Einzelheiten
Johannson bringt Momentaufnahmen und einzelne Bilder aus seinem Leben in Lodz. Er hat das Zimmer gewechselt und entdeckt die Vorteile der Stadt. Darüber hinaus bietet sich ihm am Tag vor Allerheiligen ein heimeliges Bild in der Dunkelheit.
1. Es geht an meinen Stolz: selbst Leute ohne Ahnung vom Land haben seit Wochen eine Wohnung, nur ich nicht. Und langsam ist mir die Zeit zu schade zum suchen. Immerhin habe ich das Wohnheimzimmer gewechselt und lebe mit einem Polen. Darum habe ich jetzt entschieden, im Wohnheim zu bleiben, anstatt das doppelte für einen Raum zu zahlen, in dem ich hoffentlich so wenig wie möglich sein werde.
2. Lodz mag zwar nicht so schön oder prosperierend sein wie Wroclaw, aber es hat auch Vorteile. Zum Beispiel kriegt man hier ein Bier noch für fünf Zloty, fast wie in den guten alten Zeiten in Torun. Das gleiche gilt für den Wechselkurs. Dank der Finanzkrise wurde innerhalb einer Woche der Wertzuwachs von zwei Jahren rückgängig gemacht.
3. Letztens war ich in der Kunstfabrik auf einem Workshop zu Balkanliedern. Geleitet von einer kleinen Bulgarin, auf der ersten Sitzung haben wir Ripni Kalinke gelernt. Sehr schön.
4. Donnerstag habe ich zum ersten Mal dieses kleine Mädchen getroffen. Zuerst hatte sie natürlich etwas Angst vor dem fremden Mann, aber ein paar Fragen zu ihren Hobbies lösten das schnell. Die Eltern haben mich danach auch gleich zum Abendessen dabehalten, obwohl sie mich ohnehin schon bezahlen. Dabei kam auf einmal Zosia herein und schenkte mir ein gerade gemaltes Bild, ein kleines Mädchen und ein blonder Kerl mit Brille und darüber eine lachende Sonne.
5. Surowka ist wichtig. Zum Essen gibt es nicht unbedingt Gemüse, aber immer eine gute Ladung Rohkost. Ich mag Surowka: Surowka ist gut. Auf dem Weg nach Hause gibt es einen kleinen Laden, dort hole ich mir abends oft eine Ladung Surowka für ein paar Zloty.
6. Am Wochenende ist Allerheiligen und hier ist überall eine Vorbereitung wie zu Weihnachten; ich bin schon sehr gespannt. Alle fahren nach Hause, die Straßen sind noch voller, das Wohnheim praktisch leer. Auf den Friedhöfen stehen schon überall Lichter. Bei Dunkelheit ein sehr heimeliges Bild.