Europawahl in Italien: Silvio Berlusconi zieht zweifelhafte Vergleiche mit Hitler
Berlusconi kann es einfach nicht lassen. Mal wieder äußert er sich im Fernsehen mit polarisierenden und zweifelhaften Aussagen gegenüber Kontrahenden. Der Europawahlkampf wird immer mehr zur nationalpolitischen Stimmungsmache.
Weil er in dritter Instanz rechtskräftigt verurteilt ist, ist es Berlusconi untersagt, öffentliche Ämter zu bekleiden. Aus diesem Grund kann er also auch nicht als Kandidat für seine Partei „Forza Italia“ bei den Europawahlen antreten. Ein schwerer Schlag für ihn persönlich und die Partei. Trotz aller Gerüchte, Gerichtsprozesse und Skandale allerdings, zeigt sich der ehemalige Ministerpräsident Italiens auf der politischen Bühne und mischt die Politik seines Landes auch weiterhin auf. In diversen Interviews macht er seine Ansichten über die italienische Politik und die politische Prominenz mehr als deutlich. Berlusconi weiß auf Grund seiner langjährigen Erfahrung als Politiker und als Gründer des größten Medienimperiums Italiens sehr gut, wie er sich in Szene setzt und bekommt durch „seine“ Fernsehkanäle mehr als genug Möglichkeiten, sich immer wieder öffentlich zu äußern. Dabei wird vor allem deutlich, dass er von einer direkten Auswirkung der Europawahl auf das innenpolitische Geschehen überzeugt ist. Berlusconi, der für seinen Populismus bekannt ist, tritt auf Grund seiner Auftritte oftmals handfeste Skandale los.
In seinen neusten Äußerungen vergleicht Berlusconi Beppe Grillo, den Initiator der in Umfragen vorne liegenden Partei „Movimento 5 Stelle“, mit Hitler und sagt, Grillo sei noch schlimmer als Robespierre, die Italiener müssten lernen viel Angst zu haben. Weiter vergleicht er das M5S mit einer Sekte.
Die Antwort von Grillo ließ natürlich nicht lange auf sich warten. Auch er weiß mit den Medien umzugehen, hat einen eigenen Blog (http://www.beppegrillo.it/) und revolutionierte den Gebrauch von Onlinemedien im Wahlkampf in Italien. Gegenüber Journalisten sagte er „Berlusconi ist das Jenseits und ihr seid die Media die mit dem Jenseits reden. Ihm ist klar geworden, dass er die Vergangenheit ist, er ist Staub“.
Der Auftritt Berlusconis in einer italienischen Morgenshow war das Thema des Tages in allen Zeitungen und im Internet. Schon aus der Aufmachung der Show, die so konzipiert war, um Berlusconi möglichst viel Zeit zur Selbstdarstellung und Abrechnung mit seinen politischen Gegnern zu geben, versteht man, welche wichtige Rolle der Ex-Ministerpräsident in der italienischen Öffentlichkeit und Politik spielt.
Berlusconi schafft es mit solchen Auftritten natürlich weiterhin, Aufmerksamkeit auf seine Person zu lenken, in wie weit er damit allerdings seiner Partei „Forza Italia“ hilft im Europawahlkampf mehr an Fahrt aufzunehmen, bleibt ungewiss. Inoffiziell ist er, auch wenn er nicht als Kandidat antritt, immer noch der Anführer der „Forza Italia“, vor allem jetzt im Europawahlkampf. Die Auseinandersetzungen des Wahlkampfes in Italien zwischen den Parteien finden allgemein eher nicht auf einer inhaltlichen Ebene statt, sondern beziehen sich auf Personen und mögliche Szenarien des Typs „was wäre wenn“ nach den Wahlen nach oben genanntem Beispiel. Alle Beteiligten zeigen mit ihren Auftritten und Äußerungen, dass diese Europawahl ein Signalzeichen für die italienische Politik sein wird. Damit gewinnt die Wahl an Wichtigkeit für die parlamentarische Stabilität. Ob das den Konservativen oder den Außenseitern hilft, wird uns der Ausgang der Wahlen zeigen.