Ein Leben ohne Freunde ist eine weite Reise ohne Gasthäuser.
Wie im Land der Götter, wie ein Gott zu speisen ist und was man über griechische Tischmanieren wissen sollte, um den Dichtern und Denkern Europas nicht auf die Füße zu treten.
In Griechenland gibt es mehr als nur die eine bestimmte Form eines Speiselokales. Nein, hier wird glatt zwischen vier beziehungsweise 5 verschiedenen Arten unterschieden.
Eine davon ist das sogenannte „εστιατόριο“, das auch bei uns weitverbreitete Restaurant. In diesem lässt sich jede Art von Speisen finden, von den allzu typischen griechischen bis hin zu Burgern und sogar Sushi.
In Griechenland jedcoh viel häufiger und typischer ist die „ταβέρνα“ (Taverne), die jedem Griechenlandliebhaber ein Begriff sein dürfte. Diese Etablissements sind deutlich uriger eingerichtet als Restaurants. Sie beseitzen einen gewissen familiären Charme, sind teilweise deutlich kleiner und haben zu Weilen, im Gegensatz zu ihren großen Konkurenten, ledigleich Abends un nicht schon zur Mittagszeit geöffnet.
Neben diesem beiden Hauptvertretern der Spreiselokale Helas, existieren noch zwei weitere Unterkategorien der „ταβέρνα“.
Eine davon ist die „ψαροταβέρνα“, in welcher hauptsächlich frische Fischgerichte zu finden sind. Diese Art der Taverne lässt sich vermehrt in Gegenden, welche am Meer oder an Seen gelegen sind auffinden, weshalb beispielsweise die Chalkidiki, der Süden Griechenlands und die vielen Inseln, die meisten Lokale dieser Art aufzuweisen haben.
Die zweite, weitverbreitetere Unterkategorie wird von den beiden Bezeichnungen „μεζεδοπωλη“ und „ουζερί“ gebildet. In diesen beiden lassen sich vermehrt kleinere Gerichte entdecken. Dennoch stehen dort auch griechische Spezialitäten, wie Muscheln, Oktopus und Schnecken auf der Speisekarte.
Ich würde behaupten, dass wir vergangenen Samstagabend in einem Lokal letzterer Kategorie Essen waren. Besagtes Lokal trug den Namen „νΤομάτα“ und war von uns Freiwilligen und Gästen aus Thessaloniki und von der Chalkidiki ausgewählt worden, da dort ein Konzert mit traditioneller griechischer Musik stattfinden sollte. Dieses Erlebnis wollte sich natürlich niemand entgehen lassen.
Auf Grund der Tatsache, dass einige von uns am Tag zuvor eine Bar auf Grund eines ähnlichen Events verlassen mussten, da sie keine Pätze reserviert beziehungsweise Tickets gekauft hatten, machten wir uns verfrüht auf den Weg zu unserem Ziel, um auf jeden Fall einen freien Tisch ergattern zu können, da es keinen Ticketverkauf gegeben hatte.
Bei unserer Ankunft mussten wir allerdings feststellen, dass abgesehen von uns noch keine anderen Gäste vor Ort waren. Dies liegt wohl an dem Phänomen, dass wir Deutschen, ebenso wie unsere Britischen Freunde uns für gewöhnlich um ca. 18 Uhr ins Restaurant begeben um zu Abend zu essen. Ebenso, wie man Franzosen und Italiänern nachsagt, sie kämen um ca. 20 Uhr.
Griechen allerdings, begeben sich erst um ca. 22 Uhr in die Gaststätten und das wohl auch hier in der Umgebung, womit alle Bedenken keinen Tisch mehr zu ergattern umsonst gewesen waren.
So saßen also zwei Portugiesen, ein Spanier, eine Ungarin und zwei Deutsche um 21 Uhr in einem vollkommen leeren Lokal im Valley von Serres und bestellten ihre Essen. Dies geschieht, bei so vielen Erfahrenen Gaststättenbesuchern, natürlich in typischer griechischer Manier: Vorspeisen und Salate werden für gewöhnlich gemeinsam ausgesucht und bestellt. Sobald diese an den Tisch gebracht werden, bedient sich jeder an allem, was er oder sie mag und nimmt ebensoviel wie er oder sie verträgt.
