Erste Woche
Kleiner Abriss meiner ersten Woche in der neuen Heimat Estland. "Wo soll ich anfangen? ... Heute sag ich: Schluss damit. Ich weiß ganz genau wo ich anfangen soll: Es geht mir gut!"
Wo soll ich anfangen? Die Frage habe ich mir oft in den letzten Tagen gestellt, wenn mich meine Lieben gefragt haben wies mir hier so geht und was so alles passiert hier.
Heute sag ich: Schluss damit. Ich weiß ganz genau wo ich anfangen soll: Es geht mir gut!
Das ist alles, was ich sagen kann. Ich bin äußerst zufrieden mit meinem neuen Leben hier.
Es gibt mit Sicherheit kleine Schwierigkeiten. Vor allem die Angst etwas falsch zu machen im Umgang mit „meinen Kiddis“. Doch bisher scheinen alle sehr zufrieden zu sein mit meiner Arbeit. Es gab sowohl sehr erfüllende Momente (den Kindern beim Rechnen zu helfen, nach gerade mal 4 Tagen hier) und es gab auch unangenehme Momente (zusammen mit 30 nackten Jungs – und auch Männern in der Umkleide XD ).
Ich habe hier schon ein paar sehr nette Menschen kennenlernen dürfen – allen voran Ester. Sie ist einfach ein Engel. Egal worum es geht, sie kümmert sich bestens um mich! Egal ob ein Plausch bei Kaffee und Kuchen oder doch die blöden (aber erstaunlich schnell erledigten) Behördengänge – sie ist einfach immer für mich da. Auch meine Estnisch – Lehrerin ist mir auf Anhieb sympathisch gewesen. Ab morgen werde ich sie näher kennenlernen, denn es geht los mit dem Estnischlernen. Doch auch so habe ich in der kurzen Zeit doch schon sehr viel gelernt. Die Zahlen kann ich komplett nun und auch etliche Lebensmittel oder Grußformeln sind schon hängengeblieben, doch mehr als Gestotter, das aus Wortgruppen besteht, hat sich noch nicht den Weg aus meinem Mund gebahnt.
Zu Verdanken habe ich meine Fortschritte eindeutig meinen Kindern in der Schule. Nicht nur, dass sie mich schon nach dem zweiten Tag angenommen haben und versuchen mit mir zu kommunizieren, ich lerne auch enorm viel von ihnen. Den Anfang hat Reelika gemacht. Sie ist wirklich ein sehr nettes und aufgeschlossenes Mädchen und hat sofort angefangen mir die Farben beizubringen und bis auf gelb weiß ich sogar noch alle.
Schon am nächsten Tag haben dann auch die anderen versucht mir Dinge beizubringen, aber ich gebe zu, dass nur ein Bruchteil davon in meinem Kopf hängengeblieben ist.
Mein persönliches Highlight dieser Woche war die Tatsache, dass ich zweien meiner Kinder beim Rechnen helfen konnte. Es ist so eine Erfüllung und neugierige und konzentrierte Gesichter zu sehen und die Freude zu sehen, wenn sie eine Aufgabe gelöst haben.
Zweites Highlight war die spontane Umarmung eines Jungen, dem ich vorher geholfen hatte.
Die Arbeit mit den Kindern ist das Schönste hier. Sie sind so dankbar und glücklich. Sie haben Spaß an allem was sie machen und das steckt unweigerlich an. Ich kann es kaum abwarten morgen wieder in die Schule zu gehen und dort mit ihnen zu lachen und ihnen zu helfen.
Neben der Arbeit mit den Kindern ist es auch schön jeden Tag notgedrungen durch die halbe Stadt zu laufen und die frische Luft zu genießen. Mit den Kopfhörern auf den Ohren und den unzähligen Zebrastreifen ist der Weg jeden Tag eine Art Entspannung. Der nah gelegene See, den man ständig irgendwo zwischen den Häusern hervorschimmern sehen kann ist auch ein Ort des Friedens. Klingt paradox, wenn man beachtet, dass erst am Samstag ein Mann darin ertrank, aber dennoch ist er ein Ort der Erholung für mich.
Freitag Abend habe ich mich gleich „getraut“ mich in die estnische Kultur zu werfen und es hat sich eindeutig gelohnt. Ester hatte zusammen mit meiner Mentorin Anu (auch sehr nett und voller Ausstrahlung) einen Auftritt im Rahmen eines Chorprogrammes. Zwar habe ich kein Wort verstanden, denn die Esten singen sehr viele traditionelle, also Estnische Lieder, doch allein der Klang der Stimmen war überwältigend schön – Gänsehautgarantie! Offensichtlich ist es hier auch cool im Chor zu singen. Während ich es eher erlebt habe, dass Chormitglieder belächelt werden (ich war selbst eins), singen hier die hübschesten und talentiertesten und egtl fast alle im Chor. Das ist das, was die Esten scheinbar ausmacht.
Nun gut. Mir fällt nicht mehr viel ein, außer: alle Läden haben am Sonntag offen ;)
Ich werd jetzt jede Woche so einen Bericht erstellen und hoffe doch einfach mal, dass ich euch nicht zu viel schreibe ;)
Eure Desi.
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