Europa ist mir nah geworden
Seit einem Jahr arbeitet Teresa aus Polen als Europäische Freiwillige in Westerkappeln. Nun zieht sie Bilanz.
Nun geht mein Freiwilligendienst zu Ende. Ein Jahr lang habe ich im westfälischen Kreis Steinfurt bei der „WESPE“ (Westerkappelner Elterninitiative für Spielen und Erleben) gearbeitet. In der Hauptschule in Westerkappeln gibt es ein Kinderbüro, daneben gibt es das SiT (Schüler in Tagesseinrichtungen). In den beiden Einrichtungen werden die Kinder nach der Schule, nach 13 Uhr betreut.
Zur Zeit gibt es hier drei Europäische Freiwillige: mich (Teresa, aus Litauen), Inga und Natascha. Wir helfen den Kindern nachmittags bei der Hausaufgabenbetreuung und der Freizeitgestaltung. Außerdem organisieren wir kleine Kurse, z.B. Computerkurse, Theater, Englisch-Sprachkurse, Basteln und ähnliches. Manchmal machen wir auch Ausflüge.
Ich habe mit den Kindern viel über Polen, meine Heimat, gesprochen, ihnen Bilder gezeigt und sogar ein paar polnische Worte beigebracht. Es hat ihnen sehr gut gefallen. Sie stellten mir tausende Fragen, zum Beispiel wie mein Land aussähe, was dort die Kinder machten, was sie mögen, welche Filme sie sähen, wie sie spielten und welche Bräuche wir in Polen hätten. Es gibt polnische Sitten, die Kinder in Deutschland nicht kennen, zum Beispiel bespritzen die Leute sich am Ostermontag mit Wasser und nennen das „smigus dyngus“.
Bald fahren wieder deutsche Jugendliche aus dem Kreis Steinfurt zu verschiedenen Austauschprogramme nach Polen. Die meisten kommen begeistert wieder. Am meisten gefallen ihnen Krakau, die ehemalige Hauptstadt Polens, die Architektur, etwas billigere Shops, schöne Landschaften. Vor allem die polnische Gastfreundlichkeit wird immer wieder erwähnt. Unterschiede zu Deutschland sehen sie kaum. Die Jugendlichen tragen die gleichen Klamotten und sind auch sonst wie deutsche Jugendliche.
Ich nahm auch an vielen internationalen Begegnungen teil, wo ich Menschen aus den verschiedensten Ländern traf: Japan, Russland, Weißrussland, Estland, Litauen, Ungarn, Spanien, England, Frankreich, Griechenland und viele andere. Das was für mich eine wertvolle Erfahrung. Nirgendwo anders hätte ich so viele Menschen treffen und so viele Kontakte knüpfen können. Von vielen Ländern wusste ich nur wo sie geographisch liegen, sonst nicht mehr viel. Hier in Deutschland habe ich von meinen Kollegen vieles über die Kulturen mitbekommen.
Während des Unterrichts gab es mehrmals Diskussionen und Auseinandersetzungen zu Europa, zu nationalen Ähnlichkeiten und Unterschieden. Jeder war ein wenig stolz auf seine Heimat. Im Seminar konnten die Teilnehmer ihre Länder vergleichen und darüber diskutieren, wie Europa am besten aussehen sollte. Es gibt überall Probleme und Schwierigkeiten, aber das Schöne ist, dass wir uns alle treffen und darüber sprechen können.
Ich bin sehr zufrieden mit meinem Jahr in Westerkappeln. Die Erfahrungen, die ich in diesem Jahr sammelte, werde ich bestimmt in Zukunft gebrauchen können. Ich kann so ein interessantes Jahr nur jedem anderen herzlichst wünschen. Der EVS ist eine ausgezeichnete Gelegenheit sich mit anderen Kulturen auseinander zu setzen. Ein bis jetzt unbekanntes Europa ist mir sehr nah geworden. Ich glaube, es ist Zeit, nicht nur das wunderschöne London, Paris oder Madrid zu besuchen, sondern auch neue osteuropäische Länder kennen zu lernen.