Ein Tag am See in Rumänien
benny_the_cop war in Rumänien schwimmen - und hat dem Freibad den Stausee weit draussen in den Bergen vorgezogen.
Wie schön der Stausee von Tarnitza in Rumänien ist! So ruhig, so glatt, so groß, so unberührt! Zwischen bewaldeten Hängen schlängeln sich Tonnen und Abertonnen von Trinkwasser durch das Talbecken, nehmen natürliche Kurven mit und von Menschen gemachte Staustufen, um ganz unten im Tal in Rohre abgefüllt und in die große Stadt geleitet zu werden, wo sie aus rostigen Rohren und quietschenden Hähnen den Menschen von Klausenburg ihren trockenen Alltag erfrischen. Dort unten ist alles laut und staubig, die Sommerhitze erhitzt den Asphalt und die Gemüter.
Hier oben, am See, ist alles friedlich und ruhig. Über eine steile Treppe aus hunderten und noch mehr Stufen gelangen wir sicher ans Ufer. Links des Weges stehen überdachte Grillplätze bereit, wo wir später rumänisches Hackfleisch über den Flammen braten werden. Rechts schmiegen sich edle Landhäuser und Villen an den Hang. Teuer, für rumänische Verhältnisse unerschwinglich. Keiner kann sich ein solche Haus leisten außer ein paar wirklich reichen Rumänen und findigen Investoren aus dem Ausland, die hier ihre Ferien verbringen oder die Häuser vermieten.
Die meisten Rumänen haben nicht einmal das Geld, um das Benzin für die 30 Kilometer von der Stadt bis hierher mit ihren rostigen Dacias zu bezahlen. Darum sind wir beinahe alleine hier, darum treibt nur ein einziges Kanu verträumt auf dem Wasser. Als wir vom Steg hinein springen, fühlen wir uns wie in einem Traum, und doch ist alles echt. Das Paradies, das man für sich hat, fern von Massentourismus, Hotels und Vergnügungsmeilen, fern von allem Lärm und Dreck – in Rumänien gibt es das noch. Nur nicht für die Rumänen.
Die Rumänen aus Klausenburg sitzen in diesem Moment im Freibad am Rande des Stadtzentrums. Hier weht noch der Geist des Sozialismus nach, oder besser: Für Veränderungen fehlt das Geld. Es gibt keine Duschen, nur ein paar Umkleidekabinen ohne Spiegel und Kleiderhaken. Es gibt keine Liegewiese, sondern einen ungepflegten, erdigen Acker, auf den man sein Handtuch legt. Es gibt keine Rutsche, keinen Sprungturm – na gut, wer braucht das schon, ein großes Becken reicht.
Was es gibt, sind große, graue Lautsprecher, die in höchster Lautstärke rumänisches Radio abspielen. Keine Chance, in der Sonne zu dösen und bei einem beruhigen Hintergrundrauschen aus Wasserplanschen und Kinderschreien in warme Träume zu versinken. Spätestens der Werbeblock mit kreischenden Sprecherstimmen reisst einen aus der Ruhe. Dann geht man zum Café und kauft sich eine Erfrischung. Aber leider hat das Café eine eigene Stereoanlage, und man wird von zwei Seiten beschallt. Dieser Lärm!
Massenbeschallung im Freibad - ist das das Erbe des Sozialismus? Oder eine falsch verstandene Moderne? Unmöglich, darüber bei 35 Grad im Schatten und rumänsicher Popmusik vernünftig nachzusinnen. Lieber den schönen Frauen nachschauen, die hier wirklich umwerfend sind. Und dann ins kalte Wasser springen und ein paar Bahnen schwimmen. Für ein paar Sekunden unter Wasser bleiben, dem einzigen Ort, wo es ansatzweise ruhig ist. Und vom Stausee träumen.
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