Da unsere Gruppen zumeist aus einem Großteil von Vegetariern bestehen, sieht eine ordinäre Bestellung für uns wie folgt aus: „βouγourδη“ (griechische Vorspeise oder Zwischenmahlzeit aus Feta und Tomaten, gebacken im Tongefäß), „τζατζίκι“ (Tzatziki), dazu „σκορδόψωμο“ (Knoblauchbrot), „ ψημένα μανιτάρια“ (im Ofen gebackene Pilze), sowie in Olivenöl gebratenes Gemüse, wie „μελιτζάνες τηγανιτές“ (gebratene Auberginenscheiben), „κολοκυθάκια τηγανητά“ (gebratene Zucchini) und „πιπεριές τηγανητές“ (gebratene, süße oder scharfe Peperoni).
Häufig werden darüberhinaus traditionelle Gerichte wie der allen als „Griechischer Salat“ bekannte „χωριατικη σαλατα“ (eigentlich Bauernsalat genannt) und Zucchinibälle („κολοκυθοκεφτέδες“) geordert. Und weil niemand so richtig widerstehen kann, werden häufig dann doch noch Pommes Frites („Γαλλικά πατάτες“) bestellt.
Ein Grund, weshalb man jedoch nicht alles, was man gerne hätte auf einmal bestellen sollte ist, dass ansonsten der gesamte Tisch mit Tellern der verschiedensten Speisen vollgetellt ist. Denn in Griechenland herscht die Tradition, nach und nach weitere Mahlzeiten oder Häppchen dazuzubestellen vor, weshalb bei einmaligem Ordern davon ausgegangen wird, man wolle alles zusammen essen, sodass alles aufeinmal am Tisch erscheint.
Falls man, so wie wir, völlig unfähig ist die in manch nicht so touristischen Gegenden nicht auf Englisch übersetzte Speisekarte zu lesen, so ist dies in den meisten Fällen gar kein Problem. Hierfür gibt es drei ganz simple Lösungsansätze:
1. Man macht es wie die Griechen und begibt sich, nach Erlaubnis des Kellners, in die Küche, den Lagerraum oder eventuell den Weinkeller, um sich dort über Angebot der Speisen und Getränke aufklären zu lassen und zu wissen, was genau in die gewünschte Speise kommt.
2. Man versucht, wie wir mit unseren gebrochenen Anfängerkenntnissen eine mehr oder weniger korrekte Bestellung aufzugeben, indem man Sätze wie „Θα ήθελα να έχω tzatziki“, oder „ευχαριστώ πολύ“ verwendet und hofft, dass die Aussprache gut genug ist, um verstanden zu werden.
3. Man hat eine/n griechische/n Freund/in mit sich, der/die den ganzen Prozess vereinfachen kann.
Letztere Variante kommt den Richtlinien, wie ein gemeinsamer Tavernenabend aussehen soll, zugute. Dies beinhaltet unteranderem nämlich gute Unterhaltung wähend des Essens.
Obwohl im alten Griechenland meist mit den Händen gegessen wurde, ist dies heutzutage nicht wirklich angesagt und sicherlich nicht angebracht. Eher noch trifft man in touristischen Gegenden das sogenannte "Couvert" an. Dieses ist ein Posten der auf den meisten Restaurantrechnungen hier auftaucht. Das Couvert deckt die Kosten für das Besteck, die Tischdecken und Servierten, sowie das Brot was meist noch vor dem Essen gereicht wird. So muss also elbst wer sich dazu entscheidet das Besteck lieber links liegen zu lassen, für jenes bezahlen.
