Es weihnachtet sehr
Bei Alessa_auf_Fyn ist die Weihnachtsstimmung vollends ausgebrochen. Aber besonders die unterschiedlichen dänischen Bräuche und Traditionen faszinieren sie.
Was hat Alessa in den letzten drei Wochen in Dänemark eigentlich so gemacht? Blogeinträge geschrieben hat sie zumindest nicht...
Dafür hab ich so einiges Anderes angestellt: Meinen Wunschkandidaten bei der Kommunalwahl gewählt und als 'Erstwählerin' gleich ein Gratis-Bonbon erhalten, eine ganze Woche mit Influenza im Bett verbracht (ob mit oder ohne Schwein bleibt ungeklärt), mit Emma einen 'gammeldansk' Film aus dem '50ern angeschaut, mit partywütigen Dänen bis in die Morgenstunden Odense unsicher gemacht, Weihnachtsgeschenke eingekauft, den Mörder in 'Forbrydelsen' nach zehn Folgen endlich gefunden (es war doch tatsächlich der gutaussehende Polizist, wer hätte das gedacht?), circa fünf Kilo Salzteig in Herzen, Sterne und Engel verwandelt und drei Weihnachtsmärkte besucht.
Weihnachtsmärkte finden in Dänemark häufig in sehr viel kleinerem Rahmen als in Deutschland statt und dauern auch nur einen Tag. Dafür hatte unser kleines Dorf Aarslev gleich zwei davon. Dem ersten im Forsamlingshus, also dem Gemeinschaftshaus, konnte ich nicht besonders viel abgewinnen, nicht mehr als 15 Stände und an jedem gab es überteuerten Krimskrams zu kaufen. Den zweiten konnte ich umso besser leiden, schließlich war es 'unser' Weihnachtsmarkt im Husmandsstedet, auf den wir uns schon seit einiger Zeit vorbereitet hatten. Rechtzeitig zum 'Julemarked' haben wir zwei Weihnachtsbäume vor der Tür und einen in unserem Veranstaltungsraum aufgestellt und jede Menge Schmuck, Karten und Dekosachen gebastelt, um diese dann an unserem Stand zu verkaufen. Unser Weihnachtsmarkt war gut besucht, wir haben relativ viel verkauft und zu meiner eigenen Überraschung lief das Konzert unseres Chores richtig gut und sorgte neben dem Glühwein endgültig für Weihnachtsstimmung.
An dieser Stelle möchte ich gerne darauf eingehen, was die Dänen für kulinarische Weihnachtstraditionen pflegen. Der Glühwein heißt hier Glögg und ist um einiges stärker gewürzt, als sein deutsches Pendant. Nüsse und Rosinen dürfen darin auf keinen Fall fehlen. Die klassische Kombination ist Glögg med aebleskiver. Frei übersetzt bedeutet das Glühwein mit Apfelscheiben - und dieser Begriff ist sehr irreführend. Bei meiner ersten Kostprobe erwartete ich gewisse Apfelscheiben und bekam Teigbällchen(!) serviert, die auch nach genauerer Untersuchung nicht einen Hauch Apfel enthielten. Der Name stammt einfach noch aus früheren Zeiten, in denen dieses Gebäck wirklich ein Stück Apfel enthalten hat. Es gibt sogar eine extra Aebleskiver-Pfanne, die ich auf Grund der runden Ausbuchtungen zunächst für eine Vorrichtung zum Eierkochen gehalten habe.
An sonstigen vorweihnachtlichen Backwaren sind auf jeden Fall 'Pebbernödder' zu erwähnen, die in Deutschland ja ebenfalls beliebten Pfeffernüsse. Natürlich gibt es in Dänemark auch verschiedene Sorten von Plätzchen, die hier aber nicht als Keks bezeichnet werden, sondern 'Smakager' heißen, also 'kleine Kuchen'.
Das klassische Weihnachtsdessert ist 'Risalamande', eine köstliche Mischung aus Milchreis, Sahne und gehackten Mandeln, die mit warmer Kirschsoße serviert wird. Mit diesem Nachtisch ist das Mandelspiel verknüpft. In der Schale Risalamande wird eine einzige ganze Mandel versteckt. Wer diese in seiner Portion (natürlich unzerkaut) entdeckt, bekommt ein kleines Geschenk. Das macht Spaß, da jeder besonders vorsichtig isst, um die Mandel nicht zu zerstören. Normalerweise behält der Glückspilz seinen Fund solange im Mund, bis alle aufgegessen haben und amüsiert sich darüber, wie bemüht alle anderen sind, nicht zu doll zuzubeißen. So verlief auch mein erstes Mandelspiel, wir hatten alle aufgegessen, die Schale war leer und wir beschuldigten uns gegenseitig, die Mandel irgendwo versteckt zu haben. Nach einer halben Stunde kam uns das Ganze dann doch etwas seltsam vor und wir mussten unter viel Gelächter feststellen, dass meine Tante einfach vergessen hatte, die Mandel in die Schale zu tun!
Aber auch abgesehen von diesen Leckereien hat die dänische Adventszeit einiges zu bieten. Zusätzlich zum Adventskalender gibt es jeden Sonntag ein 'Adventspakke', also ein Adventsgeschenk. Die Kalenderkerze zählt ebenfalls die Tage bis zur heiligen Nacht und eine ganz besondere Rolle spielen hier die Nisse. Dabei handelt es sich um kleine Wichtelmännchen, welche die bei uns vom Weihnachtsmann bekannte rote Mütze tragen. Ein typischer Nisse ist klein, rot-grau gekleidet, ernährt sich von Reisgrütze und wohnt auf dem Dachboden. Nisse sind nicht etwa die Helfer des Weihnachtsmannes, nein, es sind die kleinen Nisse selbst, die für die Geschenke verantwortlich sind. Eine ganze Reihe dänischer Weihnachtslieder handelt von diesen geheimnisvollen Wesen und auch die weihnachtliche Wohnungs-Dekoration besteht zum größten Teil aus Nisse-Figuren. Die Nikolaus-Tradition hingegen ist in Dänemark bestenfalls aus dem Deutsch-Unterricht bekannt.
Ich in gespannt, welche spannenden Traditionen und Erlebnisse der Dezember auf Fyn noch für mich bereithält und wünsche euch allen eine besinnliche und vor allem stressfreie Vorweihnachtszeit.