Engagement nach dem EFD - Teil 1
Nach dem Wunsch, die Zeit als EFD-Freiwilliger wäre nie vorbeigegangen, verspüren viele Freiwillige den Wunsch, sich weiterhin international und sozial zu engagieren. Dies ist manchmal nicht so leicht, wie es zunächst einmal scheint. In einer neuen Umgebung und mit einer neuen Tätigkeit fehlen häufig zuerst die Zeit und die richtigen Kontakte.
Frisch umgezogen, auf in ein neues Leben! Auf, weiterhin die Möglichkeiten nutzen, sich international und für den EFD zu engagieren! Auf, neue Gleichgesinnte kennen zu lernen!
So einfach ist es nicht immer. Denn zu Beginn des Studiums trifft man häufig nicht sofort Gleichgesinnte, ehemalige Freiwillige oder Erasmus-Studenten, sondern meistens einfach nur andere Menschen, die eben im gleichen Moment entschieden haben, an der gleichen Universität zu studieren. Menschen, die sich auch erst einmal selber an eine neue Umgebung gewöhnen müssen und die vielleicht auch sonst keinen großen Bezug zum EFD haben. Und die darüber auch nichts wissen wollen. Und natürlich würde man gerne zu Studienbeginn wieder in eine internationale WG ziehen - aber wählerisch darf man bei der Wohnungssuche zu Semesterbeginn in den meisten Städten nicht sein.
Ich möchte hier aber einige Möglichkeiten aufzählen, wie ich es über einige Umwege geschafft habe, mich doch weiterhin noch zu engagieren und so den zukünftigen Rückkehrern ein paar Ideen zu geben.
Ein „Europeers“-Profil anlegen
Nachdem ich beim „Comeback-Event“ 2014 enttäuscht festgestellt hatte, dass ich die einzige Person war, die zu dem Zeitpunkt in Rheinland-Pfalz studierte und die nächsten Freiwilligen in meiner Regiogruppe im zwei Stunden entfernten Gießen wohnen, war ich überzeugt, dass ich in Koblenz keinerlei weitere ehemalige EFD-ler treffen würde. Allerdings wurde bei dem Seminar gesagt, dass man sich schon mal ein „Europeers“-Profil anlegen können, auch wenn man die Ausbildung noch nicht gemacht hatte.
Europeers sind ehemalige EFD-Freiwillige, die über den Europäischen Freiwilligendienst informieren- sei es auf Messen, in Schulen oder in Jugendzentren. Ich hätte die Ausbildung sehr gerne absolviert, hatte aber an beiden Terminen keine Zeit und beschloss deshalb, auf den Rat zu hören, weil die nächste Schulung erst wieder im September 2015 sein würde. Über dieses Profil lernte ich doch eine ehemalige Freiwillige in Koblenz kennen, die beim „Comeback-Event“ noch in einer anderen Stadt studiert hatte und erst zum Sommersemester nach Koblenz gezogen war. Mit ihr veranstaltete ich ein Infoquiz über den Europäischen Freiwilligendienst im Rahmen eines Workshops der Sommeruni der Universität Koblenz.
Über mein Profil lernte ich noch eine weitere ehemalige Freiwillige aus Köln kennen, die innerhalb der internationalen Woche der Hochschule Koblenz dort ein dreitägiges Seminar absolvierte und einen Schlafplatz suchte. Zusammen verbrachten wir drei schöne Tage mit spannenden Gesprächen und In-Erinnerungen-schwelgen.
Mein Tipp ist also: Legt euch ruhig ein Europeers-Profil an, vor allem wenn ihr wisst, dass ihr die Schulung erst in einigen Monaten machen könnt!
„Buddy“ werden
Die internationalen Studierenden verstecken sich an der Universität Koblenz ein wenig, was vermutlich daran liegt, dass es prinzipiell einfach nicht so viele gibt und die meisten eben nur englischsprachige Veranstaltungen besuchen, von denen es in meinem Studiengang bisher nur sehr wenige gibt. Mit ein bisschen Internetrecherche wurde ich auf das „Buddy-Programm“ aufmerksam, das sich schon an zahlreichen Universitäten etabliert hat. Die Idee ist folgende: Man übernimmt eine Partnerschaft für einen Austauschstudierenden und hilft ihr oder ihm am Anfang bei Organisatorischem, wie der Anmeldung im Bürgerbüro oder der Stundenplanerstellung, zeigt seinem Schützling die schönsten Plätze der Stadt und gibt einen Einblick.
Ich bin momentan Buddy für eine nette und coole Studentin aus den Niederlanden, die aber in Antwerpen studiert. Das passt für mich auch sprachlich super. Wir treffen uns im Schnitt etwa alle zwei bis drei Wochen, meist zum Mittag essen oder Niederländisch-Tandem.
Mein Tipp: Informiert euch über das Buddy-Programm an eurer Universität!
Es ist wenig Zeitaufwand und man kann zahlreiche internationale Studierende kennen lernen. Und als Zweitsemester kann ich dazu noch sagen, dass man außerdem die Universität und ihre administrativen Zentralen noch besser kennen lernt.
