"European Voluntary Service – killed time or filled time?!"
Ein sehr interessantes Motto, zu dem sich meine Meinung, wie ich gestehen muss, waehrend meines Aufenthaltes hier in Moldawien ein ganzes Stueck geaendert hat.
Ein sehr interessantes Motto, zu dem sich meine Meinung, wie ich gestehen muss, waehrend meines Aufenthaltes hier in Moldawien ein ganzes Stueck geaendert hat. Zunaechst haette ich erwartet, in einem Projekt (in meinem Falle sollte dies ein Kinderheim sein) zu arbeiten, dem es an finanziellen Mitteln und Arbeitskraeften mangelt. Meine Arbeit darf und soll zwar keine Arbeitskraft ersaetzen, doch hatte ich auch nie erwartet, dass es mehr als genug davon gibt. Ich dachte, ein Kinderheim sei darauf angewiesen, „von Aussen“ Hilfe zu erhalten. Doch sieht die Lage ein wenig anders aus und auch der Sinn eines EVS hat sich sehr fuer mich verschoben.
Die Projekte und ihre Mitarbeiter sind sehr verschieden. So arbeite ich z.B. in zwei Projekten, wo mir dieser Unterschied jeden Tag bewusst wird: in meinem eigentlichen Projekt laeuft die Kommunikation ziemlich miserabel. Das haengt nur sekundaer mit meinen schlechten Landessprachkenntnissen zusammen, denn auch Voluntaere, die die hiesige Verkehrssprache (russisch) sprechen, haben das Projekt wieder verlassen, denn es werden weder klare Ansagen gemacht, noch Arbeitsauftraege erteilt oder Projetkintegration gefoerdert. Das bedeutet: man sucht sich zwar was zu tun, koennte genausogut aber auch abwesend sein. Ideen, die man vorbringt oder Bemuehungen „etwas auf die Beine zu Stellen“ werden abgeblockt, denn es gibt wichtigere Dinge, die vorgehen, wie das pekftionistische Gestalten und Falten von Papier, welches auf Maerkten Geld einbringt. Das kann aber auch anders laufen: in meinem anderen Projekt wird gezeigt, was erwartet wird, es wird darauf geachtet, ob der Voluntar anwesend ist und es wird sogar sehr darauf geachtet, ob es dem Freiwilligen gut geht. Alles in allem versteht man schnell den Arbeitsablauf und kann sich integrieren. Doch muss man allzeit feststellen, dass ein Freiwilliger nicht gerade unersetzbar ist, vielen geht es sogar so, dass sie sich vollkommen nutzlos fuehlen oder ihr Projekt gar nicht existiert. Es ist recht egal, ob man jeden Tag erscheint und was man im Endeffekt macht. Selbst, wenn man die Energie hat, sich einzubringen, lerne ich jeden Tag auf’s Neue, dass dies nicht ueberall und nur sehr begrenzt moeglich ist.
Auch bezueglich der Frage, was ein Europäischer Freiwilligendienst eigentlich bringt, muss ich zugeben, dass ich zwar glaube, dass ein EVS und seine Grundidee sehr sinnvoll sein kann, es zum groessten Teil aber seine Klienteel verfehlt: Ein EVS ist eine grandiose Gelegenheit, Vorturteile abzubauen, dass Leben von einem andren Blickwinkel kennen zu lernen, sich selber besser kennenzulernen und festzustellen, was man an seinem eigenen Heimatland hat. Es ist immer eine unglaubliche Bereicherung fuer den eigenen Horizont, die eigene Lebenseinstellung, ein Land „richtig“ kennenzulernen, d.h. den Alltag zu erfahren, Einblicke in andere Kulturen und Lebensumstaende zu bekommen. Auch zur Selbstfindung kann ein EVS meiner Meinung nach definitiv beitragen, man wird sich bewusster daueber, was man im Leben will, was fuer Werte man hat fuer die man einsteht und was einem wichtig ist im Leben. lernt, nicht alles fuer selbstverstaendlich zu erachten, was die gesellschaftlichen Werte im Heimatland mit sich bringen, mit denen man aufgewachsen ist, ueber die man im EVS nachdenkt und die man reflektiert
Viele der Voluntaere hier haben gerade ihr Abitur gemacht und wissen noch nicht genau, was und ob sie studieren moechten. Hier bietet sich eine wunderbare Gelegenheit, eine „Auszeit“ einzulegen und sich darueber klar zu werden, was man in Zukunft machen moechte. Auch lernen junge Menschen mit Geld hauszuhalten, Probleme alleine zu meistern, alles in allem ein grosser Schritt in die Selbstaendigkeit.
Natuerlich bietet einem das EVS in einem anderssprachigen Land die unvergleichliche Moeglichkeit, eine neue Sprache zu lernen oder bereits vorhandene Sprachkenntnisse auszubauen. Auch ich habe erneut erfahren, wie es ist, etwas Neues von grund auf zu lernen. Eine schoene und wichtige Erfahrung fuer meinen spaeteren beruf, da sie mir ermoeglicht, Empathie mit meinen zukuenftigen Schuelern zu empfinden.
Auch wenn sich meine Einstellung zum EVS sehr veraendert hat – ich helfe nicht armen Weisen, eine positivere Perspektive im Leben zu gewinnen oder Liebe und Zuneigung zu erfahren, die sie sonst nicht bekommen wuerden– kann ich dennoch nicht behaupten, dass ich meine Karriere verspiele, Zeit verliere oder vergeude. Wie schon erwaehnt halte ich das EVS vorallem in einer Phase des Umbruchs fuer sinnvoll, wenn man an einer Weggabelung im Leben steht und sich noch nicht im Klaren darueber ist , in welche Richtgun man gehen wird. Ich denke, ein EVS kann eine unglaubliche Horizonterweiterung mit sich bringen, vor allem, wenn die passende Klienteel angesprochen wird. Das heisst, junge Menschen, die haeufig keine Perspektive haben und wenig Moeglichkeiten, ihre Persoenlichkeit zu entfalten und ihren Blickwinkel zu erweitern. Vorallem dann hilft das EVS, interkulturelle Erfahrungen zu sammeln und gleichzeitig ein europäisches Bewusstsein zu bilden.
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