Zum Essen gehört zudem natürlich auch das Trinken. Zum liebsten Trinken der Griechen gehört gekühltes Wasser, welches ganz leicht aus dem Wasserhahn gewonnen werden kann und somit in den meisten Fällen völlig kostenlos zu jeglichen Speisen gereicht wird. Dieses Mineralwasser ohne Kohlensäure wird als „μεταλλικό νερό“ bezeichnet. Wünscht man sich Mineralwasser mit Kohlensäure („σόδα“), so ist dieses meist nur gegen Aufpreis und in Dosen beziehungsweise Limonadenflaschen zu erhalten.
Außerdem wird zum Essen gerne Wein getrunken. Eine echte Weinspezialität haben die Regionen Macedonien und Thessalien mit „ρετσίνα“ geschaffen. Dieser ist vorwiegend weißer, unter Umständen auch roséfarbener Wein, welcher pro Hektarliter maximal mit 1 Kilogramm Harz der Aleppokiefer gemischt wird. Zwar ist der daraus entstehende Geschmack etwas gewöhnungsbedürftig, dafür immerhin ebenso einzigartig. Um den Geschmack etwas abzumildern, wird Retsina auch von Einheimischen häufig mit Coca Cola vermischt.
Doch auch für nach dem Essen ist für genügend Trinken gesorgt, bedenke man Spirtuosen wie „Oύζο“ oder „τσίπουρο“, welche überwiegen als Absacker getrunken werden.
Nachdem also alles Essen bestellt und verschlungen wurde und ebenso alles Wasser und aller Wein geleert wurden, beginnt sich „νΤομάτα“ letztendich doch noch zu füllen und nach kurzer Zeit ist das gesamte Gebäude voll und es herrscht gute Stimmung. Unsere Teller sind dennoch nicht vollkommen leer. Dies liegt nicht daran, dass es uns nicht geschmeckt hätte, oder dass wir nicht mehr hätten Essen können, sondern daran, dass leere Teller für den Restaurantinhaber bedeuten würden, wir hätten sein Essen nicht genug gemocht um mehr zu bestellen, beziehungsweise dass wir nicht über genügend Geldmittel verfügen würden, um mehr zu kaufen, was laut griechischen Bekannten wohl nicht gut aussehen würde.
Da wir alle jedoch am nächsten Morgen früh aufbrechen und zu einer Umweltaktion fahren wollten, wurde aus Wasser und Wein nichts weiteres. Alle Bedingungen, wie in Griechenland eben jene zuvor erwähnten Getränke zu sich genommen werden sollten, wären jedoch erfüllt gewesen. Laut unserer Mentorin braucht es dazu nämlich gute Gesellschaft, gutes Essen und viel Zeit.
Zeit verbrachten wir in besagtem Lokal ganz klar mit Vergnügen. Besonders als (in typicher griechischer Manier mit ca. 45 Minuten Verspätung) die Live-Band zu spielen began. Wir alle hörten wie gebannt den Melodien des Balkans, bis sich nach einer Weile einige Angehöriger einer feiernden Gesellschaft auf die Tanzfläche begaben. Diese tanzten traditionelle Tänze, sangen und erfreuten sich der Musik.
Uns viel auf, wie verschieden die Tänze unserer Heimaten und Griechenlands doch von einander waren. Für einige von uns gab es Salsa und andere lateinamerikanische Tänze, für die anderen klassische Tänze und wieder andere kannten nur das Tanzen aus dem Club.
Die Tänze, welche an deisem Abend von den anderen Lokalbesuchern getanzt wurden waren selbst untereinander sehr unterschiedlich in Tempo und Rythmus.
Gerade diese Vielfalt an Eindrücken, die man während seinem EFD sammelt, ist immer wieder was mich darin bestärkt eine gute Entscheidung getroffen zu haben, als ich mich dafür entschied nach Griechenland zu kommen. Oft sind es die kleinen Dinge, die uns bereichern, sobald sie uns auffallen und die wir schätzen lernen müssen.
Quellen:
http://www.antike-tischkultur.de/tischsittengriechen.html
Anna Alevra
Reiseführer Chalkidiki, Thessaloniki, Klaus Bötig, Marco Polo. 10. Auflage 2012