Ein bisschen Einsamkeit nach 4 Tagen multikultureller Gemeinsamkeit
EVS-Training und erstes Heimweh
Hallo meine Lieben,
ich sitze wie jeden Abend hier im Computerraum (dem einzigen Ort mit gescheitem Internet) und versuche meine letzten Tage zusammenzufassen: Am Dienstagmorgen letze Woche stiegen Soraya und ich in den Zug nach Derby, eine Kleinstadt in der Mitte von England. Dort hatten wir unser EVS-On-Arrival-Training gemeinsam mit 36 anderen Freiwilligen aus ganz Europa (und darüber hinaus). Schnell stellte sich heraus, dass die Gruppe beinahe zur Hälfte aus Deutschen bestand…der ständige Wechsel zwischen Deutsch und Englisch überforderte mich zu Beginn tatsächlich ziemlich und nicht selten sprach ich einen Deutschen auf Englisch an oder begann, mit Soraya Deutsch zu reden, sehr zu ihrer Erheiterung. Unser Hotel war wirklich schick, mit einem riesigem Frühstücksbuffet und wir kamen endlich mal wieder in den Genuss einer richtigen Dusche mit Brause anstatt unserer in Britain üblichen Badewanne (mit ausschließlich einem heißen und einem kalten Wasserhahn) :D Was dann folgte, waren 3 schöne Tage mit jeder Menge größtenteils nützlichen Infos zum europäischen Freiwilligendienst, günstigem Leben in der UK (Essen, Reisen etc.) und Möglichkeiten für Auslandsaufenthalte in der Zukunft. Darüber hinaus lernte ich viele nette und interessante Leute aus den unterschiedlichsten Ländern kennen: Für mich war es zum Beispiel sehr eindrücklich, mit einer Ukrainerin über die Situation in ihrem Land zu diskutieren. Jeden Abend erkundeten wir Derbys Nachtleben, das immerhin einige Pubs mehr als unser Marske besitzt :) Irgendwie landete ich dann aber doch jedes Mal zum Schluss bei ein paar Deutschen (jedes Mal anderen)…die sind einfach am längsten wach gewesen! Am letzten Abend waren wir dann sogar noch in einem Dance Club: das Klientel dort war zum Teil ziemlich schräg, aber wir hatten definitiv unseren Spaß :D Freitag fuhren wir schließlich vollkommen erschöpft, aber auch erfüllt von neuen Eindrücken, die teilweise die Sicht auf den eigenen Freiwilligendienst verändern und einer Menge neuer Kontakte im Mobile Phone nach Hause. Wir waren so k.o., dass wir nur ganz kurz bei der Kinder-Halloween-Party unserer Mentorin vorbeischauten (hauptsächlich wegen dem Essen) und dann ins Bett fielen. Samstag ging es direkt ohne Zeit zum Erholen weiter mit einem Car Wash, der veranstaltet wurde um Geld für Marske Hall zu sammeln. Zum Glück strahlte die Sonne vom blauen Himmel, denn ich war nach über 4 Stunden Autos waschen klatschnass von oben bis unten. (naja, ich gebe zu, ich habe mir mit einem kleinen Jungen eine Wasserschlacht geliefert und das war die Hauptursache) Als wir endlich fertig waren, waren Soraya und ich so müde, dass wir den ganzen Nachmittag verschliefen. Der Sonntag verlief dann sehr relaxed, wir hatten immerhin einiges an Schlaf nachzuholen ;)
Montag hatte ich ein ziemliches Tief und zum ersten Mal so richtig Heimweh…wir hatten am Abend ein Volunteer-gesamt-Meeting, bei dem Soraya und ich hofften, endlich einmal ein paar Leute in unserem Alter aus der Gegend kennenzulernen (hier arbeiten anscheinend über 70 Volunteers). Das Meeting stellte sich dann aber als ein spärliches Häufchen von etwa 10 alten (also richtig alten) Ladies heraus, die beisammen saßen und Twix aßen…nicht so ganz, was ich mir darunter vorgestellt hatte und ich war entsprechend enttäuscht. Die Leute hier sind zwar alle richtig lieb und freundlich zu uns, aber sie sind eben ausschließlich um viele Jahre älter als ich. Das Training in der vorherigen Woche und die vielen Jugendlichen dort machten mir erst bewusst, wie sehr mir hier die Gesellschaft von Gleichaltrigen fehlt. Entsprechend niedergeschlagen waren wir beide dann am Abend in unserer Dachwohnung, in der man sich schon ziemlich einsam fühlen kann. Naja, ich glaube, durch solche Phasen muss jeder durch, der irgendwo neu ist und ich habe die Hoffnung, irgendwann hier auch junge Leute kennenzulernen, noch nicht ganz aufgegeben (nur fast :D) Immerhin gibt es noch meine EVS-Mitstreiter vom Training, von denen ich mit Sicherheit einige besuchen werde und umgekehrt.
Ich melde mich bald wieder, hoffentlich mit besserer Laune :)
Lea xxx