Ein nicht so kurzer Blog von fast allem.
Fast vier Monate im glücklichsten Land der Welt. Ein Blog über wertvolle internationale Freundschaften, unerwartete Veränderungen und meine Freiwilligenarbeit im Freizeit- und Jugendklub.
Hej aus dem Norden,
seit dem letzten Blogeintrag habe ich mir etwas Zeit gelassen, aber nun sollte ich euch wirklich mal wieder auf dem Laufenden halten über mein Freiwilligenleben hier in Dänemark. Einige Aktionen mit einer Organisation für Freiwillige, Besuche und Ausflüge von und mit neuen internationalen Freunden, einschneidende Veränderungen in unserer Wohngemeinschaft und viele herbstliche Aktivitäten auf meiner Arbeit haben meine letzten eineinhalb Monate geprägt.
Auf dem On-Arrival-Training, von dem ich euch in meinem letzten Bericht erzählt habe, erfuhr ich durch die anderen Teilnehmer vom „ICYE“. ICYE steht für „International Cultural Youth Exchange“ und vermittelt und organisiert Freiwilligendienste weltweit. Für einen Großteil der Freiwilligen, die ich auf dem Training kennengelernt habe, ist diese die gastgebende Organisation, die sich neben dem Arbeitgeber im Projekt um ihre Belange kümmert. So gibt es in jedem Teil Dänemarks eine Gruppe von jungen freiwilligen Organisatoren, die Aktionen und Informationsrunden gestalten. Andere Freiwillige bei Essen, Camps, Fahrradtouren und vielem mehr kennenlernen und das bei einer sehr günstigen Mitgliedsschaft von umgerechnet zehn Euro im Jahr – da musste ich unbedingt mitmachen! Nun bin also auch ich Mitglied im ICYE und habe schon sehr davon profitiert.
Einen Nachmittag waren wir im Gigantium im Aalborg. Das ist ein riesiges Sport- und Kulturzentrum, wo man unter anderem auch die Heimspiele des städtischen Handballteams in einer großartigen Arena verfolgen kann. Zusammen mit jungen Dänen aus der Organisation und anderen Freiwilligen hatte ich also großen Spaß, unser Team bei einer fantastischen Atmosphäre siegen zu sehen! Nach dem Spiel sind wir dann noch zu einer der Organisatorinnen gegangen, wo einige ein leckeres Abendessen vorbereitet hatten. Wir verbrachten einen sehr schönen Abend bei Lasagnen, Salat und als Highlight einem typisch dänischen Lagkage, einer Schichttorte mit Himbeer- und Lakritz-, und Buttercreme.
Letzte Woche fand dann auch schon mein zweites Event mit dem ICYE statt. Wir waren eingeladen, in Aalborg beim monatlichen „Madklub“, übersetzt Essensclub, teilzunehmen. An diesem Abend hatten zwei Freiwillige aus Ungarn ein Abendessen mit typischen Speisen aus ihrem Heimatland vorbereitet. Es gab Gulasch und als vegetarische Alternative Lecsò, ein Schmorrgericht aus Paprika, Tomaten und Zwiebeln, serviert mit Reis. Das super leckere Essen und nette neue Leute haben den Abend wirklich schön werden lassen!
Und auch mit den Freiwilligen, die ich bei dem Training kennengelernt habe, habe ich seitdem einiges erlebt. Und das ist besonders schön, weil Freundschaften mit jungen Erwachsenen aus ganz Europa meiner Meinung nach sehr wertvoll und interessant sind. Auch wenn wir natürlich alle sehr unterschiedlich sind, befinden wir uns durch unseren Freiwilligendienst hier in Dänemark doch alle in einer sehr ähnlichen Situation.
Schon am ersten Wochenende kam mich ein Mädchen aus Österreich besuchen. Ich habe ihr das schöne Aalborg gezeigt, wir waren in einer wirklich coolen und sogar kostenlosen Kunstausstellung in einem Parkhaus, haben die Partystraße unsicher gemacht und gemeinsam mit meinem italienischen Mitbewohner und einem französischen Freiwilligen aus der Nähe von Aalborg einen leckeren und sehr ausgedehnten Brunch genossen.
An einem anderen Wochenende ging es in unserem Apartment besonders lebhaft zu. Gleich fünf andere Freiwillige waren zu Besuch gekommen. Vier Mädchen aus Österreich und Deutschland, sowie ein Italiener haben bei uns übernachtet, mit uns Aalborg entdeckt, lustige und interessante Abende verbracht, sowie wieder beim großen Brunchbuffet zugeschlagen J
Letztes Wochenende war ich dann in Aarhus, der mit circa 300.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Dänemarks, um mich dort mit dreizehn anderen Freiwilligen aus meiner Gruppe beim On-Arrival-Training zu treffen. Am Samstag waren wir gemeinsam einige Stunden lang brunchen, dann in einem der in Dänemark sehr beliebten Brettspielcafés und schließlich haben wir im Gemeinschaftsraum des Hostels sehr nett beisammengesessen und Spiele gespielt. Am Sonntag haben sich dann einige von uns noch die Stadt angeguckt und ich war gemeinsam mit einem anderen Mädchen im ARoS Museum, eines der größten Museen für moderne Kunst in Nordeuropa, mit tollen Ausstellungen und einem Regenbogenpanorama auf dem Dach. Diese Installation ist wirklich faszinierend, denn man geht durch einen 150 Meter langen runden Glasgang, dessen Scheiben die Farben des Regenbogens haben, sodass man einen einmaligen Blick auf die Stadt und ihre Bucht bekommt. Das Museum werde ich unbedingt wieder besuchen, um mir die anderen Ausstellungen anzusehen und auch das Regenbogenpanorama wieder zu genießen.
