Flohmarkterlebnisse
"Ich sehe genauer hin. Kann das wirklich sein?" Saltare besucht in Tschechien einen Flohmarkt. Zwischen neuem und altem Kram und Gerümpel stößt sie auf etwas, mit dem sie so nicht gerechnet hätte.
Ich sehe genauer hin. Kann das wirklich sein? Nein, die können nicht echt sein. Das gibt es doch nicht!! Ich rücke noch ein bisschen näher, aber nun bin ich mir ganz sicher. Die sind tatsächlich echt. Ich falle aus allen Wolken und kann es kaum glauben.
Aber mal von vorne.
8.00 Uhr morgens. Mein Wecker klingelt. Ich sehe aus dem Fenster. Der Himmel ist von einer grauen Wolkenschicht verdeckt und es fällt leichter Nieselregen. Am liebsten würde ich mich wieder in mein warmes Bett kuscheln. Aber ich habe es mir gestern Abend fest vorgenommen. Ich werde heute den Flohmarkt besuchen. Eigentlich habe ich an Flohmärkte nur gute Erinnerung. Ich liebe es durch die engen Gassen zu schlendern und die verrücktesten Dinge zu entdecken. Oder alte Kleidungsstücke betrachten und sich in ein anderes Jahrhundert zu versetzen.
Schnell schlüpfe ich in meine Klamotten und mache mich auf in die nasse Kälte. Ich muss nur fünf Stationen mit der Metro fahren und schon bin ich da. Den Weg weiß ich eigentlich nicht, aber ich folge einfach der Masse. Das war eine gute Idee, denn nur nach ca. einer Minute stehe ich vor einem riesigen, ehemaligen Fabrikgelände. Ein Schild am Eingang macht mich darauf aufmerksam, dass ich 20 Kronen oder 1 Euro Eintritt bezahlen muss. Ich krame in meiner Geldbörse nach der passenden Münze und hoffe, dass diese Investition sich gelohnt hat. Ein paar Meter weiter sehe ich schon fünf Eingangsschranken. Ich werfe die 20 Kronen in den Automaten und schon ist der Durchgang frei für mich. Ich bleibe erst einmal etwas am Rand stehen um mir einen Überblick zu beschaffen.
Vor mir liegt ein riesengroßes Gelände. Überall befinden sich kleine Stände. Die Menschen strömen nur so von allen Seiten in die Gänge. Ich sehe sogar einige Sicherheitsmänner in neongelben Warnwesten die ganz wichtig mit Ihren Walkie-Talkies rumhantieren. Da ich kein bestimmtes Ziel habe laufe ich einfach mal drauf los. Ich steuere den ersten Stand an und fühle mich schlagartig nicht mehr auf dem Flohmarkt. Eher auf einem Billig-Asia-Markt, wie man hier so schön sagt. Nur, dass kein Asiat zu sehen ist. Der Tisch ist voll mit Handyschalen für alle möglichen Modelle. Daneben findet man passend dazu das kleine Täschen für die Telefongeräte. Ich bin ein bisschen enttäuscht, weil ich eigentlich auf einen richtigen Flohmarkt gehofft hatte. Gemütlich laufe ich weitere. Links und rechts gibt es CD’s, DVD’s, Fernbedienungen und alle möglichen technischen Geräte und Zubehör. Das hatte ich mir nun wirklich nicht erhofft.
Ein paar Meter weiter entdecke ich einen Stand bei dem es Mützen und Handschuhe gibt. Jetzt bemerke ich auch, dass meine Finger eiskalt sind. Dummerweise habe ich gestern einen meiner Handschuhe verloren. Meine Hände sind also unbedeckt und der kalte Wind pfeifft doch ganz schön. Ein Preisschild verrät mir, dass die Fingerwärmer nur 30 Kronen, also ca. 1,50 Euro kosten sollen. Meine kalten Finger melden sich wieder und ich denke mir, bei dem Preis kann man nicht viel falsch machen. Beim durchwühlen des großen Haufens entdecke ich ein paar braune Handschuhe. Sie sehen recht tragbar aus. Ein kurzes reinschlüpfen sagt mir, dass sie zwar nicht perfekt passen aber für diesen Zweck werden sie schon reichen. Ich mache den Mann darauf aufmerksam, dass ich diese Paar gerne kaufen möchte und reiche ihm das Geld. Mit einem höflichen „Nashledanou“ verabschiede ich mich und ziehe mir erst einmal meine neue Errungenschaft über und fühle mich gleich besser. Dann kann es ja weiter gehen.
