Es beginnt
Marie_macht_radio ist in Litauen angekommen und gerade dabei, sich einzuleben. Noch ist vieles ungewohnt und nicht einfach. Sie erzählt von ihren ersten Eindrücken und Erlebnissen.
Sooo... heute ist Samstag und ich bin nun schon den fünften Tag hier in Šiauliai. Ich will versuchen euch zu berichten was ich erlebt habe und wie es mir geht, doch es ist nicht ganz leicht einen Anfang zu finden, denn es ist einfach zu viel im Moment.
Montag der Anreisetag: Ja die Reise war wirklich aufregend. Der Morgen war voller Abschiede erst von Jakob und Jan, dann schließlich von meinen Eltern am Flughafen. Ich kann wirklich sagen es ist mir nicht leicht gefallen und auch als der Flieger abhob und ich meine Heimat unter mir verschwinden spürte, verdrückte ich auch noch ein Tränchen. Beim Umsteigen in Berlin sollte ich eigentlich mein Gepäck entgegennehmen, doch es wurde (was ich nicht wusste) direkt nach Riga weitergeschickt. So kam ich am Abend nach einer Stunde Zeitverschiebung und aufregenden Reiseerfahrungen um 21 Uhr hier in Šiauliai an.
Linda und ich wohnen zusammen bei einer Deutschlehrerin (Donguole), die an unserer Schule, dem Didzdvario Gimnazija, arbeitet. Sie und ihre zehnjährige Tochter Katarina sprechen beide gut Deutsch (Katarina hat einen deutschen Vater) so habe wir hier zu Hause erstmal keine Verständigungsschwierigkeiten.
Ich habe zusammen mit Linda ein Zimmer im Souterrain des Hauses mit einem Bad nebendran, einem eigenen Kühlschrank in der Waschküche und einer eigenen Haustür. Die Küche der Familie dürfen wir benutzen wann und wie wir wollen.
Was wir die ersten Tage so erlebten:
Am 1. September startet hier die Schule. Das war gleichzeitig unser erster Tag. Man sagte uns wir würden zur Schuljahresbeginnsfeier gehen und ich dachte ok, eine Rede vom Direktor oder so. Und dann kamen wir dort an und die Schüler standen da in Anzügen und Ballkleidern... Da fühlte ich mich in meiner Regenjacke doch ein wenig bescheuert^^. Die Feier ging von neun bis zehn Uhr und danach war auch kein Unterricht mehr. Im generellen geht hier die Schule sehr langsam an. Nur zwei Stunden an den ersten Tagen oder solche Sachen. Das hätte es am OHG nie gegeben ;).
Ansonsten haben wir z.B. die Stadt besichtigt. Sie gefällt mir. Alles ist natürlich viel kleiner als in Köln aber trotzdem ist alles da was man braucht. Schulen, Unis, viele Geschäfte, nette Plätze zum entspannen, Kinos etc.
Wir erreichen von unserem Haus alle diese Punkte zu Fuß, das mag ich. Und ich mag, dass die Schulen ebenfalls mitten im Zentrum liegen. Das Gymnasium an dem wir arbeiten liegt in der Fußgängerzone.
Donnerstag und Freitag waren wir in einem Camp, wo die Neuntklässler hinfahren um sich kennen zu lernen. Hier geht das Gymnasium ab Klasse Neun los. Für uns war es toll, dass Mentoren mit im Camp waren aus der Abschlussklasse also ca. so alt wie wir. Sie waren alle sehr nett und die meisten von ihnen lernen im Internationalen Programm der Schule, das heißt sie sprechen wirklich gut Englisch. Das Didzdvario hat ein normales und ein internationales Programm in der Schule. Die Schüler vom internationalen werden anders als die vom normalen generell in Englisch unterrichtet.
An diesem Punkt möchte ich was zu den Sprachen hier erzählen. Wie ihr meiner Überschrift entnehmen könnt befinde ich mich momentan in einem Sprachendschungel. Zu Hause und mit Linda rede ich nach wie vor Deutsch, in der Öffentlichkeit und viele Leute untereinander sprechen Litauisch (davon verstehen wir noch nicht viel mehr als: Hallo, Tschö, Bitte, Danke) und Menschen vom EVS oder andere die sich mit uns beschäftigen sprechen mit uns Englisch. Auf der einen Seite ist mir sehr sympathisch, dass sie hier keine Muttersprachler in Englisch sind, so ist es leichter sie zu verstehen, doch oft ist es sehr schade, dass wir bei Veranstaltungen nichts verstehen oder dem Taxifahrer nicht sagen könne wohin wir wollen.
Gestern Abend wurden wir dann von unserem Nachbarsmädchen und einer Zwölftklässlerin, die wir aus dem Camp kennen auf unsere erste Party hier mitgenommen.
Nun versuchen wir uns so langsam einen eigenen Haushalt hier aufzubauen. Es ist wirklich erschreckend wie viel man kaufen muss und wie viel Geld es kostet sich selbst zu versorgen. Alle Vorräte, die zu Hause so selbstverständlich sind, ob es bloß Wasser ist oder Aufstrich beim Frühstück, gibt’s hier erstmal nicht.
Meine Eindrücke:
Also im generellen ist Litauen wirklich näher an unserem Standard als sicher viele von euch (und ich möchte mich vor ein paar Monaten nicht ausschließen) denken. Man kann alles hier kaufen und es gibt viele Produkte, die wir in Deutschland auch kennen oder die sogar original aus Deutschland importiert sind. Für uns ist es im Moment eben nur noch schwer zu verstehen was auf den Packungen drauf steht wenn wir im Supermarkt davor stehen :D.
Das Geld ist eine Umstellung, und der Wechselkurs von ca. 3,34 macht es nicht grade leichter. Allgemein kann man sagen, dass nichts wirklich teuer ist außer manches Importierte vielleicht und vieles sehr viel billiger. Die Taxifahrt gestern Abend hat ums bei ca. 5 - 10 min. Fahrzeit umgerechnet ca. 1,30 € gekostet, die Litauische SIM-Karte grade mal 7 Litas (2 €) und 6 Litas davon waren Startguthaben, was den Preis der eigentlichen SIM-Karte auf ca. 30 Cent runterdrückt und das Kino kostet hier ca. 1,70 €.
Inzwischen kann ich sehr gut nachvollziehen, dass Litauen die meisten Unfälle auf Straßen hat. Die Autos Fahren hier fahren alle wie sie wollen und die Straßenbeläge sind sehr schlecht. Auf meiner Busfahrt von Riga hier her waren wir auf einer Landstraße und plötzlich war da kein Asphalt mehr sondern Schotter, bei uns wäre das längst gesperrt^^.
Die Menschen hier mag ich sehr. Sie sind alle sehr hilfsbereit und offen. Jeder sagt uns wir könnten immer anrufen wenn etwas ist oder wir etwas brauchen und sie denken viel internationaler hier als bei uns. Auf Vorurteile bin ich, bis auf einen Hitlergruß eines Neuntklässlers im Camp, noch wenig gestoßen.
Im Moment ist noch nicht alles ganz einfach, da die Arbeit noch nicht so richtig angelaufen ist (ich hoffe ab Montag) und ich mich wirklich nach einer Aufgabe sehne. Noch kommt es mir vor als würde ich mir hier bloß möglichst die Zeit totschlagen um nicht zu viel nachzudenken...
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