Fatima
3½ Stunden Hinfahrt, 3 Stunden Fatima angucken, 3 Stunden auf dem Parkplatz in Fatima warten, 3½ Stunden Rückfahrt... Aber für den atemberaubenden Dom von Fatima hat sich das wohl für Snoopy89 gelohnt!
Wie versprochen (oder angedroht) erzähl ich euch jetzt von meinem Wochenendausflug nach Fatima am Samstag. Erstmal, wie kam es dazu?
Dianas Mutter ist mit Kollegen da hin gefahren und die hatten noch Plätze frei und haben uns dann netterweise gefragt. Ich war zwar schon mal in Fatima, aber alles besser als einen weiteren öden Samstag in Pousadinha zu verbringen…
Tja, was soll man zu Fatima sagen. Vielleicht sollte ich vorher erklären, warum man nach Fatima fährt. Fatima ist der wichtigste portugiesische Wallfahrtsort, etwa 130 km nordöstlich von Lisabon. Im Jahre 1917 soll hier die Jungfrau Maria drei Hirtenkindern gleich mehrfach erschienen sein und ihnen drei Geheimnise mitgeteilt haben. Besonders bekannt ist dabei das dritte Geheimnis, da dieses bis ins Jahr 2000 vom Vatikan geheim gehalten wurde.
Zu diesem Ort machten wir uns als Samstagmorgen in aller Frühe auf. Nach vier Stunden Fahrt waren wir dann endlich gegen Mittag in Fatima. Anstrengend war die Fahrt aus zwei Gründen:
1. Wir sind mit dem Bus der Organisation gefahren, der mal so gar keine Beinfreiheit hat, ok, vielleicht etwas für Portugiesen, aber für mich?
2. Befand sich um mich herum ein laut schnatterndes und lachendes Krampfadergeschwader (und ich hätte doch noch gerne etwas geschlafen…). Als die dann auch noch angefangen haben zu singen, nutzte selbst die höchste Lautstärke meines Mp3-players nichts mehr dagegen.
Naja, ich habe es überlebt und es war ja schon total nett, dass wir mitfahren konnten, und dann gab es im Bus auch noch Kuchen und dazu für jeden etwas Portwein, das war dann durchaus eine Entschädigung.
Fatima also, das letzte Mal als ich hier war, war Hochsommer, es wimmelte von Touristen und Pilgern, diesmal waren es vor allem Pilger und damit nicht ganz so voll, aber immer noch voll genug.
Die Pilgerstätte selbst besteht aus nicht allzu viel, in erster Linie eigentlich aus einem riesigen Platz (doppelt so groß wie der Petersplatz in Rom, damit der größte Kirchenvorplatz der Welt). Am einen Ende des Platzes steht die wenig hübsche, neobarocke "Rosenkranzbasilika", am anderen Ende die erst 2007 fertig gestellte "Igreja da Santissima Trinidade".
Diese Kirche kann 8600 Menschen aufnehmen (so viele wie der Ort Fatima Einwohner hat) und ist damit die viert größte Kirche der Welt, doch auch wenn viele neue Kirchen eher nicht besonders schön sind, hat mir diese gut gefallen, denn sie ist sowohl von innen als auch von außen sehr schlicht gehalten und außer dem großem Kreuz, dem Altar und dem Altarbild gibt es nicht viel, was einen daran erinnert, dass man sich in einer Kirche befindet.
Das wichtigste Bauwerk aber ist recht unscheinbar. Am Rand des Platzes irgendwo zwischen den beiden Kirchen, durch die ganzen Menschen die sich darum drängen kaum zu sehen, befindet sich die Erscheinungskapelle, wo, wie der Name schon andeutet, die eigentliche Marienerscheinung stattgefunden haben soll.
Hier drubbeln sich die meisten Menschen, viele beten den Rosenkranz oder einfach nur so, andere stehen herum und schauen zu. Hier findet man viele Menschen im Rollstuhl, mit Krücken oder mit Atemmasken.
Hier ist auch das Ziel der Menschen, die schon den halben Platz auf Knien hierher gerutscht sind. Für diese Menschen gibt es einen eigenen Weg über den Platz, den sie meist an der Hand von Freunden oder Verwandten, die Knie mit Knieschonern oder Kissen geschützt, bewältigen. Dies machen Menschen aller Art und jeden Alters, allerdings fällt mir auf, dass die meisten Frauen sind, und nur ganz selten sieht man einen Mann auf Knien.