Und nun zu den oben angekündigten einschneidenden Veränderungen in meiner Wohngemeinschaft. Leider lebe ich seit Anfang November nur noch zu zweit mit der Spanierin in unserer zuvor so belebten Wohnung, weil unsere Mitbewohner aus unterschiedlichen Gründen in ihre Heimatländer Estland und Italien zurückgekehrt sind. Anfang Oktober wurde uns überraschend mitgeteilt, dass sich die Projektleiter dazu entschieden haben, den Esten aus dem Projekt zu nehmen und nach Hause zu schicken, weil die Zusammenarbeit aufgrund verschiedener Gründe nicht funktioniert habe und auch mehrere Bemühungen dies zu verändern nicht gefruchtet hätten. Bis zu seiner Abreise an Halloween hat er also nicht mehr wie ich im Klub gearbeitet, sondern bei anderen Arbeiten, die in der Ungdomsskole anstanden, mitgeholfen. Besonders getroffen hat es mich dann, als uns auch Emiliano eröffnet hat, dass er wegen eines sehr guten Jobangebots im Bereich Design, abreisen wird. Ich freue mich sehr über diese wirklich große Chance für ihn, doch wir hatten uns in den letzten Wochen sehr gut angefreundet und auch einiges unternommen, sodass der Abschied dann doch schwer viel. Nun sind unsere Projektleiter, bisher leider erfolglos, auf der Suche nach zwei neuen Freiwilligen. Wir sind sehr gespannt, mit wem wir diese für uns so spannende Zeit in Zukunft teilen dürfen.
Ich selbst bin weiterhin sehr zufrieden mit dem Projekt und der damit einhergehenden Arbeit im Freizeit- und Jugendklub. Besonders schön ist es, dass es mit dem Dänisch sprechen wirklich gut läuft und ich oft gutes Feedback zu meinen Fortschritten bekomme. Außerdem fällt es so auch leichter, den Kindern Spiele- oder Bastelideen zu erklären, ihnen bei Fragen helfen zu können oder einfach schöne Unterhaltungen mit ihnen zu führen.
Das Klima zwischen den Kollegen ist sehr angenehm, was ich besonders bei einem tollen Teambuilding Anfang Oktober miterleben durfte. Gemeinsam mit allen Mitarbeitern ging es für zwei Tage zum Slettestrand, einem kleinen Ferienort, der etwa 40 Minuten entfernt von Brønderslev liegt. Am ersten Abend haben wir uns gemeinsam auf den Weg zu einer etwas abgelegenen Hütte gemacht, die mit Kerzen und Holzmöbeln sehr hyggelig eingerichtet war. Nachdem wir alle mit einem Gläschen Wein oder Bier begrüßt wurden, teilte uns unser Chef in drei Gruppen ein, in denen wir dann Vorspeise, Hauptgericht oder Dessert vorbereiteten. Gegeben waren uns nur leckere frische Zutaten aus regionalem Anbau, sowie der Name der Speisen, die daraus entstehen sollten. Ein Rezept wurde uns nicht gegeben, sodass wir selbst kreativ werden mussten. Das Kochen hat großen Spaß gemacht und die Resultate haben fantastisch geschmeckt. Besonders von der unter der Leitung vom italienischen Freiwilligen im Holzofen gebackenen Pizza waren alle begeistert. Aber auch der Fisch mit grünem Spargel und der Apple Crumble mit Vanilleeis waren super lecker. Den Abend haben wir nach einem ausgedehnten Essen mit guten Gesprächen am Lagerfeuer ausklingen lassen.
Am nächsten Morgen ging es nach einem tollen Frühstücksbuffet aktiv weiter. In zwei Gruppen aufgeteilt konnten wir entweder zuerst auf Mountainbikes die traumhaft schöne Landschaft mit Wald, Hügeln, Pferden und Blick auf das Meer genießen, während wir immer wieder zwischen verschiedenen Schwierigkeitsgraden wählen konnten, sodass wirklich für alle etwas dabei war. Die zweite Aktivität an der wir teilnahmen war Reiten. Alle bekamen ein Pferd oder Pony zugeteilt auf denen wir dann hintereinander am Strand und durch den Wald ritten. Zurück an der Herberge gab es ein leckeres Mittagessen, bevor alle in kurzen Präsentationen etwas über ihre Arbeit berichteten. Wir haben diese zwei Tage sehr genossen und ich bin wirklich unglaublich froh, in so einer tollen Gemeinschaft arbeiten zu dürfen.