Mein Kopf wandert nun nur noch von links nach rechts. Zwischen den Verkaufsständen finden sich nun doch einige „normale“ Flohmarktstände, wo Leute Ihre Hab und Gut an den Mann bringen wollen. Von Autoteilen, Büchern, Puppen und Kleidung sehe ich alles.
Auf einmal entdecke ich einen Stand auf dem mehrer Glaskästen übereinander gestapelt sind. Von meiner Entfernung aus kann ich nicht erkennen was sich darin befindet. Neugierig wie ich bin möchte ich das natürlich aus ganzer Nähe betrachten. Zielsicher steuere ich den Stand an. Nun kann ich schon kleine schwarze Kästchen darin entdecken. Jetzt stehe ich direkt davor.
Einen kurzen Moment erschrecke ich mich und kann einfach nicht glauben was ich da sehe. Die sind nicht echt, wahrscheinlich nur Spielzeug. Aber jetzt entdecke ich die Patronenhülsen. Es sind wirklich echte Pistolen. Ich sehe mich etwas verunsichert um und der Mann hinter der Theke lächelt mich an. Ein wenig verunsichert lächle ich zurück. Die Glaskästen sind verschlossen und in einem befindet sich ein Auszug aus dem Gesetz. Da ich der tschechischen Sprache leider noch nicht gut genug mächtig bin reime ich mir zusammen, dass es sich wohl um das Waffengesetz handelt. Ziemlich verrückt finde ich das ganze ja schon. Schusswaffen auf einem Flohmarkt zu verkaufen.
Weiter links befinden sich weitere Kästen in denen ziemlich gefährlich aussehende Messer aufgestellt sind. So etwas hätte ich niemals erwartet. Das sollte für die Nachwelt festgehalten werden. Sofort stelle ich fest, dass ich meinen Fotoapparat auch dabei habe. Allerdings traue ich mich nicht aus direkter Nähe ein Foto zu schießen. Am Ende denke sich noch ich möchte die Dinger nachbauen. Unauffällig entferne ich mich ein paar Meter und versuche dann ein paar Bilder zu bekommen. Die Qualität hält sich in Grenzen aber ein bisschen kann man schon etwas erkennen.
Geplättet und ein bisschen verwirrt laufe ich weiter. Jetzt fängt es auch noch an zu regnen. Das Wetter vermiest mir meine Freude auf dem Flohmarkt ziemlich und die ganzen Menschenmassen tragen auch nicht gerade zu einer fröhlichen Stimmung bei. Ich bahne mir meinen Weg durch Groß und Klein. Textilstände wo es von Unterwäsche bis Schuhe alles gibt, Süßigkeitenparadiese, fast alles gibt es hier zu finden. Am vorletzten Stand bleibe ich noch einmal kurz stehen. Der Stand ist auch etwas größer und ist über und über mit deutschen Süßigkeiten und Waren bedeckt. Nur deutsche Ware. Von der Maggitütensuppe bis zur Milkaschokolade. Ich finde das ganze sehr belustigend und lache innerlich ein bisschen.
Anscheinend verziehe ich meinen Mund dabei zu einem Lächeln, denn die Verkäuferin sieht mich ein bisschen pikiert an. Der Anblick der ganzen Leckereien lässt mir doch ein bisschen das Wasser im Munde zusammenlaufen. Es ruft zudem eine Sehnsucht nach deutschen Süßigkeiten herbei. Da mir aber gerade eigentlich nicht nach Schokolade zu Mute ist, suche ich mir etwas Bonbonartiges. Da entdecke ich eine bunte Packung. Es handelt sich um eine 10er Stange Maoam. Na das ist doch perfekt. Ich liebe Maoam, da man es genüsslich im Munde lutschen kann und es sich zudem sehr gut einteilen kann. Ich sehe nach dem Preisschild und sehe, dass es 50 Kronen, umgerechnet 2 Euro, kostet. Ich finde den Preis recht anständig und greife danach. Die Verkäuferin ist nun gar nicht mehr pikiert sondern überaus freundlich. Ich lächle mein liebstes Lächeln, schnappe mein Rückgeld und mache mich auf zum Ausgang.
Das Flohmarktfeeling ist nun endgültig verschwunden und mir fällt auch gleich mein warmes gemütliches Bett ein. Für heute reicht es erstmal an Menschenmassen und Ware. Schleunigst mache ich mich auf den Weg zur Metro, steige in den zweiten Waggon ein, setzte mich auf einen freien Platz, setzt mir meine Kopfhörer auf und kann sofort die Klänge des Liedes „Walking on sunshine“ hören. Na da kommt einem doch alles gleich viel sonniger vor.
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