Erster Tag
Mein erster Tag in Oswiecim war gefüllt mit vielen interessanten Begegnungen und vielen neuen Eindrücken...
Mein Tag begann heute morgen um halb sieben. Ich stand auf, duschte, frühstückte und wartete dann auf Bogdan, der mich um halb acht abholen wollte. Punkt halb acht stand er zusammen mit seinem kleinen Sohn vor der Tür und holte mich ab. Zunächst brachten wir dann seinen Sohn zum Kindergarten und machten uns dann auf den Weg zu meinem ersten Arbeitstag im Zentrum für Dialog und Gebet.
Dort angekommen wurde ich erst einmal den Arbeitern an der Rezeption und im Büro vorgestellt, bevor es dann in den zweiten Stock ging, wo sich das Büro der Pädagogischen Abteilung befindet. Mir wurden meine beiden neuen Kolleginnen vorgestellt, Beata und Sr. Maria, die sich sofort sehr nett um mich kümmerten. Da Bodgan noch einiges zu erledigen hatte, zeigte mir Beata erst einmal das gesamte Zentrum von der Küche bis zu den Zimmern. Ich war beeindruckt wie groß dieses Zentrum ist, und hatte dies irgendwie nicht vermutet.
Nachdem mir alles gezeigt wurde, durfte ich wieder mit Bogdan gehen, der mich mitnahm zu einem Vortrag über Sinti und Roma. Es war sehr interessant, denn heute habe ich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich etwas über Sinti und Roma erfahren.
Auf diesen Vortrag folgte eine Stunde Pause und dann gleich der nächste interessante Tagesordnungspunkt: ein Zeitzeugengespräch. Dieser Zeitzeuge war von 1941 bis 1945 in Auschwitz und wurde kurz vor der Befreiung nach Mauthausen in das Nebenlager Melk verlegt. Dieser Zeitzeuge berichtete über einige sehr schockierende Erlebnisse und musste daher mehrmals unterbrechen, da ihm die damaligen Geschehnisse verständlicherweise sehr nahe gehen. Auch als Zuhörer war man von den Berichten sehr berührt.
Nach diesem Gespräch ging es für Maria, Bogdan und mich zum Mittagessen. Es bestand aus Suppe, Fleisch mit Kartoffeln und „Pieroggi“ (im Grund genommen sind es Maultaschen).
Dieses Mittagessen kostete mich einige Kräfte, da es sehr sehr viel war. Jedoch stand nach dem Mittagessen nicht mehr viel auf dem Programm: Bogdan und ich richteten noch einen Raum für eine Gruppe und damit war unsere Arbeit für den heutigen Tag auch schon erledigt.
Auf dem Heimweg hielten wir bei einem Handyladen bei dem ich mir völlig komplikationslos eine Sim-Karte kaufte. Hier in Polen braucht man sich nicht erst registrieren oder irgend etwas angeben: man kauft diese Sim-Karte so einfach wie einen Salat, legt sie in ein Handy ein und sie ist sofort funktionsfähig. Dies verwunderte mich ein wenig, da ich mich doch an die stundenlange Warterei bis zur Freischaltung in Deutschland erinnern konnte...
In meiner Wohnung angekommen, entschied ich mich einen ausgedehnten Spaziergang in die Innenstadt zu machen, um mir weitere Eindrücke über die Stadt zu schaffen.
Wie ich eben mitbekommen habe, hat eine Freiwillige heute Geburtstag und meine Mitbewohner nehmen mich dorthin mit, damit ich die übrigen Freiwilligen hier in Oswiecim kennen lernen kann. Auf diesen Abend bin ich jetzt doch wieder gespannt, obwohl ich eigentlich dachte, dass ich heute zu Hause bleibe..aber so schnell ändern sich die Pläne!