Einen Tandempartner suchen
Ich hatte in einer Tandempartnergruppe nach einem Tandempartner für das Tandem Deutsch-Italienisch gesucht, bis heute aber noch niemand gefunden. Allerdings entstand daraus eine kleine Tandemgruppe für die niederländische Sprache aus etwa 3-5 Personen, die sich alle ein bis zwei Monate trifft, um ein paar Stunden Niederländisch miteinander zu reden.
Mein Tipp: Sucht euch einen Tandempartner erst mal für eure Wunschsprache und schaut, was sich daraus ergibt!
Eine Internationale WG suchen
Gleich zu Semesterbeginn eine internationale WG zu finden, mag, vor allem wenn man von der zukünftigen Universitätsstadt etwas weiter weg wohnt oder zeitlich sehr eingebunden ist, ein schwieriges Unternehmen sein. Man kann ja schließlich nicht jeden Tag in die Stadt fahren. Auch sollte man sich meiner Meinung nach nicht zu sehr auf die Internationalität festnageln, sondern eher schauen, was sich so ergibt. Ich bin nach einigem Hin- und Her in einerWG mit einer ehemaligen Weltwärts-Freiwilligen, einem Italiener, einer Serbin und drei deutschen Mädchen eingezogen und es ist meiner Meinung nach eine gute Mischung.
Ich denke aber, dass es auch eine gute Idee ist, sich nach einem halben oder ganzen Jahr selber eine Wohnung zu suchen und explizit nach internationalen Leuten und ehemaligen Freiwilligen zu suchen.
Mein Tipp: Nichts erzwingen wollen - vor allem in der Wohnungssuche sollte die Internationalität nicht das erste Kriterium ergeben. Oft ergeben sich Möglichkeiten, die man mit zu hohen Grunderwartungen eher nicht wahrnehmen würde.
Einen internationalen Job suchen
Eine weitere gute Idee ist, sich nach einem Nebenjob und/oder Ehrenamt umzugucken, der/das etwas mit dem Europäischen Freiwilligendienst, der Personengruppe im Projekt oder Internationalem im Allgemeinen zu tun hat. Eine Freiwillige, die mit mir in Belgien war und dort in einer Einrichtung für geistig behinderte Menschen gearbeitet hat, geht nun einmal pro Woche mit einem behinderten Mann spazieren und wird diesen Sommer einen Monat als Ferienjobberin in ihrem ehemaligen Projekt in Belgien arbeiten.
Ich habe nach einigen weniger erfolgreichen Recherchen und Bewerbungen im Mai eine Stelle als „Studentische Hilfskraft Internationales“ an der Universität bekommen. Ich bin für alles, was mit den Partneruniversitäten im Ausland meines Studiengangs zu tun hat, zuständig. Meine Aufgaben sind, Infoplakate und Steckbriefe zu erstellen, den Studierenden, die ins Ausland gehen, bei der Erstellung ihres „Learning Agreements“ zu helfen sowie den Teil der Homepage meines Instituts über Auslandssemester bearbeiten. Auch das Sammeln von Informationen über Auslandspraktika und Forschungsaufenthalte im Ausland zählen zu meinem Aufgabenbereich.
Der Job ist sehr vielseitig und gibt mir einen guten Einblick in die Partneruniversitäten meiner Universität und das Erasmus+- Programm im Allgemeinen.
Mein Tipp: Sucht gezielt nach solchen Stellen! Und bewerbt euch, auch wenn ihr erst im ersten oder zweiten Semester seid- die Tatsache, dass ihr einen EFD gemacht habt, zählt häufig mehr als jede Studienleistung!
In der ehemaligen Entsendeorganisation aktiv bleiben
Obwohl ich wusste, dass ich vor allem aus logistischen Gründen bei lokalen Aktivitäten eher selten dabei sein können werde, beschloss ich, meiner Entsendeorganisation, dem Jugendwerk der AWO Stuttgart soweit es geht treu zu bleiben. Ich präsentierte also mit einer anderen ehemaligen Freiwilligen und Freundin bei einem Infoabend den EFD, absolvierte die Juleica-Ausbildung und werde hoffentlich dieses Jahr auch eine Internationale Jugendbegegnung leiten können.
Mein Tipp: Selbst wenn ihr nicht so nah an eurer Entsendeorganisation wohnt, versucht wenigstens, den Kontakt zu halten. Häufig können sich daraus trotzdem interessante Möglichkeiten ergeben.
Ich hoffe, dass diese Beispiele gezeigt haben, dass man, auch wenn man manchmal ein bisschen auf dem Holzweg entlang gehen muss, man sich trotzdem engagieren kann. Hilfreich dafür sind auch soziale Netzwerke. Im Zeitalter dieser sollte man, anstatt immer gegen sie zu schimpfen, sie auch für solche Zwecke nutzen.
Dieser Beitrag soll alle ehemaligen Freiwilligen motivieren, sich auch nach ihrem EFD noch einzusetzen, auch wenn das zeitliche und organisatorische Korsett sie zu erdrücken scheint.