Ein Schwein namens Olda
Über mein Landleben mit verfressenen Schafen und die ersten 3 Wochen im esk.
Um kurz vor halb 8 aufstehen, mit Blick auf den herbstlichen Fluss aus einem der großen Fenster in unserer Mühle mein Müsli essen, 2 Minuten am Fluss entlang Fahrrad fahren, über die Brücke, rüber und um 8 auf der Farm sein. So sah in den ersten zwei Wochen in etwa meine Morgenroutine aus.
Bis 9 habe ich dann den anderen im Büro Ahoj (: gesagt und den Kram fürs Apfelsaftpressen mit den Kindergartenkindern rausgeholt. Dann haben wir Äpfel geschnitten und heißen Tee für die Eisfinger gekocht. Morgens war es Anfang Oktober eisig und die Äpfel im Eiswasser waschen immer eine kleine Überwindung. Um 9 kamen dann die Kinder und sind erstmal Äpfel auf unserer Obstwiese sammeln gegangen. Für die war das ein Wettbewerb, wer sammelt mehr Äpfel. Wie die Zwerge aufgeregt durch die Gegend gerannt sind war immer sehr süß anzusehen. Danach haben wir Apfelsaft gepresst, wo die Kinder auch viel mithelfen konnten und leckeren Saft getrunken.
Das Ganze hat zwar Spaß gemacht, nach zwei Wochen habe ich mich dann aber auch echt drauf gefreut mal was anderes zu machen. An meinem ersten Samstag gab es noch ein Apfelfest mit Kuchenwettbewerb, Apfelverkostung, Saftpressen, Lagerfeuer und heißem Saft.
Nach dem morgendlichen Apfelpogramm bin ich so gut wie immer zurück zu meinem Wohnort, der Mühle gegangen. Die Podbransky Mlyn ist ein schön ausgebautes Zentrum in dem alle möglichen Bildungsprogramme für Kinder zum Thema Natur und Umwelt stattfinden, von GPS Stadtralley bis Wildwasserrafting, Insekten unterm Mikroskop angucken und mehrtägigen Sommercamps. Im ersten Monat darf auch ich dieses schöne Haus direkt am Fluss mein Zuhause nennen.
Im Büro übersetze ich zurzeit die Website aus dem Englischen ins Deutsche. Die deutsche Version die existiert, enthält viel weniger Inhalt als die englische und ziemlich lustiges Deutsch, deshalb arbeite ich auch daran. Dabei bin ich auf einige lustige Übersetzungsfehler gestoßen wie zum Beispiel,, Kochkanne“ für Wasserkocher.Bald darf ich das erste Mal mit unterrichten und ein Programm mit planen was ich echt cool finde.
Am Nachmittag finden alle möglichen Aktivitäten für Kinder und Jugendliche von Horazovice statt. Von Experimentieren mit Elefantenzahnpasta herstellen über Französischunterricht zu Tennis, Wildwasserkajak, Gitarrenunterricht und noch vieles mehr. Als Freiwillige darf ich überall kostenlos mitmachen, deshalb hab ich jetzt auch langsam den Dreh raus wie man ein Wildwasserkajak dazu kriegt sich nicht ständig im Kreis zu drehen und meine eigene Ausrüstung dazu. Nach dem Apfelprogramm konnte ich dann endlich mal die Tiere auf unserer Farm kennenlernen, die schon fast einen kleinem Zoo gleicht.
Auf den Wiesen grasen zwei verschiedene verfressene Schafarten, Ziegen, ein hübscher aber ziemlich stinkender Ziegenbock, Kühe mit riesen Hörnen und zwei Miniponies, die mich glaube ich mit ihren lieben großen Augen zu alles bringen könnten. Dann wohnen auf der Farm noch eine Schar Hühner, Gänse, Enten, Tauben, eine Eule und ein Schwein namens Olda. Es gibt auch noch eine Menge Kaninchen, wegen denen wir regelmäßig auf Hasenjagt gehen, wenn eins mal wieder ausgebüchst ist, Meerschweinchen und Ratten die meistens unserer Eule zum Opfer fallen. In Terrarien werden noch Schlangen, Eidechsen, bissige Goldhamster, Schildkröten, eine Chinchilla und Insekten gehalten. Es gibt auch noch ein paar Vögel und im Herbst einige Igel. Im Herbst werden uns häufiger mal welche gebracht wenn sie verletzt oder einfach zu dünn sind um den Winter zu überleben. Die werden dann hier aufgepäppelt. Bisher fand ich Igel immer total süß, finde ich auch immer noch, mit dem Zusatz dass ich jetzt weiß, dass die übelst stinken. Das hätte ich echt nicht erwartet. Deshalb war ich auch ganz froh als wir die letzten losgeworden sind.
Stanice (so wird die Farm von allen nur genannt) ist wie ein kleines Paradis. Hinter den horen Toren eröffnet sich eine friedliche Welt für Tiere mit unglaublich netten Menschen, und vorallem im Sommer saftig grünen Wiesen, leckerem Gemüse, Blumenbeten und im Herbst mit Riesenkürbissen und bunt gefärbten Blättern. Es macht viel Spaß hier zu arbeiten auch wenn es anstrengend ist, weil es auch nie langweilig wird. Die Mitarbeiter haben sich alle bemüht mir einen guten Start zu verschaffen, was ich echt lieb fand. Die total nette Familie des Direktors zum Beispiel hat mich mit ins Spaßbad genommen und meine Mentorin hat mir Český Krumlov gezeigt ( 2. besuchteste Stadt in Tschechien nach Prag). Sie sind alle sehr geduldig, wenn es darum geht mir mit meinen fast nicht vorhandenen Tschechichkentissen zu helfen und trotzdem mit mir rumzuwitzeln, obwohl ich sie oft nicht verstehen kann.
Jetzt bin ich schon drei Wochen hier. Irgendwie fühlt es sich aber so an als sei ich schon drei Monate weg, da in diesen drei Wochen so viel wie sonst in drei Monaten passiert ist. Ich habe also viel zu erzählen. Das mache ich aber lieber in weiteren Artikeln, da dieser hier sonst locker 10 Seiten gehen könnte.
Deshalb Na shledanou und bis bald.