Die zweite große Menschenansammlung findet man genau neben dieser Kappel, hier stehen Menschen mit in einer langen Reihe, um diese anzuzuenden.
Allerdings wird das nicht wie bei uns gemacht, sprich ein kleines Teelicht, das dann vor eine Heiligenstatue gestellt wird. Hier gibt es alle Arten von Kerzen, von Tischgröße bis ganz dünne Kerzen, die so lang sind wie die Person, die sie in der Hand hält.
Aber nicht nur solche "normalen" Kerzen kann man finden, sondern auch wächserne Beine, Arme, Brüste und sogar die kleinen Hirtenkinder gibt es aus Wachs.
Diese Kerzen werden dann auch nicht alle normal angezündet und dann davor etwas gebetet etc. Nein, die Kerzen kommen alle in einen Art Verschlag, in dem ein Feuer brennt. Einige zünden die Kerzen an und stellen sie dann auf die Halterungen über das Feuer, andere schmeißen die ganzen Kerzen gleich direkt dahinein.
Auch stehen hinter den Absperrungen hilfsbereite junge Männer, denen man, wenn man nicht warten möchte, auch die Kerzen geben kann, die kommen dann in eine große Kiste und werden dann alle zusammen verbrannt.
Ich muss zugeben, der Sinn dahinter verschließt sich mir ein bisschen, denn etwas Andächtiges hat die ganz Aktion überhaupt nicht und geht es darum nicht auch, wenn man eine solche Kerze anzündet? So wie das dort gemacht wurde, erschloss sich mir der Sinn nicht so ganz.
Der Ort Fatima besteht in erster Linie aus Hotels, Restaurants und natürlich Souvenirshops, in denen es allen möglichen und unmöglichen Kitsch zu kaufen gibt. Auf Kitsch stehen die Portugiesen nämlich, vor allem, wenn es dabei um Heiligenbilder und -figuren geht.
Tja, so viel gab es nun dann nicht mehr zu entdecken, also waren ich und Linda dann wie abgesprochen pünktlich um drei am Bus. Der Bus war da, Raul (unser Fahrer) auch, das einzige, was fehlte, war die Gruppe. Dachten zuerst, naja, was soll’s, sind ja sogar etwas früh dran…
Irgendwann dachte ich mir dann, sind halt in Portugal, die haben’s nicht so mit der Pünktlichkeit. Um vier bin ich mir dann ein Eis holen gegangen, ganz nach dem Motto: sobald ich weg bin, kommt die Gruppe, Pustekuchen. Um fünf habe ich mir dann mal laut die Frage gestellt, wie man eigentlich zwei Stunden lang die Zeit vergessen kann?
Ich meine, eine halbe Stunde kann ja schon mal vorkommen, wenn man sich gut unterhält, vielleicht dachte, der Rückweg sei kürzer… aber zwei Stunden?!
Linda: "Wahrscheinlich hat deren Meeting länger gedauert als sie dachten." Ich: "Meeting?" Tja, es stellte sich heraus, dass unsere Lehrerinnen nicht, wie ich die ganze Zeit dachte, auf Walfahrt, sondern auf Fortbildungsfahrt waren…
Lange Rede, kurzer Schluss wir saßen letztlich noch bis sechs Uhr auf dem Parkplatz rum, bis dann endlich unser Fahrer (der die ganze Zeit mit uns gewartet hat, aber leider kein Englisch spricht) den erlesenen Anruf bekam, das wir sie abholen könnten.
Also noch mal zusammenfassend: 3½ Stunden Hinfahrt, 3 Stunden Fatima angucken, 3 Stunden auf dem Parkplatz in Fatima warten, 3½ Stunden Rückfahrt, ich sag's mal so, wenigstens hat es nicht geregnet. Im Gegenteil, das Wetter hat sich von seiner besten Seite gezeigt: blauer Himmel, Sonnenschein, 30° und das im Oktober!
Und im Bus gab es dann vielleicht als kleine Entschädigung noch mal Kuchen, Kekse und Portwein… übrigens sehr interessant zu sehen was unsere Lehrer so auf einer Fortbildungsfahrt machen. ;)
So, das reicht dann jetzt erstmal, denke ich. Muss mal gucken das ich hierfür noch ein paar nette Bilder finde.
Hoffe es geht euch allen gut.
Vermisse euch.
Eure Lau
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