Ein Interview vor der Abreise
Für Vici (18) geht es bald für 10 Monate in den EFD und hat vor ihrer Abreise noch Fragen die sie Vici A. (19), die frisch von ihrem freiwilligen Dienst in Finnland zurück gekommen ist, stellen will.
Vici :
Hallo Vici! Da ich noch nie für längere Zeit alleine, geschweige denn im Ausland, gelebt habe und meine Geschwister mit so viel Begeisterung von ihren Aufenthalten erzählt haben, sind die Erwartungen an mein kommendes Jahr ziemlich hoch. Ich bin aber vor allem gespannt, wie ich mich persönlich entwickeln werde und in wie fern ich in 10 Monaten ein anderer Mensch sein werde. Würdest du sagen, dass dich das Auslandsjahr spürbar verändert hat ?
Vici A. :
Hey ! Ja und nein. Zum einen prägen dich die neuen Menschen und Aufgaben schon so, dass sich deine Sicht auf viele Dinge ändern wird. Dein Blick ist nämlich jetzt innerhalb des Freundes-, Familien-, und Schulkreises recht begrenzt; im Projekt wird er dann geweitet. Arbeitest du da z.B. in einem Flüchtlingsheim, bekommst du durch die persönlichen Erfahrungen und Begegnungen eine neue Meinung über die viel diskutierte Flüchtlingssituation. Oder hast du deine Aufgaben in einem Jugendzentrum, so wirst du merken wie wichtig die Betreuung von Jugendlichen ist und wirst vielleicht eine bisher unbekannte Freude darin finden dir Beschäftigungen für sie zu überlegen. Viele Themen, die für dich jetzt irrelevant sind, werden also auf einmal eine ganz neue Bedeutung bekommen.
Vici :
Und jetzt zum „nein“ ?
Vici A. :
Anstatt dich zu ändern wirst du nämlich noch „duer“ als je zuvor. Denn bisher warst du ein Teil deines Freundes - & Familienkreises ohne dir über deine Rolle oder dich selbst Gedanken machen zu müssen. Wenn du dann aber alleine, in ein fremdes Land, mit einer fremden Sprache und unbekannten Menschen kommst, wirst du dir überlegen, ob du eher selbstbewusst oder schüchtern auftreten willst, ob du auf andere zugehst oder darauf wartest, dass dich jemand anspricht, ob du dir zusätzliche Aufgaben suchst oder nur das Nötigste arbeitest, oder ob du dich um gute Freundschaften bemühst oder dich mit kurzen Bekanntschaften zufrieden gibst.
Du wirst dich auch viel mehr zu schätzen kennen lernen, weil du merken wirst, dass du, mit deinem aktiven Einsatz, nach 12 Jahren Schulbankdrücken, tatsächlich gefragt bist. Mir hat es ein gutes Gefühl gegeben endlich mal selbst anpacken zu dürfen und meine Ideen einbringen zu können. Für die Zukunft weiß ich dadurch jetzt auch, dass ich meine Meinungen und Ideen mehr einbringen soll, als ich es bis dahin getan hatte.
Keine Sorge, in den zwei Seminaren, die du haben wirst, werden dir Denkanstöße zum Thema persönliche Entwicklung gegeben. Vor einem Jahr hätte ich auch noch keine so weisen Erkenntnisse geben können.
Vici :
Puh, hört sich tatsächlich sehr tiefgründig an.
Du hast die Zukunft schon kurz erwähnt. Hast du während des EFDs herausgefunden was du in der Zukunft machen willst ?
Vici A. :
Ja! Nach der stressigen Schulzeit habe ich dort endlich Zeit gefunden um die unzähligen Möglichkeiten durchzugehen. Und vor allem meine Projekte mit den Flüchtlingen und den arbeitslosen Jugendlichen, die mein schon länger vorhandenes Interesse an Politik gestärkt haben, so wie das neue Bewusstsein mehr machen zu können, als ich immer dachte, haben mich dazu ermuntert jetzt weiter in die politische Richtung einzutauchen.
Vici :
Die 4000 Zeichen sind leider gleich aufgebraucht, aber was sollte mir noch klar sein, bevor ich in mein Jahr starte ?
Vici A. :
Dass so ein EFD nach 18 Jahren im Elternhaus zwar ein Riesenschritt ist, aber dass es er dich nicht von Grund auf ändern wird. Du wirst dich zwar schon unglaublich weiterentwickeln, was aber, vor allen Mitmenschen, vor allem du selbst spüren wirst.
Vici :
Vielen Dank für die Antworten !