Friedensdienst in Frankreich
Ein Jahr in La Force hat Philipps Leben stark beeinflusst. Die Arbeit mit alten und kranken Menschen und damit die Möglichkeit, zu helfen, haben ihn näher zu sich selbst gebracht. Ein Blick zurück, in leichter Wehmut.
Dreizehn Monate lang habe ich in Frankreich in La Force, in der Fondation John Bost mit Menschen, die an Alzheimer leiden, gearbeitet (hauptsächlich Alten-Krankenpflege). Über alle Details zu berichten wäre wohl etwas zu ausgiebig. Alle, die schon mal im Ausland waren, wissen das. Ich hoffe, dass es denjenigen, die vielleicht auch mal darunter wollen, etwas bringt. Natürlich könnt Ihr mir bei Fragen auch einfach eine Mail schreiben.
Und nun: der Bericht!
Wunderschöne Grüsse aus La Force! In diesem Jahr habe ich so viele Dinge gesehen und erlebt, Dinge mich persönlich und vor allem in meinem Denken beeinflusst haben, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Meine Arbeit, die Nähe zu den Bewohnern beziehungsweise kranken Menschen; jemanden zu waschen und zu pflegen, hat mich von der körperlichen „Scheu“ befreit, mit der man in unserer Gesellschaft unglücklicherweise selten konfrontiert wird. Auch das Gefühl, jemandem wirklich zu helfen, ist beeindruckend und tut wirklich gut.
Ich habe für mich erkannt, wie wichtig es ist - auch im alltäglichen Leben – immer zu versuchen, zu helfen. Und zu versuchen, den anderen Menschen das Leben zu erleichtern. Auch wenn es teilweise wirklich schwierig ist, immer die Geduld und die Kraft dafür aufzubringen.
Hier in La Force hatte ich die Möglichkeit, beziehungsweise war ich gezwungen, mich mit mir selbst auseinander zusetzen. Was nicht immer einfach, aber dafür umso ertragreicher war. Ich habe mit dem Rauchen aufgehört und mich wieder der Meditation zugewandt – etwas, das ich vor drei Jahren schon mal angefangen hatte.
Ich habe hier über viele Dinge nachgedacht und für mich viele grundlegende Fragen klären können. Dabei habe ich hier viele Dinge erlebt, die nicht leicht zu akzeptieren waren: beispielsweise der ständige Personalmangel und die dadurch entstehenden Probleme. Obwohl ich hier genau dieselbe Arbeit geleistet habe wie alle meine Kollegen, habe ich von der Generalverwaltung immer wieder gesagt bekommen, dass ich ja keine Vollzeitkraft ersetzen würde. Das war eigentlich auch der Knackpunkt. Ich habe hier wirklich „hart“ gearbeitet und musste mich dann mit der Verwaltung rumschlagen, um mehr als 1,60 Euro pro Tag Essensgeld zu bekommen…
Das kann einem dann schon an die Substanz gehen. Na ja, insgesamt haben mich auch diese „Verhandlungen“ weitergebracht. Ich hab hier die Natur schätzen gelernt – es gibt nur wenige Orte, wo man die absolute „Stille“ der Natur genießen kann! Doch hier habe ich ein ganz spezielles Gleichgewicht gespürt, was man aber nur schwerlich erklären kann.
Insgesamt bin ich sehr froh, meinen Dienst hier, also im verlorenen Land „La Force“, gemacht zu haben. Am Anfang, vor allem in der Winterzeit, hab ich mir das Ende herbeigewünscht – und jetzt bereue ich sehr, wieder gehen zu müssen. Auch wenn ich hier keine „wirklichen“ Freunde (außer meinen Mitbewohnern, die ja auch weggehen) gefunden habe und auch ansonsten unabhängig bin, habe ich irgendwie das Gefühl, dass mir etwas fehlen wird, wenn ich gehe.
Ich kann nur jedem empfehlen, ein Jahr hier zu verbringen. Für mich war es eines der aufschlussreichsten Jahre in meinem Leben.
Philipp Klocke