendzentrum ist von außen nicht sonderlich attraktiv. Das Bild des quadratischen Außengeländes ist von roter Erde und Unkraut geprägt. Umrundet wird das Ganze von einem verrosteten Zaun, von welchem die alte, blaue Farbschicht abblättert. Das Grundstück ist umgeben von einer schmalen Straße und dem vollgemüllten Strand auf der linken Seite. Auf dem ebenfalls sehr zugemüllten rechten Nachbargrundstück leben so um die 20 bis 30 illegale Schwarzarbeiter. So genau weiß ich gar nicht, wie viele Menschen es sind. Man sieht nur ständig verschiedene Männer zwischen 20 und 30 Jahren auf das Grundstück des Jugendzentrums kommen, wo sie sich aus unserem Wasserhahn bedienen. Ich hoffe wirklich sehr für sie, dass sie irgendeine Möglichkeit haben, das Wasser abzukochen, anderenfalls dürften sie alle bald krank werden, da man das Leitungswasser in Korinth nicht trinken sollte!
Vor ihrer "Wohnkonstruktion" gibt es eine Telefonzelle, welche sie unserer Meinung nach angezapft haben, da ständig jemand von ihnen dort telefoniert und wir nicht wissen, wie sie sich das leisten können. Dort sieht man ab und zu auch mal drei bis vier verschiedene weibliche Personen. Die Frauen scheinen ziemlich abgeschottet zu werden, die Männer dagegen spielen jeden Abend Streetsocker. Im Moment ist das Verhältnis zwischen Jugendzentrum und Schwarzarbeitern so, dass man sich gegenseitig akzeptiert und duldet, aber eigentlich finde ich es voll schade, dass die Leute nicht einfach mal vorbeikommen! Ich denke, dass dies ein sehr interessanter Kulturaustausch werden könnte! Ich hab schon ein paar mal überlegt, sie einfach mal anzuquatschen, aber es dann doch lieber gelassen, zumal ich denke, dass es sie nicht so sehr begeistern würde, von einer Frau angequatscht zu werden. Schräg gegenüber des Jugendzentrums stehen ein paar Müllcontainer, was aber nicht heißt, dass alle Menschen ihren Müll nur dort abladen, nein, dafür kann man ja auch noch die ganze Umgebung mitbenutzen...
Zusammen mit den herum streunernden Kötern ein eher trostloses Bild.
Vor ein paar Wochen oder Monaten hatte Mozes die glorreiche Idee, einen Garten anzulegen. Zum einen haben das schon einige Leute vor ihm versucht, zum anderen hat er natürlich – was er so groß angekündigt – nicht beendet. So durfte ich dann heute die Drecksarbeit erledigen, damit es da draußen wenigstens nicht schlimmer aussieht, als vor Mozes’ "Arbeit". Mal abgesehen davon, dass ich es nicht sonderlich toll fand, zu erledigen, was eigentlich Mozes’ Aufgabe ist, hat es Spaß gemacht, mal wieder an der frischen Luft zu arbeiten! Auch, wenn ich beim Wegschaffen des Unkrauts aufpassen musste, nicht in Hundescheiße oder den noch nicht ganz vollständig verwesten Katzenkadaver zu treten (nicht auf dem Gelände des Jugendzentrums)...
Wenn sich das Wetter hält, dann werde ich demnächst anfangen, den Strand zu entmüllen. Außerdem habe ich mir gedacht, wäre es viel sinnvoller, ein Volleyballfeld als einen Garten anzulegen. Bei diesem trockenen Klima, welches in Korinth vorherrscht – nicht umsonst bezeichnet man die Gegend "Korinthia" als das Kalifornien des Peloponnes – und der salzigen Meerluft benötigte es viel Muße und Geld, einen Garten anzulegen und zu erhalten. Ein Volleyballfeld würde vielleicht auch mal ein paar Jugendliche oder Kinder anlocken... Mal sehen, was daraus wird. Wenn im Frühling niemand anderes etwas unternimmt, dann eben ich!
Ansonsten haben mir meine Mitbewohnerinnen neulich vorgeschlagen, einen Salsa-Aerobic-Kurs anzubieten ;-). Habe ihnen eines Abends ein paar Schritte gezeigt und jetzt sind sie der Meinung, dass dies doch mein Projekt werden könnte. Aber, ich als Salsa-Aerobic-Trainerin, ich weiß ja nicht...
Gestern war übrigens Verenas (enli) Geburtstag, wie sich ja unschwer an meinem letzten Eintrag erkennen lässt. Wir haben bis 6 Uhr morgens reingefeiert. War ganz lustig. Schön, Dich mal wieder gesehen zu haben, Emily ! Vor allem hat sich Verena sehr über unser Geschenk gefreut. Nora, ich und auf ihre Weise auch Erika, haben ihr nämlich einen Adventskalender gebastelt :-). Ja ja, warte erstmal ab, was drin ist ;-).
Nachdem wir so gegen 13Uhr aufgestanden sind, haben Verena und ich uns an unser Wort gehalten, an ihrem Geburtstag schwimmen zu gehen. Das war so toll! Dank einer großen Welle, welche mich ereilte, während ich vielleicht bis zu den Knien im Wasser war, war ich auch sehr schnell nass ;-) und dann war es einfach nur lustig! Ich glaube, unser Juchsen hat man noch bis auf's Festland gehört... war auch gar nicht so kalt, wie wir befürchtet hatten, Okay, die Haut war ein bisschen taub, aber weh tat's nicht.
Aber das mit meinem Geburtstag sollten wir uns vielleicht nochmal überlegen...
Hab mich noch nicht so ganz entschieden, aber ich nehme mir entweder nächste oder übernächste Woche frei, um bei der Olivenernte meiner Familie mitzuhelfen. Bin ich nicht ein gutes Kind, meine Urlaubstage dafür zu opfern ;-), aber es wird bestimmt ein interessantes Erlebnis. Mein Opa möchte nicht, dass ich helfe, weil er Angst hat, dass ich danach nie wieder nach Griechenland möchte...