Durch meine Fahrdienste konnte ich in den folgenden Wochen noch einige Male bei anderen Mountainbike Touren mitmachen, was auch eine schöne Abwechslung zu meiner normalen Arbeit im Klub darstellte.
In der folgenden Woche waren Herbstferien in Dänemark. Da unser Klub trotzdem zur Ferienbetreuung geöffnet war, haben wir hier besondere Aktivitäten angeboten und unternommen. Am Montag waren wir im Nymarksminde, einem kleinen Tier- und Freizeitpark nicht weit von meinem Arbeitsplatz. Die Kinder hatten die Möglichkeit Farmtiere, wie Kaninchen, Pferde, Katzen oder auch Schweine, in großen Freigehegen hautnah zu erleben, mit Naturmaterialien zu basteln, eine Fahrt auf einem Traktoranhänger mitzumachen oder auch Fußballgolf zu spielen. Meine Mitbewohnerin Paloma war auch dabei, um die Aktivität für ihr Projekt eines Werbefilmes über die Klubs in Fotos und Videos festzuhalten. Nach einem sehr entspannten Dienstag mit nur einem Kind im Klub ging es in den folgenden drei Tagen mit dem Freizeitklub aus dem Nachbarort auf Herbstferienfreizeit. Wir waren in einer Art Pfadfinderhaus mit Selbstverpflegung mitten zwischen Wald und Feldern untergebracht. Am ersten Abend haben wir nach einem typischen Geburtstagskaffee für zwei Geburtstagsmädchen mit ganz vielen dänischen Fähnchen auf Kuchen, Tischen und als Girlanden gemütlich am Lagerfeuer gesessen und Marshmallows gebraten. Für den nächsten Tag hatten wir eine große Schatzsuche mit Quizfragen vorbereitet, außerdem gab es die Möglichkeit, sein Mittagessen über dem Feuer zu machen, also Stockbrot mit Würstchen für das typische Pølsehorn, und mit meiner Kollegin Bella und mir aus Steinen, Blättern und Zweigen schöne Herbstdekorationen zu basteln. Für den Abend stand dann eine Abschiedsparty mit riesigen selbstgemachten Burgern, sehr unterhaltsamen Spielen und einer kleinen Disko an. Als die Kinder am nächsten Mittag abgeholt wurden, waren wir dann doch alle sehr geschafft von der Kombination aus viel frischer Luft und vielen Kindern.
Nach der Ferienfreizeit drehte sich auf der Arbeit fast alles um das für Anfang November geplante Halloweenfest. Hier in den Klubs sind alle total begeistert von dieser Tradition, sodass wir in den Wochen zuvor sehr viel Halloweendekoration und Kostüme gemeinsam mit den Kindern bastelten. Und es hat sich gelohnt: Das Fest war wirklich ein großer Erfolg und hat viel Spaß gemacht. Das ganze Haus war sehr „uhyggelig“, also gruselig, geschmückt und besonders die selbst gemachten Kostüme sahen toll aus. Zunächst hat unser Chef den Kindern eine von ihm geschriebene Geschichte erzählt, die von einem Pastor handelte, der blutige Skulpturen hergestellt hat, deswegen aus seinem Amt verwiesen wurde und stattdessen ein schaurig strenger Lehrer wurde. Als eines Tages ein Junge namens Paul auf Wunsch seiner Freundin in der Klasse Akkordeon spielte, hörte dies der Lehrer und bestrafte sie beide für diese Teufelsmusik. Er versteckte die zwei Kinder auf dem Dachboden, wo sie dann starben. Nach dieser Geschichte mussten die Kinder wie in einem Geisterkabinett durch das Jugendhaus laufen und trafen an vier Stationen auf gruselige Gestalten, dargestellt von uns Mitarbeitern. So hatten sie auf dem Dachboden auch eine Begegnung mit dem verstorbenen Jungen, einem Skelett im Schaukelstuhl, und dem Mädchen, von mir gespielt. Sie mussten eine kleine Aufgabe lösen, in meinem Fall zusammen mit mir ein gruseliges Lied singen, worauf sich unerwarteter Weise auch die sonst so coolen älteren Jungen einließen, bevor sie als Belohnung einen kleinen Stein bekamen, um zu zeigen, dass sie wirklich an allen Stationen waren. Zum Abschied gab es dann noch ein tolles Buffet mit Mumien aus Würstchen in Teig, Monstern aus mit Spaghetti gefüllten Paprika, in die wir Gesichter geschnitten hatten, blutenden Augen aus weichen Brötchen mit Zuckerguss und Keks-Fingern.
Nun geht es gemütlich weiter mit Vorbereitungen auf Weihnachten, worauf ich mich sehr freue, weil ich die Adventszeit und das Weihnachtsfest immer sehr genieße. Aber darüber kann ich euch dann in meinem nächsten Blogeintrag mehr berichten. Außerdem ist es nun ja auch nur noch weniger als ein Monat bis zu den Weihnachtsferien, die ich Zuhause verbringen werde.
Vi ses!
Eure Feli